
© Yvonne Wotzka
Berliner Dorfuhr tickt wieder: Das Rathaus Spandau dreht in Kladow am Zeiger
Fast 125 Jahre alt und ein Wahrzeichen in Berlin-Kladow: die alte Dorfschule. Eine Ewigkeit war die Uhr im Ortszentrum kaputt. Jetzt rückte ein Spezialist mit dem Kran an.
Stand:
Ticktack. Es gibt so viele Uhren, die jeder in Berlin-Spandau kennt. Die Uhr am 80 Meter hohen Rathausturm. Die Uhr am Kirchturm von St. Nikolai in der Altstadt. Der mächtige Siemensturm mit seinen großen Zeigern. Der gelbe Uhrenturm an der Streitstraße. Oder auch die Uhr am Torweg in Staaken, wo sich bis in die 80er Jahre eine kleine Polizeiwache befand, wie sich ältere Spandauer aus der Gartenstadt erinnern.
Ticktack. Und dann ist da natürlich auch die Dorfuhr von Berlin-Kladow, im ländlichen Süden des Bezirks. Auch sie ist nun fast 125 Jahre alt.
Sie tickt an der alten Dorfschule im Ortskern (Baujahr 1902) und zeigt an, wie spät es ist. Oder besser: Sie zeigte es ganz lange nicht an. Denn die Dorfuhr war eine Ewigkeit defekt und versteckte sich hinter ganz viel Grünzeug. Vorbei.

© Kai-Markus Kirchner/BA Spandau

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Nach etlichen Jahren läuft die Kladower Dorfuhr wieder. Sie erinnern sich? Die CDU-Fraktion im Rathaus von Berlin-Spandau hatte das Bezirksamt im Frühsommer gebeten, die Uhr wieder in Betrieb zu nehmen.
Das Haus ist bald 125 Jahre alt
„Die Uhr war zuvor durch starken Bewuchs verdeckt, was ihren Betrieb außer Gefecht gesetzt hat“, erzählte jetzt Gebäudestadträtin Carola Brückner, SPD, dem Spandau-Newsletter des Tagesspiegels.

© Yvonne Wotzka
„Nachdem der Uhrmacher festgestellt hatte, dass die Uhr ohne Rückschnitt des Efeus nicht wieder instand gesetzt werden kann, war die Beauftragung des Grünflächenamtes nötig, um den Rückschnitt zu veranlassen.“
Den Kleinlaster mit dem Hebekran stellte das Grünflächenamt dem Uhrenmacher zur Verfügung („spart Kosten“), dafür mussten aber alle Termine koordiniert werden. Jetzt war’s so weit. Ticktack.

© Kai-Markus Kirchner/BA Spandau
„Mit der Inbetriebnahme der Uhr an der Stadtteilbibliothek stärken wir die Attraktivität und das Gemeinschaftsgefühl im Herzen Kladows”, sagt Gebäudestadträtin Brückner.
Als Schule wird das denkmalgeschützte Haus an der Sakrower Landstraße übrigens schon seit 1999 nicht mehr genutzt. Im Jahr 2000 etwa ist die Stadtteilbibliothek dort eingezogen.
Zuletzt hatte es Ärger ums WC („Schimmelbefall“) und auch Nachfragen zum leerstehenden Obergeschoss gegeben. Wegen der fehlenden zweiten Treppe soll es fast gar nicht öffentlich nutzbar sein.

© Christian Steinbrucker/Leserfoto für den Spandau-Newsletter
Die CDU um Arndt Meißner hatte im Mai wissen wollen, ob man da nicht „eine Art Kulturhaus für die immer größere Anzahl von älteren Menschen“ einrichten könnte. Im Juni dann die Antwort: „Das Bezirksamt steht der Idee grundsätzlich offen gegenüber“, so Gebäude- und Kulturstadträtin Carola Brückner, SPD. „Allerdings stehen weder finanzielle Mittel für die Sanierung sowie den Umbau des Gebäudes zur Verfügung, noch sind mittelfristig finanzielle Mittel in Aussicht.“ Immerhin: „Die Schließung der Bücherei droht nicht.“
Das WC wurde wie berichtet mittlerweile frisch gestrichen, für die Komplettsanierung der Toiletten („35.000 Euro“) fehlt allerdings das Geld, hatte das Rathaus mitgeteilt. Die stillstehende Uhr immerhin wurde in Gang gebracht. Ticktack.
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