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Berlin: BSE: Gejagtes Wild - Von der Meute gehetzt: Landwirtschaftsminister Funke im "Adlon"

Der Rinderwahnsinn macht es möglich. Denn wen hätte die "Wildfleischverköstigung und- präsentation des Bundesverbandes für landwirtschaftliche Wildhaltung" noch vor zwei Wochen ins Adlon zu locken vermocht?

Der Rinderwahnsinn macht es möglich. Denn wen hätte die "Wildfleischverköstigung und- präsentation des Bundesverbandes für landwirtschaftliche Wildhaltung" noch vor zwei Wochen ins Adlon zu locken vermocht? Ein paar Bauern, Verbandsmitglieder und den Redakteur der Fachzeitschrift "Wildhaltung" vielleicht. Doch BSE hat aus dem Außenseiter einen Shooting-Star gemacht: Gegen Mittag versperrte eine dichte Traube Journalisten mit Kameras und Mikrofonen den Hoteleingang. "Wer wird denn hier erwartet?", fragte ein englischer Tourist im Vorübergehen. "Funke? Funke? Oh, ein Politiker!"

Wenig später ist der Bundeslandwirtschaftsminister von den Journalisten umringt. Nein, sagt Karl-Heinz Funke, er habe die Rinderseuche nicht verharmlost. "Dann hätten außer mir auch alle meine Vorgänger BSE verharmlost. Er sehe daher "überhaupt keinen Grund" zurückzutreten. Bis auf die Äußerungen der niedersächsischen Grünen-Fraktionschefin Rebcca Harms seien ihm keine Rücktrittsforderungen bekannt. Andere hätten sich bei ihm für solche Äußerungen entschuldigt, sagte Funke.

Aber eigentlich ist er ja gekommen, um sich für die Bauern und ihr Wild stark zu machen, genauer: für die Haltung von Gehegewild als Betriebszweig vieler landwirtschaftlicher Betriebe. Und um zu essen: in einem Saal mit Glasdach, zwischen Palmen, an weiß gedeckten Tischen mit dunkelroten Sesseln. Hier bat der Minister sein Publikum, von ihm bitte keine Hochleistungen zu erwarten. "Bei dem Ausblick, dass der leere Magen gleich auf angenehme Art und Weise gefüllt wird."

Funke hatte offenbar schon einen Blick in die Karte geworfen: Komposition von Damhirsch und Wildschwein mit sauren Lüngerl, aufgeschäumtes Trüffelsüppchen, Nüsschen vom Hirschrücken unter der Trompetenpilzkruste... Also machte es Funke kurz: Die Haltung von Gehegewild ist ökologisch verträglich. Das Fleisch ist schmackhaft. Die Zucht ist artgerecht. Und: "Es ist ein Stück Attraktion, weil es Spaß macht, die Tiere zu beobachten."

Bevor sich Karl Hermann Krog, der Verbandsvorsitzende, zu Funke an den Tisch gesellte, wollte er noch ein Missverständnis ausgeräumt haben: Die Bauern mit Wild reiben sich derzeit nicht die Hände, weil die Bauern ohne Wild in der Tinte sitzen, sagte Krog. "Wir sind alle Landwirte."

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