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Polizei und Feuerwehr räumen das Haus in Berlin-Mitte wegen Einsturzgefahr. (Foto aktuell).

© dpa/Sebastian Gollnow

Update

Dach drohte einzustürzen: Einsatz am Haus in Berlin-Mitte „erfolgreich beendet“ – Anwohner können zurückkehren

Weil sich der Dachstuhl eines Hauses nach vorne geschoben hat, rückten Feuerwehr und THW nach Mitte aus: Das Gebäude wurde geräumt und ist am Freitagmorgen vorerst gesichert.

Stand:

Unweit des Friedrichstadtpalasts in Berlin-Mitte ist am Donnerstag ein Haus wegen akuter Einsturzgefahr des Dachstuhls geräumt worden. Bis kurz vor Mitternacht haben Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) den einsturzgefährdeten Dachstuhl abgesichert. „Das THW konnte seinen Einsatz erfolgreich beenden“, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel am Freitagmorgen.

„Das Dach wurde vorläufig gesichert“, teilte eine Sprecherin des Bezirksamts Mitte am Freitagnachmittag mit. Die Bewohner könnten nun wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. 13 Hausbewohner waren von der Räumung betroffen. Nach Feuerwehr-Angaben, wohnen noch mehr Menschen in dem Haus, waren aber am Donnerstagmorgen nicht anwesend und zum Beispiel im Urlaub. Alle Anwohner hätten am Donnerstagabend Ersatzunterkünfte bei Bekannten gefunden, das Bezirksamt habe keine Anwohner unterbringen müssen.

Auch wurde die Straßensperrung bis auf Ausnahme des Fußgängertunnels aufgehoben, wie das Bezirksamt mitteilte. Dieser musste auf dem Gehweg vor dem Haus aufgestellt werden, damit die Bewohner sicher ins Haus kommen und die Fußgänger den Gehweg vor dem Haus nutzen können. 

Bei dem betroffenen Gebäude handelt sich um ein fünfstöckiges Wohn- und Geschäftsgebäude in der Reinhardtstraße 6 nahe der Ecke zur Friedrichstraße. Seit Donnerstagmorgen war die Reinhardtstraße zwischen der Friedrichstraße und der Albrechtstraße für den Verkehr komplett gesperrt.

Melanie Probandt / Jule Damaske

Gegen 23 Uhr hatte ein Statiker vor Ort die Sicherungsvorkehrungen geprüft und dann bekanntgegeben: Die Lage ist stabil. „Das Haus kann an den Eigentümer übergeben werden, damit Fachkräfte aus der freien Wirtschaft weitere Maßnahmen vornehmen können“, sagte die THW-Sprecherin am Freitagmorgen. Das THW habe seinen Teil erfüllt und die Notlage stabilisiert. Der Einsatz sei einwandfrei und erfolgreich verlaufen.

Nach THW-Angaben sicherten 50 Einsatzkräfte den Dachstuhl von innen mit Greifzangen und Stahlseilen ab. Von außen brachte das THW zudem eine Barriere an, damit Teile nicht herabstürzen und Menschen verletzen können.

Ein Sensorsystem des THW scannte unterdessen weitere statische Veränderungen am Haus. Laser überwachten dabei den Dachstuhl und registrierten jede Bewegung – so hätten die Einsatzkräfte im Notfall gewarnt werden können, falls sie das Haus verlassen müssen. 

Anders als zu Beginn angenommen mussten keine Teile des Daches abgetragen werden. Der Einsatz war nach Angaben der Feuerwehr technisch und personell sehr aufwendig. Am Donnerstagnachmittag hatte die Feuerwehr die Einsatzstelle größtenteils an das THW übergeben und die Kräfte bei den Arbeiten am Dach unterstützt. 

Nach Angaben der Feuerwehr hatte sich der Dachstuhl des Gebäudes nach vorne geschoben und ein Stück der Fassade in Richtung Straße gedrückt. Bereits vom Gehweg war erkennbar, dass sich die Fassade und das Dach wölben. Ein Drohnenfoto aus der Luft zeigte, dass sich das Dach selbst auch nach innen wölbt.

