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Restaurant „Hoven“ in Berlin-Neukölln.

© Tilmann Warnecke

Update

Mutmaßlich queerfeindlicher Angriff: Neuköllner Café „Das Hoven“ erneut beschmiert

Immer wieder wird das queere Café „Das Hoven“ im Reuterkiez angegriffen. Jetzt hinterließen Unbekannte eine mutmaßlich schwulenfeindliche Schmiererei – die Rätsel aufgibt.

Stand:

Unbekannte haben die Fassade des queeren Cafés „Das Hoven“ in der Neuköllner Pflügerstraße mutmaßlich queerfeindlich beschmiert. Der Vorfall in der Nacht zu Dienstag reiht sich ein in eine ganze Reihe Attacken auf den Laden, teils gab es auch körperliche Angriffe gegen Beschäftigte. Angezeigt worden war die Schmiererei von einem Mitarbeiter des Cafés über die Internetwache.

Wie ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel sagte, sollen die Unbekannten in schwarzer Farbe den Schriftzug „Parasid (sic) 161“ hinterlassen haben. Insbesondere der Begriff „Parasit“ wird vom polizeilichen Staatsschutz, trotz des Rechtschreibfehlers, im Kontext des beschmierten Cafés als queerfeindlich gewertet. Die Bezeichnung insbesondere schwuler Menschen als „Parasiten“ ist in der rechtsextremen Szene verbreitet.

Rätsel gibt hingegen der Zahlencode auf: 161 steht in der linksextremen Szene für die Abkürzung AFA – Antifaschistische Aktion. Queerfeindliche Übergriffe sind im linken Spektrum allerdings eher ungewöhnlich. Möglich ist, dass die Unbekannten auch die Antifa als „Parasiten“ bezeichnen und einen möglichen Zusammenhang zwischen Café und linker Szene herstellen wollten. Vielleicht haben sie aber auch einfach eine Zahl vergessen: 1161 steht für die sogenannte „Anti-Antifa“, also die rechtsextreme Szene.

Das „Hoven“ wird seit seiner Eröffnung 2023 immer wieder queerfeindlich attackiert. Mal wurden die Fenster mit Eiern beworfen, mal SS-Runen und Nazi-Parolen an die Fassade gesprüht, mal die Türschlösser zugeklebt.

Mehrfach wurde eingebrochen, das Lokal verwüstet. Inhaber Danjel Zarte sagte vor einiger Zeit dem Tagesspiegel, er selbst und seine Mitarbeiter:innen würden angefeindet, als „Schwuchteln“ und „Schwanzlutscher“ beleidigt. Zwei seiner Angestellten seien bereits verprügelt, er selbst bespuckt worden. Sein privater Heimweg sei mittlerweile unsicherer als noch vor zwei Jahren, dabei habe er sich in Berlin eigentlich immer sicher gefühlt.

Die Angriffe hätten vor allem auch wirtschaftliche Folgen für ihn, sagt Zarte, da Menschen aus Angst fernbleiben würden. Dabei brauche er Unterstützung und Solidarität, um das Café auch künftig als sicheren Ort betreiben zu können. Einschüchtern lassen will er sich offensichtlich nicht.

Dass es sich bei dem Café und Restaurant im Reuterkiez um ein queeres Lokal handelt, ist gut erkennbar: An der Tür und über der Theke steht in großen Buchstaben „Queer & Friends“. Über dem „Hoven“ haben Nachbar:innen des Hauses seit Monaten aus Solidarität Regenbogenfahnen ausgehängt.

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