
© Sönke Matschurek
Kandidat im Abseits: Berlins Ex-Bürgermeister Michael Müller kämpft ums politische Überleben
Nachdem die SPD den ehemaligen Regierenden abgesägt hat, ringt Michael Müller um ein Direktmandat für den Bundestag. Im Wahlkampf steht er in Charlottenburg auf der Straße – ohne Plan B.
Stand:
Michael Müller ist an diesem frostigen Samstagmorgen der einzige am SPD-Wahlkampfstand, der kein Rot trägt. Einen Monat vor der Bundestagswahl kämpft er auf einem Wochenmarkt im Berliner Stadtteil Charlottenburg in schwarzer, mit Fell gefütterter Lederjacke und schwarz-weiß kariertem Schal um seine politische Zukunft. Seine wie immer glatt rasierten Wangen sind von der Kälte leicht gerötet, die Mundwinkel seiner schmalen Lippen zeigen leicht nach unten. So kennt man ihn.
Eine Mutter kommt mit ihrer kleinen Tochter an der Hand vorbei. Sie zeigt auf den Wahlkämpfer. „Schau mal, das ist der Bürgermeister von Berlin“, sagt sie. „Der ehemalige“, korrigiert Müller. Das passiert ihm häufiger, obwohl er seit 2021 nicht mehr im Amt ist. Er bietet der Frau einen Flyer an.
Ein älterer Mann spricht den Ex-Regierenden an. „Sie müssen jetzt kämpfen, wa? Brauchen das Direktmandat?“, fragt er, während er mit einem Bratwurst-Brötchen fuchtelt. Er weiß offenbar, dass Müller nicht auf der Landesliste der SPD für den Bundestagswahlkampf steht. Dass seine eigenen Parteikollegen ihn demontiert, ihn gedemütigt haben. Dass es für Berlins bekanntesten aktiven SPD-Politiker bei diesem Wahlkampf deshalb um alles geht.
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