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Wie soll man einem Erstklässler erklären, warum da Kerzen brennen und Blumen und Fotos liegen?“, sagt eine Mutter.

© Paul Zinken/dpa

Suizid einer Schülerin: CDU will stärker gegen Mobbing vorgehen

Die CDU beantragt eine Anhörung im Parlament zum Thema Mobbing an Schulen – um Fälle wie den Tod einer Elfjährigen in Zukunft zu verhindern.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Nach dem Tod einer elfjährigen Schülerin in Reinickendorf fordert die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus eine Anhörung im Bildungsausschuss. „Uns geht es darum, Hintergründe dieser Verzweiflungstat zu erfahren und die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen“, sagte die CDU-Bildungsexpertin Hildegard Bentele. Auch die Politiker müssten sich selbstkritisch fragen: „Wird an unseren Schulen und im Umfeld alles getan, damit so etwas nicht wieder passiert?“

Schon im Sommer 2016 hatten die damaligen Regierungsfraktionen SPD und CDU die Senatsbildungsverwaltung aufgefordert, ein „Berliner Programm gegen Gewalt an Schulen“ zu erarbeiten. Der Parlamentsbeschluss enthielt detaillierte Zielvorgaben. Prävention, Aufklärung und Anti-Mobbing-Training in den Schulen müsse intensiviert und die Lehrer stärker fortgebildet werden.

Meldepflicht für Mobbingvorfälle

Die Ausstattung mit Sozialarbeitern und Schulpsychologen sollte verbessert und Schüler „altersgerecht zu Pausenbuddys und Konfliktlotsen geschult“ werden. Jede Schule müsse ein Präventions- und Konfliktmanagement aufbauen, eine „Koordinierungsrunde Konfliktbearbeitung“ einrichten und einen Beauftragten für Elternarbeit ernennen. „Bei Verhaltensauffälligkeiten wird das Gespräch mit den Erziehungsberechtigten gesucht.“

Die Schulen sollten dazu verpflichtet werden, auch leichtere Gewalt- und Mobbingvorfälle innerhalb von fünf Werktagen und schwerere Fälle binnen 24 Stunden beim Schulamt, der Schulaufsicht, dem Jugendamt, den Schulpsychologen und der Bildungsverwaltung zu melden.

Das Parlament forderte außerdem, jedes Jahr einen Bericht zur Gewaltprävention und Krisenintervention in Schulen zu veröffentlichen. Im Januar 2017 nahm die Verwaltung von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) dazu Stellung. Der grobe Tenor: Die meisten Forderungen seien realisiert und man arbeite an Verbesserungen im Detail.

Keine polizeiliche Statistik über Mobbing an Schulen

Verwiesen wurde darauf, dass die Meldung von Gewaltvorfällen seit Februar 2011 in einem amtlichen Informationsschreiben geregelt sei. Doch jede Schule entscheide eigenverantwortlich, jedenfalls in leichteren Fällen, über die Meldung von Vorfällen. Auf die angeforderten Jahresberichte wartet das Abgeordnetenhaus noch.

Es gibt „Notfallpläne“ für die Schulen, die noch auf Scheeres’ Vorgänger, Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD), zurückgehen. Darauf weist auch die Berliner Polizei hin. „Aber unsere Präventionsteams sind angewiesen auf Informationen aus den Schulen“, sagte ein Sprecher der Polizei. Das werde von den Schulleitungen und Lehrkräften sehr unterschiedlich gehandhabt. Statistiken über Mobbing an Schulen führt die Polizei nicht.

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