
© Foto: Alexander Kloß
Besuch in der Ufa-Fabrik: Bundesumweltministerin überreicht Fördermittel für Klimaanpassung in Tempelhof
Die Tempelhofer Ufa-Fabrik ist in Sachen Klimaanpassung ein Vorreiter. Nun kam die Umweltministerin vorbei und brachte dem Bezirk einen 185.000-Euro-Bescheid mit.
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Die Stimmung war gelockert, als Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) in der Tempelhofer Ufa-Fabrik eintraf. Grund zur Anspannung hätte es ohnehin nicht gegeben, denn der Anlass war für Gastgeber und Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann (Grüne) ein erfreulicher. Im Rahmen der „Woche der Klimaanpassung“ überreichte Lemke ihm einen Förderbescheid in Höhe von rund 185.000 Euro, um den Bezirk beim Aufbau eines nachhaltigen Klimaanpassungsmanagements zu unterstützen.
Entgegengenommen wurde der Scheck vor – oder eher über – passend grüner Kulisse, nämlich auf der komplett begrünten Dachterrasse, welche die ehemalige Film- und Aktiengesellschaft krönt. „Bis zum Mauerbau wurden hier international bekannte Filme wie ‘Metropolis’ oder ‘Der blaue Engel’ bearbeitet, bevor wir das Gelände 1979 als ‘Internationales Zentrum für Kultur, Ökologie und Gemeinschaft’ in Betrieb nahmen“, führt der technische Leiter Werner Wiartalla, die Besucher:innen in die Geschichte des Gebäudekomplexes ein. Heute befinden sich auf dem Fabrikareal unter anderem ein Naturkostladen, eine Holzofenbäckerei, ein Theater und eine freie Schule.
Vorreiter in Deutschland
Energetisch versorgt wird die Ufa-Fabrik durch eigens erzeugten Solarstrom, der durch die auf dem Gründach angebrachten Photovoltaikanlagen produziert wird. Das Besondere daran: Begrünung und Solarzelle arbeiten symbiotisch zusammen. „Die durch die Pflanzen erzielte Verdunstung kühlt die Module und erhöht so deren Wirkungsgrad“, erklärt Wiartalla. Gleichzeitig ermögliche der durch die Paneele erzeugte Schatten eine größere Artenvielfalt auf dem Dach. „Es ist eine Win-Win-Situation.“

© Foto: Alexander Kloß
Auf Nachfrage Lemkes, wie man denn sicherstelle, dass die Pflanzen die Solarzellen nicht überdecken, reagiert der Physikingenieur pragmatisch: „Da lieg ich öfters mit ‘ner Decke und ‘nem Glas Rotwein auf dem Dach und schneid sie ab.“
Mit seinem ökologisch ganzheitlichen Ansatz ist das Projekt in Deutschland Vorreiter, doch auch hier vor Ort sei man laut Bezirksbürgermeister Oltmann vor den Folgen der Klimakreise nicht gefeit. „Unter den Klimaveränderungen und extremen Wetterbedingungen wie Hitzewellen und starker Trockenheit leiden auch Bürger*innen in Tempelhof-Schöneberg“, äußert er sich in einer Pressemitteilung des Umweltministeriums. Mit den erhaltenen Fördermitteln werde man eine:n Klimaschutzmanager:in einstellen in der Hoffnung, „mit diesen Maßnahmen die Lebensqualität nicht nur erhalten, sondern sogar verbessern zu können“.
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Dass es allein für den Erhalt der Lebensqualität allerdings enorm viel zu tun geben wird, ist auch allen Beteiligten klar. Schon zu Beginn des Rundgangs mahnt Lemke die allgegenwärtigen Folgen des Klimawandels an: „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass es kein neues Normal geben wird“. Umso wichtiger sei es deshalb, Vorsorge zu betreiben.
„In Berlin sind Hitzereaktionspläne, Verschattungsmaßnahmen und Wasserspeicherung das Entscheidende“, führt Oltmann weiter aus. Die Ufa-Fabrik hat zur Speicherung des Regenwassers beispielsweise eine eigene Zisterne angelegt. So sei man in der Lage, pro Jahr etwa zwei Millionen Liter Trinkwasser durch biologisch gereinigtes Oberflächenwasser zu ersetzen. Das entspreche dem Jahresverbrauch von mehr als 40 Einpersonenhaushalten.
Bundesumweltministerium will Regionen passgenau unterstützen
Da optimaler Klimaschutz oftmals von Ort zu Ort unterschiedlich aussieht, spiele für das Bundesumweltministerium eine auf die jeweiligen Regionen abgestimmte Förderung eine große Rolle. „Jede Kommune soll die Klimaanpassung umsetzten können, die vor Ort zu ihr passt“, heißt es in der Pressemitteilung. Im ersten Förderfenster hätten bereits rund 130 Kommunen einen Förderantrag gestellt.
Auch eine kleine Balkonanlage ist ein Bewusstseinswandel.
Werner Wiartalla, Physikingenieur
Für die Ufa-Fabrik wünscht sich Wiartalla außerdem bessere Monitoringmöglichkeiten. Die dort verbauten Solarzellen würden nach 25 Jahren Einsatz gerade einmal fünf Prozent Energieleistung verlieren. Daraus könne man wichtige Schlüsse für die Weiterentwicklung und den Einsatz der Technik ziehen.
Aber auch individuell ließe sich viel zu tun: „Auch so eine kleine Balkonanlage ist ein Bewusstseinswandel, dass Energie nicht aus der Steckdose, sondern von der Sonne kommt“. Unverständnis offenbart er gegenüber der fortwährenden Kohleverstromung. Hier pflichtet ihm Ministerin Lemke besonders bei: „Diese Regierung ist dabei, den Ausbau der Erneuerbaren so zu beschleunigen, dass das nicht mehr nötig sein wird.“
Zum Schluss wirft die Ministerin noch einen Blick auf die begrünten Fassaden und Lärmschutzwände, die das Gelände umranken. Passend dazu wirkt auch Wiartallas Appell: „Meine Bitte an alle Menschen: Begrünen Sie! So können wir unsere Welt ein bisschen cooler gestalten.“
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