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Seit 2015 werden Berliner Autofahrer nicht mehr nur aus zivilen Einsatzfahrzeugen heraus geblitzt.

© Tim Brakemeier/dpa

Tempokontrollen der Polizei in Berlin: Blitzer in Streifenwagen werden wenig eingesetzt

Vor zwei Jahren bekam die Berliner Polizei Radarwagen in Streifenwagenoptik. Doch ihre Einsatzzeit im Straßenverkehr ist gering - und sinkt weiter.

Seit zwei Jahren praktiziert die Berliner Polizei bei sechs ihrer 21 Radarwagen eine ungewöhnliche Art von Tarnung: als Polizei. Die Fahrzeuge sehen auf den ersten Blick aus wie hunderte blau-silbrige Streifenwagen. Nur steckt im Kofferraum die Messtechnik, die bis 2015 ausschließlich in zivilen Kombis oder Kleintransportern untergebracht war.

Der Gedanke dahinter war, einen Überraschungseffekt zu erzielen, weil die Besatzungen am Straßenrand stehender Streifenwagen gewöhnlich anderes zu tun haben – und folglich für Raser kein Risiko bedeuteten.

Diese Logik sollte sich dank der Neuzugänge ändern. Täglich in zwei Schichten sollten die VW Tourans stadtweit eingesetzt werden, versprach der damalige Polizeipräsident Klaus Kandt, als er sie im April 2015 präsentierte.

Zweieinhalb Stunden am Tag im Einsatz

Tatsächlich sind es aber zunehmend kurze Schichten, die mit den nur zur Geschwindigkeitskontrolle genutzten Fahrzeugen absolviert werden: Während es 2016 noch 6800 Einsatzstunden waren, kamen 2017 nur noch rund 5500 Stunden zusammen, wie das Präsidium dem Tagesspiegel auf Anfrage mitteilte.

Rechnerisch war jeder der sechs Messwagen also nur zweieinhalb Stunden am Tag im Einsatz. Im Jahr davor waren es zumindest noch mehr als drei Stunden. Die Zahlen ähneln dem Trend bei der gesamten Radarwagenflotte.

Zugleich relativiert die Statistik Kandts Optimismus, wonach sich die Neuanschaffungen „in guter Zeit“ amortisiert haben dürften. Denn die Wagen kosteten rund 90.000 Euro pro Stück: 25.000 Kaufpreis fürs Auto, 31.000 für die übliche Polizeitechnik vom Funk übers Blaulicht bis zu den Folien und Schriftzügen auf der Karosserie sowie weitere 33.000 Euro für die Messtechnik.

Auswirkungen unbekannt

Siegfried Brockmann, der die Unfallforschung der Versicherer leitet, findet die Anschaffung der blitzenden Pseudo-Streifenwagen vernünftig: „Wenn man nur begrenzte Ressourcen hat, ist das ein probates Mittel, um in der Fläche Druck aufzubauen. Das gilt ebenso für die stationären Blitzer, in denen ja auch nicht immer die Technik scharfgeschaltet ist. Aber man muss halt damit rechnen.

Weitere Blitzer im Streifenwagendesign will die Polizei vorerst nicht anschaffen. Ob der Überraschungs- oder auch Lerneffekt eingetreten ist, hat die Behörde nach eigener Auskunft nicht ergründet: „Erkenntnisse, ob diese Radarfahrzeuge tatsächlich Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsverhalten haben, liegen nicht vor.“

Technisch wäre es etwa problemlos möglich, die Trefferquote der „uniformierten“ Messwagen mit der der zivilen zu vergleichen. Denn die Geräte erfassen ohnehin die Zahl der angemessenen Fahrzeuge – also auch jener, die nicht geblitzt wurden.

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