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Protest gegen 240 Wohnungen in Berliner Höfen: Hier wollen Nachbarn die Nachverdichtung im Berliner Osten stoppen
Die Howoge will 230 Wohnungen im Ilsekiez in Berlin-Lichtenberg bauen, Bäume müssten gefällt werden. Anwohner wehren sich – und nennen grundsätzliche Probleme.
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Der beschauliche Ortsteil Karlshorst in Berlin-Lichtenberg ist nicht unbedingt bekannt für große Demonstrationen. Doch am Sonnabend gingen dort zwischen 200 und 300 Menschen auf die Straße. Ihr Anliegen: Sie wollen verhindern, dass die landeseigene Wohnbaugesellschaft Howoge einen grünen Innenhof im Ilsekiez überbaut.
Organisiert wurde die Demonstration von der Bürger-Initiative „Rettet den Ilsekiez”. „Fantastisch, mehr als bei diesem Sauwetter überhaupt zu erwarten war”, freut er sich Dietmar Stengel, Sprecher der Initiative. Neben der Bürgerinitiative kamen auch Mitglieder verschiedener Karlshorster Vereine.
Die Pläne zur Nachverdichtung im Ilsekiez gibt es seit 2017 – und etwa genau so lange protestieren Anwohnerinnen und Anwohner dagegen. Die Howoge hat vor, auf den Innenhöfen zwischen Ilsestraße und Marksburgstraße elf mehrgeschossige Wohnhäuser zu bauen. Etwa 240 Mietwohnungen sollen so entstehen.
Die Siedlung im Ilsekiez stammt aus den 1950er Jahren und verfügt bisher über zehn Gebäude sowie Grünflächen und Spielplätze. Auch gibt es hier zahlreiche Bäume – nach den Befürchtungen der Anwohner müssten etwa 100 gefällt werden, sollte die Nachverdichtung umgesetzt werden.
Howoge verweist auf Mangel an bezahlbarem Wohnraum

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Wohnraum wird in Berlin dringend benötigt, darauf hat auch die Howoge immer wieder verwiesen: „Die Baumaßnahme leistet einen wichtigen Beitrag zu Schaffung von im Land dringend benötigtem bezahlbarem Wohnraum sowie ebenso dringlich benötigter sozialer Infrastruktur”, heißt es in einer Stellungnahme der landeseigenen Unternehmens aus dem letzten Jahr.
Das Bebauen von Freiflächen wie beispielsweise Innenhöfen, um Wohnraum zu schaffen, führt immer wieder zu Debatten. Im Osten Berlins gibt es einerseits mehr bebaubare Freiflächen. Zudem ist es oft baurechtlich einfacher, dort große Vorhaben umzusetzen. Denn anders als im Westteil der Stadt gibt es oft keine Bebauungspläne.
Über 1400 Wohnungen in Lichtenberg genehmigt: Bezirk wächst
In Lichtenberg wurden in diesem Jahr bereits 1421 Wohnungen genehmigt. Die Einwohnerzahl des Bezirks wächst seit Jahren stetig: Zum Stichtag 31. Dezember 2023 lebten laut Bezirksamt 311.881 Menschen in Lichtenberg, im Jahr 2022 waren es noch 308.286.
Die Bauambitionen stoßen immer wieder auf Widerstand von Anwohnenden: Im September scheiterte der Anwohnerprotest gegen die Bebauung eines grünen Innenhofs in der Joachimsthaler Straße – obgleich sie parteiübergreifend Unterstützung in der Bezirkspolitik hatten.
Die bauvorbereitenden Arbeiten waren ursprünglich ab Oktober 2025 geplant, der Baubeginn für Februar 2026 angesetzt. Die Fertigstellung sollte im Februar 2028 erfolgen, und die Ersatzmaßnahmen sollten im Herbst 2027 gemeinsam mit den Außenanlagen umgesetzt werden. Ob das klappt, ist unsicher, denn erst kürzlich wurde ein Artenschutzgutachten von Naturschutzverbänden erarbeitet.
Hierzu müsste die CDU-geführte Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr nun Stellung beziehen. „Wir brauchen jetzt eine mutige Entscheidung von Senatorin Bonde“, sagt Stengel von der Ilsekiez-Initiative. Er ist guter Dinge, dass der Protest diesmal Wirkung zeigen wird: „Karlshorst ist aufgestanden und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein”, sagt er.
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