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Schrott-Bau am Rathaus Spandau: Abriss der U-Bahnrampen soll 2021 beginnen
1984 gebaut, seit 2006 Schrott: Die markanten Rampen am U-Bahnhof sollten längst weg sein. Jetzt gibt die BVG hier ein Update.
Stand:
U-Bahnhof Berlin-Spandau: Abriss der Rampe naht. Noch ein Klassiker aus dem wilden Westen der Stadt: die Laufbänder am Rathaus von Berlin-Spandau. Darüber berichtet jetzt der Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau in seiner aktuellen Ausgabe. Denn die Laufbänder waren einst ultramodern (Bj 1984) und anschließend vor allem ultramurks.
Es bestand böse Rutschgefahr bei Regen, Laub und Schnee und Ersatzteile gab es dummerweise auch nicht. 2006 dann die Vollbremsung: Technik raus, Asphalt drüber, fertig.
2018 wurde die Rampe zum Münsingerpark dann ganz geschlossen. Schwere Gittertore blockieren den Weg nach oben. Anfangs hing da noch ein Infozettel - aber der wurde schnell abgenommen. Der Zeitplan war ebenfalls murks.
Damals kündigte die BVG hier im Newsletter an, bis November 2020 die Rampe zuzuschütten und stattdessen einen Fahrstuhl zu bauen. Dummerweise wurde der U-Bahnhof (samt Wartehallen!) in der Zwischenzeit unter Denkmalschutz gestellt, was alles furchtbar kompliziert machte.
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Jetzt aber: 2021 beginnt der Abriss der stillgelegten U-Bahnrampe an der Westseite, also am Münsinger Park. Das teilte die BVG jetzt auf Anfrage des Spandau-Newsletters mit.

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„Hier soll’s voraussichtlich noch in diesem Jahr losgehen“, sagte ein BVG-Sprecher. Aber der neue Lift nach oben kommt erst später: „Der Einbau des Aufzugs wird voraussichtlich 2024 starten. Grund sind viele weitere Aufzüge, die derzeit im Stadtgebiet eingebaut werden.“
Der Abriss der Rampe vor dem Rathaus dauert wie angekündigt noch ein paar Jährchen: Erst wenn der Rathausplatz (nach Reformationsplatz und Marktplatz) umgebaut wird, soll die lange BVG-Rampe auf der Seite zur Altstadt abgerissen werden. Das Loch einfach zuschütten? Nein. Dort sind weitere Treppen geplant.
[Lesen Sie hier im Spandau-Newsletter alle Details zur möglichen Verlängerung der U7 - nichts verpassen: leute.tagesspiegel.de]
Zur Eröffnung des U-Bahnhofs (samt Rampen) am 1. Oktober 1984 kam sogar Helmut Kohl und trug sich ins Goldene Buch des Bezirks ein. 1400 geladene Gäste waren dabei. Weil dieser Tag ein spezieller war, zeige ich Ihnen diesen Text hier im Newsletter. Los geht's.

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„U-Bahn in Spandau mit Freibier und Suppe gefeiert“, schrieb mein Kollege Klaus Kurpjuweit im Tagesspiegel 1984. „Obwohl die Gäste dieses Mal Willkommen waren, hielten die Spandauer sie wie im Mittelalter vor dem Betreten der Stadt an der Zitadelle auf: Die Eröffnungszüge der BVG, die mit 1400 geladenen Gästen nebeneinander auf der neuen Strecke zum Rathaus Spandau fuhren, wurden von Mitgliedern der Schützengilde zu Spandau auf dem U-Bahnhof Zitadelle gestoppt. Sie ließen die Weiterfahrt erst zu, nachdem Bezirksbürgermeister Werner Salomon und der Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, Karl Neugebauer, die von BVG-Direktor Joachim Piefke beantragte ‚Durchfahrtsgenehmigung‘ erteilt hatten.
[Neuer Expressbus X37: Im Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel stellt die BVG die neue Linie vor - leute.tagesspiegel.de]

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Für Salomon gab es vor dem Rathaus einen großen Bahnhof — er feierte nämlich nicht nur den Anschluss Spandaus an die U-Bahn-Welt, sondern gleichzeitig seinen 58. Geburtstag. Vorher musste er aber auch an seinem Ehrentag noch „arbeiten“. Gemeinsam mit BVG-Direktor Piefke durchsägte er ein Seil, das die Züge auf dem Bahnhof Zitadelle gestoppt hatte. Anschließend setzten die Premierenzüge die Fahrt bis zum neuen Endbahnhof am Rathaus Spandau fort. Dort gab es nach der Eröffnungsfeier im Bahnhof Freibier und Erbsensuppe. Und dies war dann bald wichtiger als die U-Bahn. 600 Liter waren in einer halben Stunde weggelöffelt. Auch das Bier reichte nicht viel länger.
[Änderungen auf der Linie M49, 337, 137 und auch am S-Bahnhof Stresow und in Haselhorst: leute.tagesspiegel.de]

