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Was passiert nun mit den Kindern, deren Kita-Platz ab März gekündigt wurde?

© Waltraud Grubitzsch/dpa

Kita in Berlin-Tempelhof: Bezirk sucht nach Massenkündigung kreative Lösungen

Eine Kita hat 113 Kinder vor die Tür gesetzt. Schon länger soll es Missstände gegeben haben: Von Mobbing unter den Erziehern bis hin zu Kindeswohlgefährdung.

Von Fatina Keilani

Nach der Kündigung von mehr als 100 Kitaplätzen durch den Träger der Tempelhofer Kita „Notenzwerge“ wird jetzt eine Lösung gesucht, um die Kinder unterzubringen. Jugendstadtrat Oliver Schworck (SPD) will notfalls kreativ werden, damit die Familien nicht ab März vor unlösbaren Betreuungsproblemen stehen.

„Unser Ziel ist, dass wir möglichst alle Plätze ersetzen können, und sei es durch eine zeitweilige Überbelegung anderer Kitas“, sagte Schworck dem Tagesspiegel. „Eine Frage ist auch, ob wir es hinkriegen, den Ort selbst zu bespielen.“ Derzeit würde herumtelefoniert, um herauszukriegen, ob einige Erzieher der umliegenden städtischen Kitas bereit sind, für einige Zeit den Einsatzort zu wechseln. So könnten die gekündigten Kinder in der vertrauten Umgebung bleiben, allerdings wäre dann das Personal in den Entleiher-Kitas knapper.

Die Kita war dem Mobbing nicht gewachsen

Einen solchen Fall wie diesen hat es in Berlin noch nicht gegeben, sind sich Schworck und der Senat einig. Die Kita Notenzwerge gehört zur Rahn Education aus Leipzig, die auch Schulen im Ausland betreibt. International ist auch das Konzept der musikbetonten Notenzwerge: Kinder aus zwei Dutzend Nationen besuchen die Tagesstätte. Die Kita hatte sich gerade erst vergrößert, doch war sie dem Wachstum offenbar nicht gewachsen.

Von ursprünglich 85 Kitaplätzen wurde die Kapazität im Frühjahr 2018 auf 227 erhöht, die Zahl der Erzieher von 15 auf 43 aufgestockt. Doch es soll schon länger Unstimmigkeiten gegeben haben, bis hin zu Mobbing zwischen den Erziehern und Fällen von Kindeswohlgefährdung. Ein Vater, der sein Kind vor Kurzem abmeldete, bevor die vielen Kündigungen rausgingen, berichtete dem Tagesspiegel, die Unruhe sei nicht plötzlich gekommen. Unter anderem wegen Ungerechtigkeiten im Gehaltsgefüge hätten einige Erzieherinnen gekündigt; es sei dann zu Missständen gekommen. So seien Kinder den ganzen Tag nicht gewickelt worden oder nicht umgezogen worden, wenn ihre Kleidung nass war.

Die Kitaleitung hätte gemeldete Fälle von Kindeswohlgefährdung einfach liegen lassen und nicht weiter verfolgt. Zu diesem schwerwiegenden Vorwurf wollte sich der Träger am Mittwoch nicht äußern. Eine Sprecherin sagte, ihr sei davon nichts bekannt, sie sei aber auch in Leipzig. Alle anderen seien in Berlin zu Gesprächen und nicht erreichbar. Auf Facebook äußerten sich mehrere Eltern unzufrieden mit der Kita und ihrem Angebot.

Die Sprecherin bestätigte lediglich, dass man Probleme habe, Personal zu finden. Auf der Homepage von Rahn Education standen am Mittwoch sieben Stellenausschreibungen für Erzieher an der Kita Notenzwerge.

Lesen sie mehr im Tagesspiegel

- Am Dienstag gibt es in etlichen Berliner Kitas und Schulhorten Notbetreuung. Viele Eltern finden den Streik richtig. Auch Sozialarbeiter sind dazu aufgerufen. Lesen Sie hier.
- Die Berliner FDP hält Zuzahlungsobergrenze für Kitaplätze für verfassungswidrig. Dagegen will sie nun vorgehen. 

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