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Marktflagge, Sebatsian Stietzel, Vorsitzender des Kompetenzzentrums Mittelstand der Berliner IHK

© Marktflagge GmbH

Wahl bei Berlins Industrie- und Handelskammer: So erklärt Kandidat Stietzel seine Geschäfte

Sebastian Stietzel will Präsident der Berliner IHK werden. Doch Kritiker werfen ihm Mängel bei der Transparenz vor. Hier seine Antworten.

Der Tagesspiegel hatte Hinweise auf intransparentes Geschäftsgebaren des Berliner Unternehmers Sebastian Stietzel erhalten. Stietzel stellt sich am Dienstag, den 28. Juni 2022, der Vollversammlung der Berliner Industrie und Handelskammer zur Wahl als Präsident. Die Redaktion konfrontiere Stietzel mit den Behauptungen und dokumentiert hier die schriftlich gestellten Fragen und schriftlich formulierten Antworten im Wortlaut.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?
Insgesamt trage ich über Mehrheitsbeteiligungen meiner Gesellschaften beziehungsweise im Rahmen von Organstellungen Personalverantwortung für rund 300 Beschäftigte. In meinem unmittelbaren Umfeld sind fünf Mitarbeiter:innen tätig.

In welchem Beschäftigungsstatus stehen diese Mitarbeiter?
Von den engagierten Mitarbeiter:innen in meinem direkten Team sind zwei sozialversicherungspflichtig beschäftigt, zwei Personen im Minijob und eine Honorarkraft tätig.

Ihr Unternehmen Marktflagge ist offenbar an ihrem Wohnort angemeldet, Ihr anderes (German Future GmbH) in der Gormannstraße: Wo arbeiten Ihre Mitarbeiter?
Moderne und flexible Formen der Arbeit und Arbeitsorganisation sind wichtig für den Erfolg: Alle meine Mitarbeiter:innen und ich selbst arbeiten remote, ortsunabhängig oder in temporären Offices.

Warum ist Ihre German Future GmbH an der Adresse der Social Chain AG registriert? Inwieweit bestehen Verbinngen zwischen den Unternehmen?
Zwischen der Social Chain AG und der German Future Ventures GFV GmbH bestehen keine gesellschaftsrechtlichen Verbindungen, die Unternehmen sind lediglich im gleichen Bürogebäude gemeldet.

Sie waren bei Social Chain im Vorstand, zwischenzeitlich Prokurist. Wann sind sie dort ausgeschieden und welche Rolle haben Sie heute in dem Unternehmen?
Ich war als COO (Chief Operating Officer, operativer Vorstand, Anm. der Red) der Vorgängergesellschaft Lumaland AG für das gesamte operative Geschäft und die Integration von Zukäufen mit insgesamt circa 250 Mitarbeiter:innen verantwortlich. Seit dem Start der German Future Ventures im Jahr 2021 konzentriere ich mich auf diese neue Tätigkeit und habe daher keine Rolle mehr bei der Social Chain AG.

Ehemalige Präsidenten der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). Von Links: Werner Gegenbauer, Eric Schweitzer, Beatrice Kramm und der amtierende: Daniel-Jan Girl.
Ehemalige Präsidenten der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). Von Links: Werner Gegenbauer, Eric Schweitzer, Beatrice Kramm und der amtierende: Daniel-Jan Girl.

© Montage: Kevin P. Hoffmann/Quelle: IHK Berlin

Eine unserer Quellen sagt: Marktflagge halte keine nennenswerten Beteiligungen. Inwiefern stimmt das?
Die Marktflagge GmbH hält Beteiligungen an mehreren Unternehmen, beispielsweise an der SynBiotic SE, deren Verwaltungsratsvorsitzender ich bin. Die von mir geführte Mittelstandsbeteiligungsgesellschaft German Future Ventures GFV GmbH ist Mehrheitseigner eines Bahnzulieferunternehmens mit circa 170 Mitarbeiter:innen.

Marktflagge haben Sie 2013 als GmbH gegründet. Sie haben aber bis heute keine Jahresabschlüsse hinterlegt. Es heißt, Sie verstoßen damit gegen die Publizitätspflichten nach § 325 des Handelsgesetzbuches (HGB). Was sagen Sie dazu?
Ihre Quelle scheint sich mit den Bestimmungen des §325 HGB ff. nicht ausreichend auszukennen: Meine Gesellschaften sind demnach lediglich zu Hinterlegung, nicht aber zur Offenlegung der Jahresabschlüsse verpflichtet. Dem komme ich selbstverständlich seit 2013 regelmäßig nach, wie sich auch im zuständigen Register nachvollziehen lässt.

Ihre Kritiker versuchen offenbar zu belegen, dass Sie juristisch zwar ein Unternehmer sind, aber kein Arbeitgeber im eigentlichen Sinne. Daher seien Sie offenbar nicht geeignet, die IHK an der Spitze zu repräsentieren. Was entgegnen Sie diesen Personen?
Auch hier irrt ihre Quelle: Satzungsgemäß darf jedes Mitglied der Vollversammlung zum IHK-Präsidenten gewählt werden, unabhängig von der Rechtsform, der Größe oder der Mitarbeiterzahl des repräsentierten Unternehmens. Es ist eher die Frage was mich antreibt: Bereits mit 16 Jahren habe ich mein erstes Unternehmen gegründet und war seitdem - nicht zuletzt durch meine Beteiligungsgesellschaften - in ganz unterschiedlichen Unternehmensgrößen und Branchen tätig. Die dabei bis heute gewonnen Erfahrungen fließen in mein Wesen und Wirken ein und ich halte das für einen Gewinn für die IHK-Spitze.

Dabei sind mir die Herausforderungen des ganz besonderen, meist kleinteiligen Berliner Mittelstandes, sowie die Beseitigung der durch Verwaltungshandeln existierenden Hürden ein wichtiges Anliegen. Auch für meine weiteren Fokusthemen, wie eine wirksame Bildung, die Innovationsförderung sowie eine pragmatische Stadtentwicklung konnte ich bereits zahlreiche und großartige Talente aus der Berliner Wirtschaft für eine Zusammenarbeit und Unterstützung meiner Kandidatur gewinnen. Auf die Zusammenarbeit auch mit anderen engagierten Akteuren Berlins für eine prosperierende Wirtschaft in unserer großartigen Stadt freue ich mich bereits sehr.

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