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Wer noch Hunger und Durst hatte, konnte auch auf dem Rathaus-Vorplatz seinen Magen füllen — allerdings gegen einen Obolus. Und das schmeckte nicht allen. Immer wieder hört man aus der Menge rufen: „Und wo ist nun das Freibier?“ Das stundenlange Programm auf der Bühne war für viele nur ein schwacher Trost. Aber es gab ja noch den Stand der BVG, an dem Mitarbeiter Aufkleber und Fähnchen, Luftballons und Bastelbogen unentgeltlich verteilten sowie Plakate verkauften. Und wie fast immer bei solchen Anlässen wurde der Stand fast gestürmt. Am Ende der Schlange wussten die Anstehenden gar nicht, was es vorne gab. Aber sie hielten durch, bis sie einen Aufkleber oder einen Bastelbogen mit nach Hause oder bis zum nächsten Papierkorb nehmen konnten.
[Lesen Sie im Spandau-Newsletter die Geschichte zum Schmuddeltunnel an der Klosterstraße - da gibt es 2021 Neuigkeiten]

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Tausende ließen sich nach Spandau fahren, schauten unterwegs die neuen Bahnhöfe an: Den Sternenhimmel unter der Erde an der Paulsternstraße, Haselhorst mit seiner an die umliegende Industrie erinnernde Aluminium-Architektur, den der historischen Architektur nachgebildeten Bahnhof Zitadelle, die dreischiffige weißrote Station Altstadt sowie die repräsentative Station Rathaus mit ihren großen tragenden Stützen, Kapitelle und Leuchten.
Mit Kritik wurde aber nicht gespart. Bürgerinitiativen erinnerten mit Montagen aus BVG-Plakaten an die S-Bahn, die in Spandau weiter vor sich hinrostet, andere forderten Aufzüge für Behinderte und viele sehnten sich nach den Buslinien zurück, die die BVG nach der Eröffnung der U-Bahn eingestellt hat. Auf den Straßen vor dem Rathaus gab es an diesem Tag Chaos.
Helmut Kohl saß im falschen Zug. Dafür konnte die U-Bahn zeigen, wie schnell sie ist: In knapp einer Stunde legt sie die 32,4 Kilometer von Rudow bis Spandau zurück. Bequem war die Fahrt allerdings meist nicht. Die Züge waren oft voll besetzt. Und als der Bundeskanzler im Wagen nach Spandau stand, hieß es gar: „Nichts geht mehr.“ Fahrgäste konnten wegen der Enge im Waggon nicht mehr aussteigen, und auf den Bahnsteigen verhinderten Sicherheitsbeamte ein Einsteigen in den „Kanzler-Wagen“. Kohl war nämlich in den falschen Zug gestiegen. Der für ihn vorgesehene Sonderzug kam zehn Minuten später. So fuhr der Kanzler in einem Linienzug und erfüllte dort Autogrammwünsche. Geplant war stattdessen, dass ihm Lehrlinge von AEG eine selbstgebastelte Sonnenuhr überreichen. Als Kohl dann vor dem Rathaus Hände schüttelte, musste sogar der Verkehr vor dem Platz gesperrt werden, weil die Autogrammjäger einfach über die Straße rannten.“
Im ersten Zug saß übrigens eine Frau, die eine Laube in Hakenfelde hatte und später noch politisch bekannt werden sollte: Monika Herrmann, Bürgermeisterin in Friedrichshain-Kreuzberg.
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Und hier die Themen im aktuellen Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel
– Stößenseebrücke: Der legendäre Bauzaun ist plötzlich weg - und was kommt da in 2 Wochen hin?
– Zum 8. März: 20 Frauen, 20 Vorbilder aus Spandau
– Alle Infos zum neuen Schnellbus X37: Ruhleben, Ikea, Rathaus – und weiter nach Falkensee
– BVG will erste U-Bahn-Schrottrampe vor dem Rathaus abreißen – Update für 2021
– 500 neue Wohnungen und 1 Newsletter-Rätsel: Woher kommt der Name „Paulsternstraße“?
– Unruhe auf den Rieselfelder: Senat sagt – „Wir roden da nichts“
– Kostenloses Mittagessen: Was kostet eine Kompostierungsmaschine?
– Schulreinigung: Linke drängt auf Rekommunalisierung
– Staaken ohne SC Staaken? Polizei, Rathaus, Fußballverband haben sich getroffen: So müsste das Schleusener-Stadion umgebaut werden
– Post vom Pfarrer: „Wir haben ein neues Kunstwerk in Kladow“
– 200 Sportvereine hat Spandau: 3 Ruderclubs im Newsletter-Mini-Portrait (inkl. Dichter, Denker, Pfarrer)
– Hollywood in der Gartenstadt: Welcher Film wurde in Staaken gedreht? Spurensuche bis nach München
– Neues Kunstwerk für Musikschule in der Altstadt: Wer ist der Künstler?
– Dunkel, dreckig, laut: Stadtrat stoppt Kunstprojekt im Grusel-Tunnel und stellt neuen Plan für 2021 vor
– Mein Rias, mein Leben: Neues Buch eines Kladowers
– 10 neue E-Autos fürs Rathaus
– Abrissbirne: Speicher an der Havel ist Geschichte
– Neue Fahrradzählstelle in Spandau geplant – wo und wann?
– Neue „Jelbi“-Punkte in Haselhorst: BVG nennt die Kreuzungen
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