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Die südliche Kammer der Mühlendammschleuse ist auf Monate nicht zu benutzen. Ein Binnenschiff hat ein Tor gerammt.

© Björn Kietzmann

Dauerstau für Ausflugsdampfer: Binnenschiff beschädigt Berlins wichtigste Schleuse

Ein Binnenschiff hat die Mühlendammschleuse schwer beschädigt. Das bedeutet in den kommenden Monaten Dauerstau für die Ausflugsdampfer.

Das wird kein guter Start in die Saison für die Ausflugsdampfer. Ein Binnenschiff hat Sonnabendfrüh ein Schleusentor der Mühlendammschleuse gerammt und zerstört. Die südliche Kammer ist bis auf Weiteres außer Betrieb. Die verbliebene Nordkammer ist nicht betroffen. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei ist der Schaden „sehr hoch“. Die Kammer wird „mehrere Wochen gesperrt“ bleiben, sagte Michael Scholz, Leiter des Berliner Wasser- und Schifffahrtsamts. „Das wird im Frühsommer Wartezeiten geben.“ Erst am Montag werden Fachleute den Schaden inspizieren. Ob ein Ersatztor existiert, konnte Scholz nicht sagen.

Es krachte am Sonnabend gegen 7.20 Uhr. Das unbeladene Tankmotorschiff „Nordwind“ war von Treptow kommend mit dem Steven gegen das Tor der Südkammer geprallt. Nach Polizeiangaben wollte das 80 Meter lange Schiff direkt vor der Schleuse an einem Anleger festmachen. Der 65-jährige Schiffsführer sprach bei der Polizei von einem technischen Defekt. Die Wasserschutzpolizei nahm den Unfall auf und untersagte die Weiterfahrt. Auch der Bug des Schiffes trug einen Riss davon, Öl lief aber nicht aus. Verletzt wurde niemand.

Die Schleuse ist die wichtigste der Stadt. 2007 wurden dort 2750 Frachtschiffe und 21600 Fahrgastschiffe geschleust, neuere Zahlen lagen nicht vor. „Das wird Engpässe geben“, prophezeite auch Lutz Freise, Chef der Reederei Riedel. Denn Anfang April startet die Berliner Fahrgastschifffahrt in die Saison. Dann rechnet Freise mit Wartezeiten von 30 bis 45 Minuten. Derzeit hat die nach Stern und Kreis zweitgrößte Reederei nur vier Schiffe im Einsatz, zu einstündigen Stadtkernfahrten. Die Schiffe müssen nur auf dem Weg zu ihrer Spreerundfahrt die Schleuse passieren, tagsüber wenden sie auf der Spree vor der Schleuse. Anders wird es, wenn im April auch die anderen Linien starten, zum Beispiel die Rundfahrten über Spree und Landwehrkanal, die immer durch die Schleuse führen.

Wegen der immens gestiegenen Touristenzahlen ist auch der Verkehr auf Spree und Landwehrkanal deutlich dichter als vor zehn oder 20 Jahren. „Wir werden in der Gemeinschaft der Reeder beraten, wie man damit umgeht“, sagte Reeder Freise. Die Berliner Fahrgastschiffer kennen das vom Landwehrkanal, der wegen Baufälligkeit der Uferbefestigungen nur noch in eine Richtung befahren werden darf. „Jedes Jahr stimmen wir uns ab, wie wir die Zeiten auf dem Landwehrkanal takten“, sagte Freise.

Die Berliner Reeder kennen aber auch die Situation mit nur einer Kammer in der Mühlendammschleuse. Aus Personalmangel sei abends ab etwa 19 Uhr immer nur eine Kammer in Betrieb, klagte Freise, „vor allem an Wochenenden gab es da Engpässe“. WSA-Chef Scholz bestätigte diese Angaben: „Wir haben seit zwei Jahren Sorgen um den Betrieb der zweiten Kammer.“ Nach dem Unfall werde sich die Situation nicht verbessern. „Das Tor ist kaputt“, sagte Scholz.

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