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Yorckstraße
© Steinert

Yorckstraße: Bummeln über Bahnbrücken

Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg will die Überführungen der Yorckstraße für Fußgänger öffnen, um die neuen Parks am Gleisdreieck miteinander zu verbinden. Zusätzlich sollen breite, repräsentative Treppen angelegt werden.

Sie ist dunkel und schmutzig. Viele Berliner nehmen die Yorckstraße nur als notwendiges Übel wahr, das man auf dem Weg von Kreuzberg nach Schöneberg möglichst schnell hinter sich bringen muss. Dabei sind die über 20 eng aneinandergereihten Brücken, die die Straße überspannen, ein beeindruckendes technisches Monument. Sie erinnern an die Zeit, als Berlin industrielle Metropole war und die Züge aus dem Süden täglich Massen an Passagieren, Tonnen von Gütern und damit auch Kapital in die Hauptstadt brachten. Davon ist nicht viel geblieben. Nachdem der Güterbahnhof und die beiden Fernbahnhöfe nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossen worden waren, verfielen die meisten alten Brücken. Die Bahn als Eigentümerin möchte sie am liebsten abreißen und das Eisen verkaufen. Seit Jahren ringen der Senat und die Denkmalschützer um ihre Erhaltung.

Auf seiner Suche nach guten Argumenten hat das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg ein Gutachten beim Architekturbüro ASL in Auftrag gegeben. Darin legen die Planer erstmals umfassende Vorschläge vor, wie man die Brücken, die Straße und das angrenzende Gebiet in Zukunft städtebaulich aufwerten und nutzen könnte. Der wichtigste Punkt: Die Brücken sollen Fußgängern als Verbindung dienen zwischen dem neuen Park am Gleisdreieck, der gerade gebaut wird, und dem geplanten Park auf dem sogenannten „Schöneberger Flaschenhals“ im Süden.

Um die Zugänge zu den höher gelegenen Parkgebieten zu erleichtern, sollen auf der Kreuzberger und der Schöneberger Seite jeweils repräsentative, einladende Treppen angelegt werden. In dem Dreieck, das die S-Bahn-Linien 1 und 2 vor ihrer Einfahrt in den Tunnel bilden, ist eine Bebauung für Büros und Dienstleistungen geplant – leicht von der Straße zurückversetzt, so dass dort, wo sich heute die Tankstelle befindet, ein neuer Platz entstehen wird. Außerdem sollen die Brücken illuminiert werden, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen, „aber auch, um ihre Schönheit ins rechte Licht zu rücken“, wie es Siegmund Kroll formuliert, der das Amt für Denkmalschutz beim Bezirk leitet und das Gutachten in Auftrag gegeben hat.

Rund 100 000 Euro kostet es, eine der Brücken sandzustrahlen, zu sanieren und wieder verkehrssicher zu machen. Bisher steht aber nur fest, dass 2009 die östlichste und westlichste Brücke wiederhergestellt werden. Das Geld dazu kommt zum Teil von der Bahn, zum Teil aus dem Programm „Stadtumbau West“. Für die übrigen Brücken erwartet die Bahn eine Regelung. Sie will, dass langfristig alle vom Senat übernommen werden. Dies würde die Chance deutlich erhöhen, dass die Yorckbrücken in ihrer Gesamtheit erhalten werden können – was ja gerade den Wert dieses Denkmals ausmacht.

Das neue Gutachten ist vor allem als Vorschlag zu verstehen. „Es ist ein Zwischenschritt“, sagt Siegmund Kroll, „der jetzt die politischen Gremien durchlaufen muss.“ Nach Ostern soll das Gutachten der Öffentlichkeit im Rathaus Schöneberg vorgestellt werden. Bereits jetzt kann man aber schon eine neue Broschüre kaufen, die das Bezirksamt herausgegeben hat und die die Geschichte der Yorckbrücken sowie ihre technische Konstruktion detailliert beschreibt. Sie kostet 4,50 Euro und ist in den Bürgerämtern erhältlich. Udo Badelt

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