
© Hans Leister
Bürgermeister fordern mehr Tempo von der Bahn: Templiner wollen schneller nach Berlin
Templin hat zwar zwei Bahnlinien, ist aber dennoch nur auf Umwegen und langsam zu erreichen. Bürgermeister und Landräte fordern mehr und schnellere Züge in die Hauptstadt.
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Templin ist 65 Kilometer von Berlin entfernt, doch die Fahrt mit der Bahn dauert mindestens 100 Minuten. Direkte Züge in die Innenstadt gibt es nicht, Fahrgäste müssen in Oranienburg, Ostkreuz oder Eberswalde umsteigen. Viele Berliner fahren deshalb mit dem Auto in die uckermärkische Kleinstadt, ebenso die meisten Templiner Pendler.
Die Bürgermeister und Landräte in der Region wollen sich mit diesem Durchschnittstempo von 40 Kilometern pro Stunde nicht mehr zufriedengeben. Am Freitag charterten sie einen Sonderzug und zeigten, dass es schneller geht. „Die Region braucht eine schnelle und direkte Anbindung an das Berliner Zentrum, mindestens bis Gesundbrunnen“, so die Bürgermeister beim Start.
Templin ist so schlecht angebunden wie kaum eine Stadt in Brandenburg.
Der frühere Bahnmanager Hans Leister
Angepeilt waren 63 Minuten Fahrtzeit bis Gesundbrunnen. Es wurden dann 74 Minuten, „nicht die erhoffte super-schnelle Fahrzeit“, sagte der frühere Bahn-Manager Hans Leister dem Tagesspiegel. Die 63 Minuten hatte die Bahntochter DB Netz den Organisatoren versprochen. So habe es an einem Bahnübergang Verzögerungen gegeben, ärgerlich sei auch gewesen, dass ein langsamerer Regionalzug bevorzugt worden sei in der Fahrdienstleitung.
Leister war von 1994 bis 2000 bei der Deutschen Bahn Leiter Regionalverkehr Berlin/Brandenburg, er kennt sich aus. Nach seinen Angaben ist außer Templin nur Beeskow derart schlecht und langsam an Berlin angebunden. In einer Grafik hat er Fahrzeiten und Entfernungen zusammengestellt. Schnell geht es immer dann, wenn die Stadt direkt an einer der von Berlin ausgehenden Strecken liegt. Doch Templin liegt nur an eingleisigen Nebenstrecken, die in Löwenberg oder Eberswalde abzweigen von den Hauptstrecken.

© / Hans Leister
Eigentlich gibt es von Templin aus sogar zwei verschiedene Strecken Richtung Berlin, 2018 war die Strecke von Eberswalde nach Joachimsthal wieder bis Templin verlängert worden. Allerdings ist diese Strecke in so schlechtem Zustand, dass die Züge noch länger brauchen. Die Zahl der Fahrgäste ist so gering, dass das Brandenburger Verkehrsministerium die Strecke erneut stilllegen wollte im Dezember 2022. Erst nach heftigen Protesten wurde der Testbetrieb noch einmal verlängert.
An Bord des Sonderzuges waren die Bürgermeister von Templin, Zehdenick und Löwenberg sowie der Landtagsabgeordnete Clemens Rostock (Grüne). Sie forderten den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) gemeinsam auf, schnellere Züge zu bestellen. Die RB12 aus Templin, die derzeit in Ostkreuz endet, müsse bis ins Berliner Zentrum verlängert werden. Die Stadt Templin wollte mit der Fahrt beweisen, dass es viel schneller geht als bisher.
Eingeladen waren auch Vertreter der Landesregierung, sagte Leister. Teilgenommen hätte aber niemand an der Fahrt – offenbar fehle das Interesse.
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