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Am meisten fürchtet sie sich vor Heimweh: Emily Kopera, kurz vor ihrer Abreise nach Moldawien

© privat

Zehlendorferin macht Freiwilliges Soziales Jahr in Moldawien: Den Horizont erweitern und dabei Gutes tun

Aus dem geborgenen Elternhaus in Zehlendorf geht es für die Abiturientin Emily Kopera in diesen Tagen nach Moldawien. Sie möchte dort vor dem Studium in einem Straßenkinderzentrum ein Freiwilliges Soziales Jahres machen - und dabei viel geben, aber auch viel lernen.

Sie möchte Kindern, denen es nicht gut geht, helfen. Das ergibt für sie einen Sinn und macht ihr Spaß. Emily Kopera aus Zehlendorf hat gerade am Schadow-Gymnasium ihr Abitur gemacht; mit einem Notendurchschnitt von 1,4. Sie möchte Kinderärztin werden. Doch bevor es damit losgeht, hat sie sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden. „Das erschien mir die beste Möglichkeit, eine andere Kultur kennen zu lernen, den eigenen Horizont zu erweitern und dabei noch Gutes zu tun“, erklärt die 18-Jährige. Jetzt im August startet sie für ein Jahr nach Moldawien. In der Nähe der Hauptstadt Kischinau wird sie Kinder aus sozial schwachen Familien und Straßenkinder betreuen. Es ist ein Projekt der adventistischen Hilfsorganisation ADRA.

Emily Kopera wird im Straßenkinderzentrum „Regenbogen der Hoffnung“ arbeiten. Das bietet 30 Kindern von sieben bis 18 Jahren ein Dach über dem Kopf. Die freiwilligen Helfer kümmern sich um die Verpflegung und die Bildung der Kinder, unterstützen auch bei psychischen Problemen. Überdies helfen sie der Heimleitung bei der Instandhaltung des Kinderheimes, des Hofes und bei der Gartenarbeit. Auch eigene Ideen und Aktivitäten werden gefördert und sind erwünscht. Mit dem Projekt will man vor allem langfristig dem „Straßenkinderphänomen“ in der Region dort begegnen. Mittelfristig soll eine Integration der Kinder zurück in ihre Familien, zu Verwandten, in Adoptionsfamilien oder ab 18 Jahren in die Gesellschaft gelingen.

Immer sachlich bleiben, sich nicht auf eine Seite stellen

Berührungsängste hat Emily Kopera nicht, wie sie sagt. Obwohl ihr durchaus bewusst sei, dass sie dort auf Kinder mit einer schwierigen Vergangenheit treffe, die manchmal weglaufen oder dem Konflikt nicht aus dem Weg gehen. „Es ist wichtig, immer sachlich zu bleiben und sich nicht auf eine Seite zu stellen“, sagt sie und hofft, dass sie aus dieser Arbeit auch etwas für sich mitnehmen kann. „Denn ich bin nicht sehr selbstbewusst, lerne dort hoffentlich, offener zu werden und besser auf Menschen zugehen zu können.“

Die junge Zehlendorferin ist in der Nähe vom Fischtalpark aufgewachsen. Durch ihre Eltern ist sie christlich geprägt, gehört zur freikirchlichen evangelischen Adventgemeinde Waldfriede. Weil diese Zehlendorfer Gemeinde sich jeweils Weihnachten an der ADRA-Aktion „Kinder helfen Kindern“ beteiligt, hat Kopera die Hilfsorganisation bereits in guter Erinnerung. Denn als die Abiturientin mit ihrer Recherche für ein Freiwilliges Soziales Jahr begann, habe sie gemerkt, dass das unendlich viele Organisationen anbieten. „Das hat mich regelrecht überfordert“, schildert sie. Deshalb bewarb sie sich bei ADRA; wie 70 weitere Interessierte. Sie wurde zum Gespräch eingeladen und darf jetzt als eine von 18 Jugendlichen das Freiwillige Soziale Jahr machen.   

Erste Erfahrungen im Umgang mit Kindern hat sie schon. Emily Kopera gab zum Beispiel jüngeren Schülern Nachhilfe, passte gelegentlich auf die Kinder der Nachbarn auf und gestaltete selbst Kinder-Gottesdienste. Ein bisschen Respekt hat sie vor der Sprachbarriere. Die Kinder in Moldawien sprechen größtenteils rumänisch und russisch. Deshalb hat Kopera in den Wochen vor der Abreise angefangen, online die Grundlagen in Rumänisch zu lernen. Auch vor Ort werde ein Sprachkurs angeboten. „Es ähnelt sehr dem Latein, was ich in der Schule hatte“, erzählt sie zuversichtlich. Notfalls unterhalte sie sich eben mit Händen und Füßen.

Wovor die junge Frau am meisten Angst hat? Heimweh. Denn sie hängt an ihrem Zuhause in Zehlendorf, Familie und all ihre Freunde leben hier. Doch sie wollen regelmäßig skypen und sie in Moldawien besuchen. Außerdem möchte Emily Kopera ein Internet-Tagebuch über ihre Arbeit und ihre Erlebnisse führen.

Und sie wird nicht ganz allein nach Moldawien gehen. Eine junge Frau aus Brandenburg kommt mit. Sie werden sich eine Wohnung teilen. Sämtliche Kosten werden übernommen. Und es gibt ein kleines Taschengeld. Die Entsendung, wie man es nennt, wird vor allem durch das so genannte Weltwärts-Programm finanziell unterstützt. Das ist der entwicklungspolitische Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Ein Teil trägt sich aber auch durch Spenden. „Dass ich jetzt nach Moldawien gehen darf, habe ich den Menschen zu verdanken, die vorher für dieses Projekt gespendet haben“, verdeutlicht Kopera.

Wer ihre freiwillige Arbeit finanziell unterstützen möchte: ADRA Deutschland e. V., Bank für Sozialwirtschaft, BIC: BFSWDE33KRL, IBAN: DE87 6602 0500 0007 7040 00, Verwendungszweck: F201509 Nähere Informationen zum Projekt gibt es unter http://live.adra.de/ausland/einsatzlaender/moldawien.

Die Autorin Anett Kirchner ist freie Journalistin, wohnt in Steglitz-Zehlendorf, und schreibt als lokale Reporterin regelmäßig für den Tagesspiegel Zehlendorf. Folgen Sie Anett Kirchner auch auf Twitter.

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