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Wie ein Wunder. Nur leicht verletzt wurden zwei Frauen, auf deren Auto dieser Baum stürzte. Die 49-jährige Fahrerin, die nicht namentlich genannt werden will, muss den Schaden wohl selbst tragen. Foto: dpa

© dpa

Aufs Auto gestürzter Baum: „Da hat sich irgendein Idiot aus’m Fenster gestürzt“

Vergangene Woche krachte plötzlich ein Baum auf das Auto einer Berlinerin und verletzte sie und ihre Beifahrerin. Im Interview erzählt sie, wie sie den Schreckensmoment erlebte und warum sie für den Schaden wohl selbst aufkommen muss.

Von Sandra Dassler

Sie und Ihre Beifahrerin sollen mit dem Schrecken davongekommen sein, als eine riesige Linde am vergangenen Montagabend auf Ihr Auto stürzte...

Von wegen! Wir waren drei Tage im Krankenhaus, haben überall Prellungen. Und ständig Kopfschmerzen, die wünsch’ ich keinem. Aber wir leben, das ist das Wichtigste. Und natürlich haben wir großes Glück gehabt. Vor allem meine Tochter.

Die war doch gar nicht dabei?

Sie sollte eigentlich an diesem Abend mit zum Shoppen kommen, hatte aber keine Lust. Naja, sie ist 13, wollte wohl nicht mit uns „Alten“ einkaufen. Sie hätte auf der Rückbank gesessen, auf die der Baum krachte, und keine Chance gehabt.

Sind Sie gläubig?

Auf jeden Fall glaube ich, dass wir einen Schutzengel hatten.

Wie kam es zu dem Unglück?

Naja, ich fuhr auf die Kreuzung Großbeerenstraße/Obentrautstraße zu. Als die Ampel auf Rot sprang, hielt ich an.

Hätten Sie lieber weiterfahren sollen?

Ja, das haben hinterher viele gesagt: Wärst Du doch bei Rot gefahren!

Und dann?

Dann hat es auch schon gekracht.

Sie haben den Baum nicht gesehen?

Nee, ich wollte ja geradeaus, hab’ also nicht nach rechts oder links geschaut, um beispielsweise auf Radfahrer zu achten. Es krachte und irgendwas war an meinem Genick, und wir waren eingeklemmt.

Was haben Sie gedacht?

Ich dachte wirklich und hab’s auch zu meiner Freundin gesagt: Da hat sich jetzt irgendein Idiot aus’m Fenster gestürzt.

Das ist selbst in Berlin nicht gerade naheliegend, oder?

Keine Ahnung. Vielleicht war’s der Schock. Es ging mir so viel durch den Kopf. Ich hab’ meine Freundin, die völlig eingezwängt auf dem Beifahrersitz saß, gefragt, ob alles okay ist. Wir haben versucht, Arme und Beine zu bewegen. Aber wir wussten nicht, wie schwer wir verletzt sind, und wollten nur noch raus.

Wie lange mussten Sie darauf warten?

In den Zeitungen stand was von einer Stunde. Wir hatten kein Zeitgefühl.

Haben Sie auch an Ihr Auto gedacht?

Zu dem Zeitpunkt nicht, später schon. Es hat uns wahrscheinlich das Leben gerettet. In einem kleineren Wagen hätten wir keine Chance gehabt.

Totalschaden?

Natürlich.

Wer zahlt?

Jedenfalls nicht die Versicherung. War ja weder Sturm noch Gewitter.

Der Bezirk ist für Bäume verantwortlich...

... und hat laut Presse angeblich nicht erkennen können, dass die Wurzeln dieser Linde schon vor Jahren durch Bauarbeiten geschädigt wurden. Zahlt also nichts.

Werden Sie wieder Auto fahren?

Wenn ich mir mal wieder eins leisten kann, bestimmt. Wir haben schon rumgeflachst, einfach um uns zu trösten: Dann fahren wir zuerst Unter den Linden.

Das Gespräch führte Sandra Dassler

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