Berlin: Das Riesenrad am Zoo ist eine Runde weiter
Finanzsenator Sarrazin unterstützt das Projekt Neutrales Gutachten soll Standortfragen klären
Ausgerechnet am Rande eines Besuches im Tierpark (Ost) hat Finanzsenator Thilo Sarrazin eine gute Nachricht für den Zoo (West) verkündet: Er sei optimistisch, dass sich alle Beteiligten etwa binnen der nächsten fünf Wochen über das geplante Riesenrad in der City West einigen werden. „Der Senator steht dem Projekt sehr positiv gegenüber“, sagt ein Sprecher des SPD-Politikers und fügt hinzu: „Wir versuchen, das Projekt positiv zu begleiten.“
Auf Sarrazin kommt es an, weil die Finanzverwaltung dem Verkauf des Geländes für das Riesenrad zustimmen muss. Favorisierter Standort ist der Wirtschaftshof des Zoos, nördlich der Bahntrasse, nahe Busbahnhof und TU-Gelände. Als Kaufpreis ist von 22 Millionen Euro die Rede, wobei der Zoo das Geld am liebsten komplett für sich hätte. Das Minimum wären nach einer Rechnung von Zoodirektor Jürgen Lange die zwölf bis 14 Millionen, die der Bau eines neuen Wirtschaftshofes kosten würde. Nach Angaben der Beteiligten ist über die Aufteilung des Betrages aber noch nicht entschieden. Der Zoo bekommt pro Jahr reichlich zwei Millionen Euro Zuschuss vom Land – mit leicht fallender Tendenz. Die denkbare Variante, dass Sarrazin dem Zoo das Geld aus dem Grundstücksverkauf überlässt und dafür die Subventionen weiter kürzt, sieht der Direktor skeptisch.
Nachdem schon Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und die Anrainerbezirke Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf das Vorhaben für gut befunden haben, soll jetzt ein neutraler Gutachter eine Studie über die Auswirkungen des rund 70 Millionen Euro teuren Projektes klären, das sich angesichts der geplanten Höhe von etwa 180 Metern zu einer der hervorstechendsten Attraktionen in Berlin entwickeln dürfte. Zoodirektor Lange hofft, dass das Gutachten auch „die Glaubensunterschiede“ zwischen ihm und seinem Vorstandskollegen ausräumen könne: Während Lange das Riesenrad als Besuchermagneten sieht, fürchte der Kollege, dass es eher eine unliebsame Konkurrenz werden könne. Mit entsprechender Spannung wird das Gutachten erwartet, das schon in wenigen Wochen vorliegen könnte.
Michael Waiser, der als Geschäftsführer der World Wheel Berlin Holding die Investoren vertritt, klingt ebenfalls optimistischer als noch vor wenigen Wochen: „In die Angelegenheit ist Bewegung gekommen“, sagt er. Er sei guter Hoffnung, dass die Entscheidung noch vor der absehbaren Lähmung der Politik durch Fußball-WM und Wahlkampf falle. „Wir führen im Moment ganz konstruktive Gespräche mit allen Beteiligten“, sagt Waiser. Obwohl die Bürokratie nach der politischen Entscheidung erst richtig anfangen wird, wagt der Investor schon eine Prognose: „Wenn alles gut läuft, könnte man vielleicht im Spätsommer 2008 Riesenrad fahren.“