Berlin: Das Bad der Berliner
Schwimmen, Wellenreiten, Saunieren wie in Russland: Die Erlebniscity in Oranienburg ist großstadtnah und konkurrenzlos
Der Besuch in einer russischen Banja kommt ohne Schläge nicht aus. Die zelebriert der Saunameister mit einem Birkenzweigbündel, „Wenik“ genannt – je nach Wunsch mal sanfter, mal kräftiger. Wer die Prozedur möglichst authentisch erleben will, entscheidet sich für heftige Hiebe. Schließlich entstand das Ritual in strengen russischen Wintern.
Da die Temperatur in den echten Schwitzräumen zwischen Petersburg und Wladiwostok nur auf höchstens 60 Grad Celsius steigt, lassen sich die Gäste gern mit den Ruten zuerst den heißen Wasserdampf zuwedeln und dann unmittelbar die Haut bearbeiten. Auf Tellern und in Gläsern wird anschließend Herzhaftes und Hochprozentiges gereicht. Schließlich dienen die Banjas auch für Gespräche und Geschäftsabschlüsse.
Wer für die Banja nicht erst nach Russland fahren will, braucht sich in Berlin nur in die S-Bahn zu setzen. Die „TURM-Erlebniscity in Oranienburg – die Abkürzung steht für den Werbespruch „Täglich Urlaub, Riesen Möglichkeiten“ – besitzt eine der schönsten Banjas überhaupt.
Dienstags und donnerstags um 20 Uhr steigt in der Banja die erlebnisreiche Zeremonie. Neulinge sollten die unteren Bänke bevorzugen, steigt doch die Temperatur auf der oberen Etage leicht auf weit über 100 Grad. Aber oft kennt sich die Mehrzahl der Gäste schon aus, denn die meisten kommen immer wieder in die Erlebniscity am Oranienburger Wasserturm zwischen Bahnhof und Lehnitzsee. Fragte man die Besucher nach ihrem Wohnsitz, würden mehr als drei Viertel „Berlin“ antworten. Die Ausflügler nutzen nicht nur täglich die Saunalandschaft, sondern auch die vielen anderen Möglichkeiten zum Sporttreiben und Entspannen. DieKüche im Restaurant „balloon“ hat sich auf polynesische Gerichte spezialisiert, was ziemlich einmalig in Berlin und Brandenburg sein dürfte. Zu Recht kann die gesamte Oranienburger Anlage als das „Bad der Großstädter“ bezeichnet werden. In ganz Berlin gibt es keinen vergleichbaren Komplex mit Sportplätzen, einem großen Wellenbad, Kinderplanschbecken, Whirlpools, mit heilender Sole gemischten Innen- und Außenbecken, einem großen Fitness-Studio, Massagen, kosmetischen Behandlungen, Badmintonplätzen, Bowlingbahnen.
Dabei war der Start für die städtischen Betreiber des großen Bades in Oranienburg turbulent. Trotz der hohen Zahl von jährlich einer halben Millionen Besucher blieben die Stadtwerke auf 13 Millionen Euro Schulden aus der Bauphase sitzen. Zur Rettung mussten das Unternehmen im Vorjahr mehrheitlich an eine Fondsgesellschaft verkauft werden. Anderenfalls wären in der Erlebniscity die Lichter ausgegangen. Der größte Nachteil wäre das für die Berliner Besucher gewesen. Sie kommen vor allem an den Wochenenden zwischen 11 und 17 Uhr. Ste.
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