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Verlockendes Frühstücksbüfett eines Edel-Hotels.

© imago/Arnulf Hettrich

Stil und Etikette: Darf man im Hotel Essen vom Frühstücksbüfett mitnehmen?

Selbst in edlen Hotels nehmen Gäste Speisen vom Büfett aus dem Restaurant mit. Ist man kleinkariert, wenn man auf das Verbot hinweist? Eine Kolumne.

"Mir ist aufgefallen, dass Gäste in Vier- und Fünf-Sterne-Hotels Speisen vom Frühstücksbüfett aus dem Restaurant mitnehmen, obwohl ein Schild darauf hinweist, dass das nicht gestattet ist. Ich fand das nicht in Ordnung, äußerte mich entsprechend, wurde dann aber belächelt mit dem Hinweis, dass die Speisen von den Tellern ohnehin im Müll landen würden. Dabei waren sie vorher mit Absicht überfüllt worden. Bin ich zu kleinkariert?" - fragt Lola.

Wenn sich Familien beim Frühstück eindecken, um auch das Mittagessen oder vielleicht sogar die Abendmahlzeit noch mit der Beute zu bestreiten, dann sehen sie das selber gern als Kavaliersdelikt. Das trifft natürlich auch für Singles und Paare zu, die man mindestens so häufig dabei ertappen kann. Dass die Unsitte verbreitet ist, macht sie nicht besser.

Natürlich wirkt ein Frühstücksbüfett in einem gehobenen Hotel üppig, das gehört ja dazu. Dies dahingehend miss zu verstehen, es sei ja genug da für den Rest des Tages, und ein Brötchen, drei Äpfel, ein paar hartgekochte Eier und einige von diesen netten kleinen Nutella-Packungen würden da gar nicht weiter fehlen, ist schon ein gravierender Fehltritt. Man muss ja immer davon ausgehen, dass andere das ähnlich sehen und sich entsprechend daneben benehmen.

Jede in der Tasche versenkte Banane ist eine gestohlene Frucht

Der Hotelier wird am Ende ein ziemliches Loch in seiner Kalkulation vorfinden. Er weiß ja, wie viel es braucht, um Leute bei einer Mahlzeit satt zu machen. Und nun soll er mehr und mehr nachlegen, um den Hunger seiner gierigen Gäste für den Rest des Tages zu stillen. Das ist natürlich eine Zumutung. Wenn er extra ein Schild aufstellt, ist er offensichtlich gebranntes Kind. Das Schild zu ignorieren, ist nicht in Ordnung. Wenn man es ganz genau nimmt, ist jede in der Tasche versenkte Banane eine gestohlene Frucht.

Es war also richtig von Ihnen, die Giermäuler auf das Falsche ihres Tuns hinzuweisen. Von dem Spott, den Sie hinterher ernteten, müssen Sie sich nichts annehmen. Die Leute, die sie belächelt haben, können sich offenbar ein luxuriöses Hotel leisten, geizen dann aber an der Schnitte Brot, nach der ein mittäglich erschöpfter Magen verlangt. Kein feiner Zug. Da haben Sie sich leider in schlechter Gesellschaft befunden.

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