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Schulprojekt: Buschkowsky hält an Wachschutz fest

Nach der Absage der Dussmann-Gruppe für einen Wachschutz an Neuköllns Schulen ist man nun auf der Suche nach einem neuen Unternehmen. Die Direktoren sehen einen dringenden Bedarf, das Projekt doch noch zu stemmen.

Ungeachtet zahlreicher Kritik halten Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky und Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (beide SPD) daran fest, ein neues Unternehmen für den Wachschutz an 13 Schulen des Bezirks zu finden. Gestern führte Schimmang nach der Absage der Dussmann-Gruppe erste Verhandlungen mit einem weiteren Wachschutzunternehmen. Dussmann hatte den Auftrag für das bundesweit einmalige Projekt zurückgegeben und dies mit mangelnder Unterstützung des Senats, der schlechten Vorbereitung und einem fehlenden Konzept begründet. Jeweils zwei Wachschützer sollten nach den Planungen von der kommenden Woche an den Zugang zu den Schulen kontrollieren.

Harte Worte fand gestern Innensenator Ehrhart Körting (SPD). Er sagte, dass er die Wachschutz-Idee für „nicht zielführend“ halte: „Ich denke, dass letztlich Disziplin an den Schulen nicht durch paramilitärische Einheiten, sondern nur durch Pädagogik herzustellen ist.“ Er könne allerdings Buschkowsky nicht daran hindern, seinen „Irrweg weiterzugehen“. Der Senat habe dem Bezirk vorgeschlagen, die Sicherheitsprobleme an den Schulen durch Zusammenarbeit mit der Polizei zu lösen. Doch könne es auch nicht „Aufgabe der Polizei sein, vor jeder Schule zu stehen“, sagte Körting. Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann forderte Buschkowsky auf, „sein Brachialkonzept“ zu überdenken. Es gelte, Konflikte von innen zu lösen. Sinnvoller sei es zudem, Schulen das geplante Geld direkt zur Verfügung zu stellen, damit sie die Sicherheitsleute selbst einstellen können und so Teil des Schulpersonals sind. Mieke Senftleben (FDP) sagte, eine der staatlichen Kernaufgaben sei, für Sicherheit an Schulen zu sorgen.

Der Bundesverband der Wachschutz- und Sicherheitsunternehmen (BDWS) hatte bereits Ende August seinen Mitgliedern empfohlen, sich nicht auf die Ausschreibung zu bewerben. Weder Vergabekriterien noch das Konzept könnten zu einem wirksamen Schutz führen, sagte Rainer Ehrhardt, der Berliner Landesgruppenleiter des BDWS. „Das wurde mit der heißen Nadel gestrickt.“ Die Ausschreibung habe keinen Aufschluss über Standort, Größe, Schülerzahl, soziales Umfeld und Zusammesetzung der Schülerschaft gegeben. Ausschlaggebend für den Zuschlag sei lediglich der Preis gewesen, kritisierte Ehrhardt, Geschäftsführer der Gegenbauer Sicherheitsdienste, dessen Firma von einer Bewerbung abgesehen hat. Anders als Buschkowsky, der Dussmanns Rückzieher als „dubios“ bezeichnet hatten, geht Ehrhardt davon aus, dass es allein inhaltliche Gründe gab.

Für Neuköllner Schulleiter stellt sich die Situation anders dar. „Die Gespräche, die wir mit Dussmann hatten, waren unproblematisch, harmonisch und unkompliziert“, sagte gestern Marlis Meinicke-Dietrich, Direktorin der Röntgen-Realschule am Richardplatz. Es sei nicht darum gegangen, die Ausweise sämtlicher Schüler morgens zu überprüfen. Laut Meinicke-Dietrich hatte man sich vielmehr darauf geeinigt, dass die wichtige Kontrollphase nach dem Unterrichtsbeginn um acht Uhr beginnt, wenn schulfremde Personen auf das Schulgelände wollen; kritische Zeiten seien ebenso Pausen und Schulschluss. In den meisten Fällen würden Jugendliche, die in der Schule eigentlich nichts zu suchen hätten, schon dann einen Rückzieher machen, wenn sie bereits am Eingang gefragt würden, wo sie hinwollen. Allein gestern musste sie drei Schulfremde des Geländes verweisen: „Zwei gingen friedlich, einer wurde pampig. Das ist einfach lästig.“

Auch Georg Krapp, Direktor des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, hält daran fest, Wachleute einsetzen zu wollen. Immer wieder gebe es Probleme, dies liege auch an der Nähe zum Hermannplatz. Die Kontrolle der eigenen Schüler durch Ausweise halte er nicht für das eigentliche Problem. Da habe man schnell einen Blick für, wer zur Schule gehört . Außerdem sei es möglich, dem Wachschutz zu Unterrichtsbeginn einen Lehrer zur Seite zu stellen.

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