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Nur Züge, an denen sicherheitsrelevante Ausrichtungen beschmiert wurden, sollen direkt aus dem Verkehrt gezogen werden.

© imago/Schöning

U-Bahn Ausfälle in Berlin: Beschmierte Züge bleiben länger im Verkehr

BVG lässt U-Bahnen mit Graffiti länger fahren, um Ausfälle zu verringern. Am Problem des Fahrermangels ändert das aber nichts.

Was lange tabu war, wird jetzt von der BVG realisiert: Das Unternehmen lässt beschmierte Züge bei der U-Bahn länger im Einsatz als bisher, um weniger Fahrten ausfallen lassen zu müssen. Am Grundproblem ändere sich dadurch aber nichts, sagen Fahrer. Nach wie vor fielen die meisten Fahrten wegen Personalmangels aus.

Nach Angaben von BVG-Sprecherin Petra Reetz hat das Unternehmen zahlenmäßig genug Fahrer. Trotzdem fallen häufig Fahrten aus, weil Personal fehlt. Offiziell wird der Mangel dann meist auf einen hohen Krankenstand zurückgeführt, während Fahrer sagen, es gebe grundsätzlich zu wenig Kollegen. Am vergangenen Dienstag konnten nach Angaben von Reetz bei der U-Bahn acht Fahrer-Dienste nicht besetzt werden; bei der Straßenbahn seien es sogar 32 gewesen.

Zwölf beschmierte Züge an einem Tag

Auf der U2 (Pankow–Ruhleben) waren am Morgen nach Tagesspiegel-Informationen zwei von 26 erforderlichen Zügen nicht im Einsatz; am Nachmittag waren es sogar sechs. Grund sei ausschließlich Personalmangel gewesen. Die Praxis, beschmierte Züge im Einsatz zu lassen, wie es zuletzt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), die auch Aufsichtsratsvorsitzende der BVG ist, in der RBB-Abendschau gefordert hat, sei längst Alltag, sagte ein Fahrer.

Am Donnerstag seien zwölf Züge beschmiert gewesen, sagte Reetz. Vier davon hätten in die Werkstatt gemusst. Sofort aus dem Verkehr gezogen würden nur noch Züge, an denen sicherheitsrelevante Einrichtungen beschmiert seien, sagte Reetz. Dazu gehörten unter anderem die Frontscheiben, Sensoren für die GPS-Ortung, aber auch die Öffnungstasten der Türen.

BVG-Herzchen gegen Graffitis

Graffiti, die nicht sofort entfernt würden, beklebe man mit gelben BVG-Herzchen, um den Schmierern ein „Erfolgserlebnis“ mit ihrem fahrenden „Kunstwerk“ zu vermasseln. Die S-Bahn, die schon lange so verfährt wie jetzt die BVG, entschuldigt sich auf Aufklebern bei den Fahrgästen für noch nicht beseitigte Schmierereien, die in der Regel erst bei einem planmäßigen Aufenthalt in der Werkstatt beseitigt werden.

Während auch der Fahrgastverband IGEB schon lange lieber beschmierte Züge fahren sehen und so Ausfälle vermeiden will, stößt das jetzt praktizierte Vorgehen auf Kritik der Opposition. U-Bahnen mit Graffiti fahren zu lassen, sei eine „Kapitulation vor dem Vandalismus“, erklärte Henner Schmidt von der FDP. Sein CDU-Kollege Oliver Friederici sagte, „Berliner und Gäste unserer Stadt zahlen nicht dafür, in verschmierten Wagen befördert zu werden.“

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