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Stephanie Hoernes (l.) und Lisa Nolan am Flügel.

© Ulrike Scheffer

Wer macht was?: Ein Hauch von Sydney

Die australische Sopranistin Lisa Nolan lebt seit Anfang 2014 in Pankow. Am Sonntag hat sie dort ihr erstes Berliner Konzert gegeben - in ihrer Wohnung.

Sonntag, 17 Uhr in der Mendelstraße. Bis zuletzt werden in Lisa Nolans Wohnzimmer Stühle gerückt. 20 Gäste hat die Australierin erwartet, doch es sind einige mehr gekommen. Lisas Mann schafft noch ein paar Klappstühle herbei und einen Barhocker aus der Küche, dann kann das kleine Kammerkonzert der Sopranistin, die einst in der Oper in Sydney sang, beginnen. Begleitet wird sie von der österreichischen Pianistin Stephanie Hoernes, die an der Hochschule für Musik Hanns Eisler unterrichtet. Das Publikum der “Herbst Musik-Soirée” in dem Neubauriegel in der Mendelstraße kommt aus Pankow, dem Prenzlauer Berg und sogar aus Zehlendorf. Es sind Freunde und Verwandte.

Lisa Nolan (r.) und Stephanie Hoernes bei ihrem Kammerkonzert in der Mendelstraße.
Lisa Nolan (r.) und Stephanie Hoernes bei ihrem Kammerkonzert in der Mendelstraße.

© Ulrike Scheffer

Der Abend ist ein Anfang, weitere dieser Art sollen folgen, vielleicht auch vor größerem Publikum. Erst seit Januar lebt Lisa Nolan mit ihrem Mann in Berlin. Die letzten Kisten haben sie gerade ausgepackt, im Flur ihrer Wohnung hängen noch ein paar nackte Glühbirnen. Doch der Flügel im kleinen Musikzimmer ist längst aufgebaut. An ihm hat jetzt Stephanie Hoernes Platz genommen, und Lisa Nolan mit ihrer fröhlichen gelben Bluse steht neben dem Flügel hinter ihrem Notenständer. Das Wohnzimmer, das durch eine Flügeltür mit dem Musikzimmer verbunden ist, dient als Zuhörerraum.

Zwischen Australien und Europa

Die beiden beginnen ihren Liederabend mit irischen Songs, die vom Abschiedsschmerz von Auswanderern und Zurückgebliebenen handeln. Auch ein Teil von Lisas Familie stammt aus Irland. Sie selbst ist aber in Australien geboren und aufgewachsen. “Ich war allerdings immer europhil”, sagt die 55-Jährige später im Gespräch. Deshalb zog es sie nach dem Sprachenstudium nach London und Paris, wo sie Gesang studierte. Ende der 1980er Jahre sang sie dann einige Jahre an der Oper in Sydney, doch danach ging sie zurück nach Europa. In London lernte sie ihren Mann kennen, einen Biochemiker mit ostdeutscher Biografie, der vor der Wende schon einmal in Pankow lebte. Gemeinsam siedelten sie sich wieder in Australien an, Anfang des Jahres kamen sie schließlich nach Berlin, wo Lisa Nolan ihren Lebensunterhalt nun mit Gesangs- und Sprachunterricht verdient.

In Berlin lockte die Kunstszene

Ihr Mann wollte nach Deutschland zurück, und auch für sie selbst sei die Vorstellung, nach Berlin zu gehen, sehr reizvoll gewesen, sagt Lisa Nolan. “Es gibt eine sehr spannende freie Kunstszene in Berlin und ein interessiertes Publikum”, erklärt sie. In dieser Hinsicht sei Berlin wie London vor 50 Jahren. Und Pankow? Als sie vor zwei Jahren zum ersten Mal in einem Immobilien-Portal nach einer Wohnung in Berlin geschaut habe, sei sie auf eine Altbauwohnung in Mitte aus gewesen, gesteht sie. Doch am Ende wurde es ein Neubau in Pankow. Bereut hat Lisa Nolan diesen Sinneswandel nicht. “Wir Australier lieben die Weite und grüne Landschaften, und hier in Pankow gibt es so viele schöne Parks. Ich liebe es, hier zu leben.” Auch die Bewohner in ihrem Viertel gefallen ihr - weil sie alle Generationen repräsentierten und nicht nur die junge, dynamische wie im Prenzlauer Berg, sagt sie.

Die Zuhörer im Wohnzimmer werden einbezogen. Einige lesen Erklärtexte zum Programm.
Die Zuhörer im Wohnzimmer werden einbezogen. Einige lesen Erklärtexte zum Programm.

© Ulrike Scheffer

Lisa Nolans erster Liederabend in Deutschland ist ein voller Erfolg. Gemeinsam mit ihrer Partnerin erhält sie begeisterten Applaus. Doch die Gäste sind hier nicht nur Zuhörer. Lisa Nolan hat einigen kurze Erklärtexte zu den Liedern und ihren Komponisten auf den Platz gelegt, die sie zwischendurch vortragen. Nach den irischen Songs singt Lisa Nolan Gedichte der amerikanischen Lyrikerin Emily Dickinson, die von Aaron Copland vertont wurden, dann französische Lieder aus der Spätromantik. Eine kleine Weltreise an einem nasskalten Sonntagabend in Pankow.

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