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Berlin: Bitte den Platz einnehmen

Neugestaltung des Kulturforums: Pläne von Stadtentwicklungssenator Strieder werden im Senat vertagt. Jetzt wird weiter diskutiert

Unser Platz soll schöner werden – unter diesem Motto eröffnete Stadtentwicklungssenator Peter Strieder gestern die Diskussion um die Neugestaltung des Kulturforums. Strieder will zum einen die Vernetzung des Kulturgeländes mit dem Einkaufs- und Büroviertel des Potsdamer Platzes vorantreiben und andererseits die Erlebnisqualität vor allem der Gemäldegalerie aufwerten.

Am Vormittag legte er den Entwurf im Senat vor. Ein Beschluss wurde allerdings nicht gefasst, da Strieders Kollegen sich zunächst anschaulichere Darstellungen der geplanten Umbauten des Kulturforums wünschten. In der anschließenden Pressekonferenz spielte der Senator den Ball dann an die Berliner Bevölkerung weiter: In einer „breiten Diskussion mit der städtischen Gesellschaft“ solle das Vorhaben beraten werden. In drei Wochen will Strieder seinen Vorschlag dann noch einmal in der Senatsrunde diskutieren. Zwischenzeitlich haben seine Kollegen Zeit, um sich die Misere auf dem Gelände zwischen Nationalgalerie und Philharmonie anzuschauen: Eine traurige, graue Brachlandschaft, die jedem Flaneur die Lust nimmt, auf den Pfaden der Muse durch das Gelände zu wandeln. Schon dem früheren Philharmoniker- Intendant Elmar Weingarten war aufgefallen, dass selbst Penner die Schotterfläche mit den wenigen Bänken neben der St. Matthäus-Kirche meiden würden. Die Kirche ist stets komplett von Autos umstellt. Nur wenige Touristen vermuten hinter dem wilden Parkplatz und der breiten Steinrampe der „Piazzetta“ eine der weltweit bedeutendsten Gemäldesammlungen Alter Meister.

Die so genannte „Piazetta“, unter der sich eine als Depot genutzte Tiefgarage befindet, will Peter Strieder abreißen lassen. Durch einen „Museumshof“, vorbei an einem Campanile, also einem Glockenturm, sollen die Besuchermassen künftig bequem die Sammlungen erreichen können. Der Eingang läge dann ebenerdig. Derzeit betritt man das Gebäude auf dem Niveau des ersten Stocks und muss als erstes in den Keller hinabsteigen, um seinen Mantel loszuwerden.

Rund um die St. Matthäus-Kirche sollen nach den Plänen der Stadtentwicklungsverwaltung künftig die Autos verbannt werden. Als Fußgängerzone, wie es sich viele Besucher wünschen, will Strieder das Kulturforums allerdings nicht definieren. Dafür aber kann er sich vorstellen, den Platz zum brausenden Verkehr auf der Potsdamer Straße abzuschirmen. Da die Grundstücke vor allem der Stadt und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehören, lassen sich Flächen an private Investoren verkaufen, die dort dann Restaurants, Buchläden und Galerien errichten. Das vom Philharmonie-Erbauer Hans Scharoun und seinem Partner Edgar Wisniewski favorisierte Gästehaus steht an dieser Stelle nicht mehr zur Diskussion.

Die Philharmonie will der Senator zur neuen Stadtmitte hin öffnen. Da die Besucher „nicht mehr nur aus West-Berlin“ zum Konzert kämen, sondern immer häufiger mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am Bahnhof Potsdamer Platz anreisten, will man die hintere Parkplatz-Seite der Philharmonie „als zusätzlichen vollwertigen Eingang qualifizieren“.

Außerdem kommt ein weiteres Mal die Idee des Architekten Renzo Piano ins Spiel, einen direkten Zugang vom Marlene-Dietrich-Platz zum Kulturforum zu schaffen. Die Besucher würden dabei zwischen Casino und Musicaltheater von hinten durch die Staatsbibliothek „schlüpfen“, um bei der Fußgängerampel an der Potsdamer Straße herauszukommen. Eine Verlegung oder Verengung der Verkehrsader plant Strieder nicht: „Die Potsdamer Straße bleibt so, wie sie ist“.

Der Stadtentwicklungssenator bezeichnete es als sein „Hobby“, darüber nachzudenken, ob die Gemäldegalerie auf dem Kulturforum gut untergebracht sei oder nicht doch auf die Museumsinsel gehöre. Dennoch will er der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in dieser inhaltlichen Frage nicht reinreden. Ihm gehe es vor allem darum, die „Menschenleere des Platzes“ zu verändern, so Peter Strieder: „Die Leute sollen vom Kulturforum angezogen werden.“

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