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Berlin: Böger will hoch begabte Kinder schon in der Grundschule fördern

Bildungssenator startet Versuch in mehreren Bezirken. Außerdem sollen Plätze in Schnellläuferklassen künftig nach Intelligenztests vergeben werden

Hoch begabte Kinder sollen künftig schon in der Grundschule gezielt gefördert werden. Nach Informationen des Tagesspiegel startet Bildungssenator Klaus Böger (SPD) bereits nach den Sommerferien einen entsprechenden Schulversuch in mehreren Bezirken. Das Vorhaben ist ein wichtiger Baustein in dem lang erwarteten Hochbegabtenkonzept, das Böger am 23. Februar vorstellen wird. Außerdem sollen die Plätze in den Schnellläuferklassen künftig gezielter als bisher an Hochbegabte vergeben werden. Dazu sind Intelligenztests vorgesehen.

Bislang war Hochbegabtenförderung eher dem Zufall oder der Eigeninitiative von Vereinen überlassen. Hochintelligente Kinder landen nicht selten beim Psychiater, weil die Schulen nicht in der Lage sind, mit ihren Besonderheiten umzugehen. Das neue Schulgesetz verlangt erstmals ausdrücklich die Förderung dieser Schülergruppe. Für Böger ist dies das Startsignal, um sein Hochbegabtenkonzept vorzustellen.

Das Ursprungskonzept ist allerdings in der Zwischenzeit erweitert worden. Offenbar unter dem Eindruck der neuen „Elitediskussion“ soll es künftig Intelligenztests geben, um tatsächlich die Höchstbegabten zu ermitteln. Die Tests sollen zum Zuge kommen bei der Zusammenstellung der „Super-Schnellläuferklassen“, die bereits nach elf Jahren zum Abitur führen. Bisher wurden die Schüler per Losverfahren ermittelt. Neben den Tests sollen künftig das Grundschulgutachten und ein Gespräch mit dem Schüler bei der Auswahl eine Rolle spielen. Wenn an einem Schnellläufer-Standort zu viele geeignete Schüler angemeldet werden, können sie an Schulen mit geringerer Nachfrage weitergereicht werden. Dabei soll nach einer Rankingliste verfahren werden, um sicherzustellen, dass die Besten zum Zuge kommen.

Zu den Grundschulen, die den Schulversuch zur Hochbegabtenförderung anbieten, werden jene Schulen gehören, die sich bereits mit diesem Thema vertraut gemacht haben. Sie sollen mit Oberschulen „Verbünde“ eingehen, um ihren Schüler eine kontinuierliche Förderung zu bieten. Nach den bisherigen Planungen werden zusammenarbeiten: Erich-Kästner-Grundschule und Arndt-Gymnasium (beide Zehlendorf), Richard-Wagner-Grundschule und Barnim-Gymnasium (beide Lichtenberg), eine Neuköllner Grundschule und die Walter-Gropius-Gesamtschule, zwei Reinickendorfer Grundschulen mit der Schulfarm Insel Scharfenberg und dem Humboldt-Gymnasium. Zusätzlich sollen die Neuköllner Peter-Petersen-Grundschule und die Frohnauer Renée-Sintenis-Grundschule Anlaufstellen für Hochbegabte sein.

Als weiteres Instrument der Hochbegabtenförderung sieht Bögers Konzept die Einrichtung regionaler Begabtengruppen vor. Hier sollen unterforderte Kinder nachmittags drei Stunden lang Zusatzunterricht erhalten. Fachleute befürchten allerdings, dass auch die intelligentensten Kinder am Nachmittag zu müde sein werden, um an den Begabtengruppen mit Gewinn teilzunehmen.

Beim FDP-Bildungsgespräch am 11. Februar im Abgeordnetenhaus diskutieren Bildungssenator Klaus Böger und FU-Präsident Dieter Lenzen über „Elitediskussion - Politisches Manöver oder Kurswechsel im Bildungssystem“. (Niederkirchner Straße 5 , Raum 311, Beginn: 19.30 Uhr).

Susanne Vieth–Entus

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