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© dpa/Jörg Carstensen

Tag 8 bei der Berlinale: Die Sonne ins Gesicht malen

Unser Autor lässt sich bei der Berlinale schminken. Und trifft Schauspielerin Lavinia Wilson, die sich für den roten Teppich zurechtmacht. Wie viel Styling steckt im Film?

Eine Kolumne von Robert Ide

„Macht’s dir was aus, wenn ich mir nebenbei meine Fingernägel mache?“, fragt Lavinia Wilson. Die Schauspielerin ist zum Interview in ein Kreuzberger Café gekommen, sie will danach weiter zu zwei roten Teppichen. So richtig vorbereitet fühlt sie sich nicht. „Ich hab noch mein Mittagessen auf dem Pullover.“

Brauchst du ein Fresh-up für dein Gesicht?

Berlinale-Stylist Robert zu unserem Autor Robert

Auf meinem Pullover sind auch viele Flecken – draufgenäht. Die dunklen Berlinale-Kinos können ein paar Farbtupfer gut gebrauchen. „Sind da Eingeweide drauf?“, fragt mich eine Frau nach dem Spätfilm an der Bar. So genau hatte ich mir meinen Pulli gar nicht angesehen. Bei der Berlinale trifft man immer auf Fragen des Lebens, denen man sich noch nicht gestellt hat. Wie die, die mir ein Robert am nächsten Morgen stellt: „Brauchst du ein Fresh-up für dein Gesicht?“

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Ich sitze in der lippenstiftroten Schminkbox auf dem Potsdamer Platz und linse in einen Spiegel. Der bunte Pullover betont den blassen Teint meines Gesichts. „Du brauchst auf jeden Fall ein bisschen Sonnenbräune“, sagt Robert und beginnt, mein Gesicht mit verschiedenen Pinseln zu bestreichen.

Robert, der sonst im KaDeWe schminkt und der mit meiner geschafften Festivalhaut ganz gut zu tun hat („Wir Roberts müssen zusammenhalten“), frischt für Berlinale-Sponsor Armani die Kinogäste für die letzten Filmtage auf. Mir tupft er Bronzepuder auf Wangen und Stirn – „auf die Stellen, wo die Sonne hinscheinen würde“. Draußen tobt ein schattiger Berliner Februarsturm.

Ist die ganze Berlinale eine Illusion? Sind die Menschen in den Filmen gar nicht echt, sondern nur für unsere Augen zurechtgemacht? „Vieles hat mit Schminke und Styling zu tun“, verrät Lavinia Wilson. Und nicht nur bei den Haaren zählt am Ende der Schnitt.

Nach meinem Fresh-up kann mein Gesicht hoffentlich wieder mit dem Pullover mithalten. „Darf ich dich malen?“, fragt eine Frau in der Schminkbox. Sie zeichnet mit Stift und Pinsel ein Erinnerungsbild von mir. Für den Pullover nimmt sie den Tuschkasten. Mein Gesicht lässt sie farblos.

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