Gefährliche Wölbung: Das Dach hat die Fassade des Gebäudes nach vorne gedrückt.

© Jule Damaske

Das Technische Hilfswerk rückte am Donnerstag in der Reinhardtstraße an.

© Jule Damaske

Der Dachstuhl wurde von innen und außen gesichert.

© Jule Damaske

Die Feuerwehr setzte auch einen Kran ein.

© Jule Damaske

Weil die Gefahr bestand, dass Teile des Dachs auf den Gehweg stürzen könnten, wurden auch die Geschäfte im Erdgeschoss der angrenzenden Gebäude am Donnerstag gesperrt – mehrere Restaurants, eine Apotheke und eine Bäckerei mussten schließen, ebenso die Bundesgeschäftsstelle der FDP.

Zudem mussten alle in dem Straßenabschnitt parkenden Autos weggefahren oder abgeschleppt werden, damit das THW genug Platz hatte. Wer abgeschleppt wurde, müsse dafür aber nicht zahlen, sagte ein Polizist vor Ort. Soweit möglich, wurden die abgeschleppten Autos in Nebenstraßen umgesetzt.

Das Technische Hilfswerk rückte mit Spezialgeräten an. Von der Sperrung betroffen war auch die Geschäftsstelle der FDP.

© Jule Damaske

Die Reinhardtstraße wurde gesperrt. Geparkte Autos mussten umgesetzt werden.

© Jule Damaske

Anwohner und Miteigentümer beauftragten Statiker

Nach Auskunft eines Miteigentümers waren sowohl er als auch weitere Anwohnende des Hauses vor einigen Tagen auf dem Dach gewesen und hätten dort zufällig einen Schaden entdeckt. Sie hätten daraufhin einen Statiker zur Einschätzung der Folgen beauftragt. „Es ist nicht irgendjemand Drittes gekommen und hat das festgestellt, sondern wir haben das veranlasst. Sonst wäre wahrscheinlich nichts passiert.“

„Weil weitere Veränderungen nicht ausgeschlossen werden konnten, wurde heute auch die Feuerwehr mit hinzugezogen“, hatte ein Feuerwehrsprecher am Donnerstag gesagt. 

Bilder auf der Plattform Google Streetview zeigen, dass bereits seit 2022 eine Verschiebung des Dachs erkennbar ist. Auch Oktay Rude konnte das am Donnerstag bestätigen. Er besitzt einen Laden auf der gegenüberliegenden Straßenseite und sagte, dass die Wölbung seit knapp fünf Jahren sichtbar sei.

Oktay Rude vor seinem Kiosk in der Reinhardtstraße.

© Jule Damaske / Tagesspiegel

Einige Anwohner wurden von der Evakuierung dennoch überrascht: „Die Feuerwehr hat mich geweckt, sonst hätten sie den Schlüsseldienst geholt“, sagte ein junger Bewohner des Hauses der Nachrichtenagentur Dpa, als er seine Wohnung am Donnerstag verlassen musste. „Ich habe ein paar Anziehsachen eingepackt, Zahnbürste. Was man halt so braucht.“ Den folgenreichen Schaden am Dach habe er nicht kommen sehen.

Das Haus wurde nach Auskunft eines Anwohners vor 20 Jahren saniert. Von dem Großeinsatz hatte er durch einen Nachbarn erfahren. Dieser hatte ihn auf der Arbeit angerufen und gefragt, ob er schon Bescheid wüsste.

Der Vorfall erinnert an ein Haus in Berlin-Schöneberg, das im April ebenfalls wegen Einsturzgefahr evakuiert werden musste. Damals waren Risse in dem Gebäude an der Ecke Goltz-/Grunewaldstraße entdeckt worden. Die neun Mieterinnen und Mieter durften rund einen Monat lang nicht in ihre Wohnungen zurück, bis ein Prüfstatiker eine Stahlkonstruktion zur Stützung eines Erkers freigab. (mit dpa)

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