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Sparkasse

© Andreas Klaer

Drogenszene in Berliner Sparkasse: Anwohner in der Schöneberger Großgörschenstraße fühlen sich belästigt

Der Raum für den Geldautomaten der Sparkasse in der Großgörschenstraße wird regelmäßig von der Drogenszene genutzt. Das Problem gibt es auch in anderen Bezirken.

Von Andreas Oswald

Es stinkt bestialisch, wenn Kunden der Sparkasse im Geldautomatenraum in der Schöneberger Großgörschenstraße Geld abheben wollen. Dort campieren regelmäßig offenkundig obdachlose Süchtige, die dort harte Drogen konsumieren. Das erzählen Anwohner.

Oftmals lägen schmutzige Rucksäcke, Kleider und Müll direkt vor dem Geldautomaten, sodass Kunden gar nicht an das Gerät rankommen, oder die ganzen Umstände seien so unerträglich, dass sie den Raum wenn, dann nur äußerst widerwillig betreten.

Anwohner haben die Sparkasse gebeten, Abhilfe zu schaffen. Ein Nachbar schrieb in einem Brief an die Sparkasse, in einem Fall habe ein Süchtiger, als Reinigungskräfte ihn aus dem Raum baten, direkt davor auf den Bürgersteig gekotet.

Sparkasse keine geeignete Unterbringung

Er beschrieb auch ein anderes Beispiel. „Ich bin nach einer privaten Feier in der Nacht auf den 5. Februar gegen 2:30 Uhr morgens an der Sparkasse vorbeigelaufen und es haben sich circa zehn Personen darin aufgehalten und mit Feuerzeugen und Kerzen Substanzen aufbereitet.“

Die Sparkasse ist keine geeignete Unterbringung für Drogenkranke. Der Familienvater schrieb: „Ich bin sehr dafür, die Situation für suchtkranke Menschen zu verbessern. Das sollte allerdings nachhaltig und mit echten Angeboten erfolgen und nicht auf Kosten der Kunden der Berliner Sparkasse sowie der Bewohner des Kiezes in der Großgörschenstraße und Familien mit Kindern.“

Die Sparkasse reinigt den Raum regelmäßig, wie sie sagt und immer wieder werde Sicherheitspersonal eingesetzt, um die Drogenszene fernzuhalten. So auch derzeit. Allerdings sei diese Maßnahme auf zwei Wochen begrenzt, sagte eine Sprecherin der Berliner Sparkasse.

„Für den SB-Bereich in der Großgörschenstraße haben wir erneut eine 14-tägige temporäre Bewachung veranlasst. Eine dauerhafte Bewachung ist jedoch nicht darstellbar. Die Räume werden täglich gereinigt und Spontanverschmutzungen zeitnah beseitigt“, teilte sie mit.

Für die Sparkasse bedeuten die regelmäßige aufwendige Reinigung und die zeitweise Bewachung offenkundig erhebliche Kosten. Eine Schließung des Raums würde bedeuten, dass viele Kunden einen deutlich längeren Weg zum nächsten Geldautomaten zurücklegen müssten.

Anwohner machen deshalb den Vorschlag, den Raum zu schließen und den Geldautomaten draußen am Bürgersteig in der Hauswand zu installieren. Dann gäbe es den Raum nicht mehr, in den sich die Drogenszene zurückziehen könnte. Denkbar wäre auch, den Geldautomaten unten im U-Bahnhof Kleistpark unterzubringen, so wie es in zahlreichen U-Bahnstationen der Fall ist.

Punktuell gibt es dieses Problem stadtweit.

Sprecherin der Berliner Sparkasse

Zumindest eine Teilschließung ist auch für die Sparkasse denkbar. „Zudem prüfen wir eine weitere Ausweitung der Nachtschließung, die über die derzeitige Schließung von 0 Uhr bis 5 Uhr hinausgeht. Das würde jedoch bedeuten, dass unsere Kundinnen und Kunden dann ihre Bankgeschäfte in diesem Zeitraum nicht erledigen können“, teilte die Sprecherin mit.

Das Problem mit dem Sparkassenraum in der Großgörschenstraße ist offenbar kein Einzelfall. „Punktuell gibt es dieses Problem stadtweit. Auch hier gehen wir mit zusätzlicher Bewachung, Reinigung und erweiterten Schließzeiten dagegen vor“, teilte die Sprecherin mit.

Kundin vergaß vor Nervosität, das Geld rauszuziehen

Wie unangenehm die Lage für Kunden sein kann, zeigt die Schilderung einer Leserin. In einem Geldautomatenraum der Sparkasse in Tempelhof habe es so furchtbar gestunken und die Atmosphäre in dem Raum mit der Drogenszene sei so unerträglich gewesen, dass sie fahrig und nervös geworden sei und nach dem Ordern auf dem Bildschirm vergessen habe, das Geld aus dem Automaten zu ziehen. Später, als ihr das einfiel, sei sie zurückgegangen und das Geld sei weggewesen.

Beim Geldautomatenraum in der Großgörschenstraße besteht das Problem offenkundig auch darin, dass Drogensüchtige einen Anlaufpunkt haben und sich deshalb die Drogenszene auch in der Spielstraße um die Ecke und weiter oben am Markt aufhält.

Dort am Markt sammelte sich die Szene an einem öffentlichen Toilettenhäuschen. Immerhin soll das jetzt, wie berichtet, entfernt werden. Damit wäre ein Brennpunkt weniger da. Bleibt der Brennpunkt Sparkassenraum und das Spielplatzgelände.

Die Spielstraße um die Ecke, die Neue Steinmetzstraße, wurde im vergangenen Jahr in das Programm der sogenannten Parkläufer aufgenommen. Die Parkläufer sind ein Sozialprojekt, bei dem junge Mitarbeiter in Parks nach dem Rechten schauen und versuchen, die Drogenszene in den Griff zu bekommen. Die Parkläufer laufen am späteren Abend auch die Neue Steinmetzstraße ab.

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Sozialarbeiterorganisationen sind in dem Kiez aktiv

Die Parkläufer zeigten sich auch bereit, in der Spielstraße auf Jugendliche einzuwirken, die dort abends aggressiven Krach machen, wenn die Temperaturen es zulassen. Im Winter war es wohl auch wegen der Kälte sichtlich ruhiger geworden. Jetzt, wo die Abende teils wieder milder werden, geht es manchmal wieder los mit dem Krach.

In Schöneberg sind mehrere soziale Einrichtungen und Organisationen tätig. An der Ecke Großgörschenstraße / Neue Steinmetzstraße gibt es ein kleines Jugendzentrum, das „Fresh 30“, das Jugendlichen offensteht. Es wird vom Pestalozzi-Fröbel-Haus betrieben, einer großen Sozialarbeiterorganisation, die in mehreren Bezirken aktiv ist.

Eine weitere Sozialarbeiterorganisation, die in Schöneberg tätig ist, heißt „Outreach“. Auch deren Mitarbeiter, die in der Jugendarbeit tätig sind, sind abends in diesem Kiez unterwegs.

Anwohner haben sich wegen der Probleme mit dem Bezirksbürgermeister Jens Oltmann (Grüne) getroffen. Der habe angekündigt, die Sparkasse anzusprechen, hieß es. Es seien auch Mittel für soziale Projekte da. Auch ist ein Treffen von Oltmann mit Anwohnern im April geplant.

Hinweis: Der Autor lebt um die Ecke des Sparkassenraums.

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