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Räumungsklage des Vermieters: Blumencafé in Prenzlauer Berg steht vor dem Aus
Das Café in der Schönhauser Allee in Berlin besteht seit fast drei Jahrzehnten, nun soll es schließen. Der Betreiber sorgt sich um seine beiden Papageien.
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Das Blumencafé in Prenzlauer Berg steht vor dem Aus. Den zugewucherten Laden von Michael Schaarschmidt gibt es seit fast drei Jahrzehnten in der Schönhauser Allee - dank der Mischung aus Gastronomie, Pflanzenverkauf und nicht zuletzt der beiden krächzenden Papageien Arno und Charlie wurde er auch über die Kiezgrenzen hinaus bekannt.
Das Café ist seit November geschlossen, inzwischen auch der Blumenladen. "Wir machen unser Geschäft derzeit über den Onlineshop und lokale Pflanzenlieferungen", erzählt Schaarschmidt. "Damit haben wir uns auch durch den letzten Lockdown geschlagen."
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Doch bald ist es mit dem Café wohl ganz vorbei. Die Hausverwaltung hat eine Kündigung ausgesprochen, gegen die Schaarschmidt rechtlich vorging und nun in zweiter Instanz unterlag. "Wir müssen in den nächsten vier bis acht Wochen damit rechnen, dass der Räumungstitel zur Vollstreckung kommt", sagt Schaarschmidt.
Gefährdet ist das Blumencafé schon seit drei Jahren. "Im September 2017 wurde eine Kündigung seitens der Hausverwaltung ausgesprochen", berichtet Schaarschmidt. Seitdem wurde der Vertrag nur noch jährlich verlängert, allerdings seien parallel intensive Verhandlungen über einen längerfristigen Mietvertrag gelaufen. "Für uns wirkte es dabei mehrmals so, als hätten wir uns geeinigt und der neue Vertrag sei nur noch Formsache."
Leider sei anstelle des erhofften Vertrages "aus für uns heiterem Himmel" Mitte 2019 die Räumungsaufforderung der Hausverwaltung eingegangen. Dagegen klagte das Blumencafé, ein erster Gerichtsstreit im Juli 2020 ging jedoch zugunsten des Vermieters aus. "Vor kurzem wurde jetzt auch unsere Revision abgelehnt", sagt Schaarschmidt.
Er habe den Vermieter nochmals gebeten, wenigstens einen Aufschub für das Jahr 2021 zu gewähren. Aber darauf habe er noch keine Rückmeldung bekommen. Die Hausverwaltung beantwortete auch eine Tagesspiegel-Anfrage bis Redaktionsschluss nicht.
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Falls er wirklich schließen muss, will Schaarschmidt das Blumencafé fürs Erste online erhalten. "Eine Ausweichimmobilie suchen wir gerade, aber das ist angesichts der Lage nicht so einfach." Und er will auch nicht einfach irgendwo hin, schließlich betreibt er das Café seit 27 Jahren an der Schönhauser Allee - zwischendurch ist er nur einmal umgezogen, direkt auf die andere Straßenseite. "Das Café ist mehr als nur ein Laden", sagt Schaarschmidt. "Es ist ein Kieztreff, und der würde verloren gehen."
Das sieht auch die Politik-Prominenz so. Linken-Politiker Gregor Gysi teilte Schaarschmidt mit, das Blumencafé sei ein "wichtiges Element der Innenstadtgestaltung. Ich finde die Kündigung durch Ihren Vermieter völlig daneben und unterstütze Sie in jeder Hinsicht, diesen Standort zu erhalten."
Fehlen würden auf jeden Fall zwei der buntesten Vögel des Kiezes: die Papageien Arno und Charlie. "Die Räume in der Schönhauser Allee sind baulich in Sachen Schallschutz von mir so ausgestattet worden, dass die Nachbarn darüber vor den lauten Vögel ihre Ruhe haben", sagt Schaarschmidt.
Ein Umzug würde daher eine besondere Herausforderung bedeuten. "Ich setze alles daran, unseren beiden Kiez-Lieblingen ein möglichst gutes, geräumiges und abwechslungsreiches Zuhause zu geben." Doch wie das woanders klappen sollte, "weiß ich noch nicht".
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