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Berlin: BSR sieht bei Biotonne keinen Bedarf

Kritik an Plänen für Zwangsanschluss

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Trotz der Ankündigung von Umweltsenatorin Katrin Lompscher, Biomülltonnen flächendeckend in Berlin einführen zu wollen, sieht man bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) keinen Handlungsbedarf. Lompscher möchte die Kosten für die Aufstellung auch in Randgebieten der Stadt auf alle Haushalte umlegen. Eine Gebührenerhöhung im Bereich zwischen zwei und drei Euro pro Jahr halte sie für sozialverträglich und vertretbar.

„Wir verstehen die Senatorin nicht so, dass sie für eine zwangsweise Ausweitung des Biotonnen-Systems eintritt“, stellte BSR-Sprecherin Sabine Thümler klar. Man sei sich sicher, dass die Senatorin lediglich auf eine Option in der Entwicklung des Bioabfallsystems hinweisen wollte. Selbst daran ist man bei der BSR offensichtlich nicht interessiert. „Wir halten weiterhin an Empfehlungen des Ökologischen Institutes der Universität Freiburg fest“, sagt Thümler. Die Freiburger empfehlen zwar eine Optimierung des Systems, aber keine Ausweitung. Das Gutachten war als Reaktion auf einen Bericht des Berliner Rechnungshofes aus dem Jahr 2002 angefertigt worden. Die Landesrechnungsprüfer hatten bemängelt, dass „die Bioabfallsammlung seit ihrer Einführung 1996 zu hohen Fehlbeträgen von insgesamt fast 20 Millionen Euro führt.“

Die Vorschläge habe man bei der BSR zu 70 Prozent umgesetzt, so Thümler. Empfohlen werden vor allem geschicktere Planungen und Verdichtungen der Müllabfuhr-Touren.

Bei Opposition und Hausbesitzerverbänden stieß der Vorstoß der Senatorin auf noch weniger Gegenliebe. „Wenn das durchgesetzt wird, muss der Verbraucher mit einer Kostensteigerung von 10 bis 15 Prozent rechnen“, sagt Dieter Blümmel, Sprecher der Haus- und Grundbesitzervereine. Das würde einer Steigerung von rund 10 Euro pro Jahr entsprechen. Auch CDU-Umweltexperte Uwe Goetze rechnet im Fall der Realisierung mit weit höheren Kosten: Der günstige Preis gehe auf eine fehlerhafte Verrechnung von abgeschafften Restmülltonnen und neu aufgestellten Biotonnen zurück. „In kleinen Häusern gibt es aber nur ein, zwei Restmülltonnen. Die kann man durch Biotonnen nicht ersetzen, nur ergänzen.“ Goetze bemängelt: „Ohne Anreize werden die Leute die Tonne kaum nutzen und ohne Werbestrategie wird das Angebot kaum angenommen werden.“ Eine Werbestrategie ist vonseiten der BSR nicht geplant. Bislang gibt es in Berlin 71 000 der braunen Abfallbehälter. In ihnen werden jährlich 52 000 Tonnen Biomüll zwischengelagert. Der Biomüll wird in vier verschiedenen Anlagen im Berliner Umland kompostiert, eine fünfte Anlage verwandelt die Berliner Küchenreste in Bio-Gas.

Die Bio-Tonnen stoßen in vielen Teilen der Stadt auf wenig Akzeptanz. „Aufgrund von Größe und Bevölkerungsstruktur ist die Erfassungsquote und -qualität in Berlin nicht gut“, erklärt Susanne Rotter, Professorin für Abfallwirtschaft an der TU Berlin. Aus BSR-Kreisen ist zu hören, dass Biotonnen wiederholt abgezogen werden mussten, weil die Nutzer zu viel Restmüll hineingeworfen hätten – oder die Tonnen an sonnigen Stellplätzen zu starke Gerüche entwickelt hätten. job

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