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Wahrzeichen in der Mitte: "Fischer mit Netzen".

© André Görke

Drehscheibe des Berliner Westens: „In Berlin-Mitte wäre dieser Platz ein Denkmal“

60 Jahre Falkenseer Platz in Spandau: Ein Experte kritisiert den Zustand des Ortes, vermisst Aufmerksamkeit und lenkt den Blick auf Feinheiten.

Hey, Falkenseer Platz, alles Gute! Wirst im November 60 Jahre alt, warst nie eine eitle Schönheit: Hast ein paar Bäume in der Mitte und sonst nur platte Wiese. Wolltest nie Mittelpunkt sein, immer nur Drehscheibe. Täglich umkreisen dich Zehntausende..."

So begann mein kleiner Brief im letzten Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Kennt jeder im Berliner Westen, liegt direkt neben der Altstadt, beachtet aber niemand. Dieser Platz ist nicht für Menschen gedacht. Dabei steht in der Mitte seit November 1960 ein interessantes Kunstwerk, zu dem ich jetzt einen noch interessanteren Brief bekam: von Andreas Kalesse.

Er war 27 Jahre lang Potsdams oberster Denkmalpfleger, ein gefürchteter Mann in der Landeshauptstadt, sein Wort hat Gewicht. Kalesse lebt in Berlin-Staaken und ist daher Leser des Tagesspiegel-Newsletters für Spandau.

Auch er lenkt den Blick auf das Kunstwerk in der Mitte: "Fischer mit Netzen" – drei Meter hoch, auf Muschelkalk stehend – stammt von der Bildhauerin Ursula Hanke Förster und wurde in der legendären Bildgießerei von Hermann Noack in Friedenau gefertigt. 

"Wenn der Platz in Berlin-Mitte liegen würde, wäre er längst Kultplatz oder Denkmal. Aber so verlottert er halt in Spandau und wird nicht angemessen gewürdigt. Ein peinlicher Umgang mit einem großartigen Kunstwerk", sagt Kalesse.

"Ich hatte in den 80er Jahren der Berliner Denkmalpflege vorgeschlagen, sich dieser Anlage zuzuwenden – vergeblich wie bei den meisten Denkmalangelegenheiten, die Spandau betrafen und betreffen", erinnert sich Kalesse.

Oben links der Falkenseer Platz, daneben die alte Verbindung zum Rathaus.
Oben links der Falkenseer Platz, daneben die alte Verbindung zum Rathaus.

© AG/Imago

"Der Platz sah einmal wirklich sehr gut aus, bevor er dann vernachlässigt wurde. Zum Fischer gehörte nämlich auch seine auf die Plastik bezogene Geländegestaltung. Der Fischer stand erhöht auf einem Sockel, der wiederum auf einer großen Plinthe steht, die heute aber nicht mehr erkennbar ist."

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Drehscheibe des Berliner Westens: der Falkenseer Platz.
Drehscheibe des Berliner Westens: der Falkenseer Platz.

© Lars von Törne

"Der Rasen um die Skulptur war kurz geschnitten und der wurde wiederum von einer weißen Kiesfläche kontrastiert. Wachholderpflanzen setzten weitere Akzente. Der Fischer stand also in einer angedeuteten Wasserlandschaft, denn sonst ergibt die Positionierung keinen Sinn.

Die Sichtung einiger Broschüren aus der Sanierungszeit der Altstadt, vom Bezirksamt herausgegeben, ergaben einige Abbildungen, aus denen man unschwer erkennen kann, dass der Fischer in einer umfänglichen Gesamtgestaltung des Platzes eingebunden war.

Die künstlerisch hochwertige Anlage sollte wohl diese Wald-Wasser-Kulturlandschaft Spandaus darstellen, in der das älteste Gewerbe hier, das Fischereihandwerk, seit dem Mittelalter verbrieft, stets und umfänglich beheimatet war.“

Haben Sie alte Fotos vom Falkenseer Platz? Hier ein Foto vom Kunstwerk 1961. Und wenn Sie noch Bilder oder Postkarten vom Falkenseer Platz haben, schicken Sie mir die doch bitte – dann baue ich eine Tagesspiegel-Fotostrecke für uns zusammen.

[Dieser Text stammt aus dem Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Den gibt es mit konkreten Infos, persönlichen Tipps, Terminen und Kiez-Ideen immer einmal pro Woche und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de]

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