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Berlin: Das Schmuckstück soll wieder glänzen - Caritas lässt Villa für zwei Millionen Mark sanieren

Im Keller des Kavalierhauses an der Breiten Straße sieht es in diesen Tagen wie in einem Bergwerk aus. Da liegen Schuttberge am Boden und ein Arbeiter wuchtet eine Schubkarre mit Schutt über eine Bahn aus Brettern.

Im Keller des Kavalierhauses an der Breiten Straße sieht es in diesen Tagen wie in einem Bergwerk aus. Da liegen Schuttberge am Boden und ein Arbeiter wuchtet eine Schubkarre mit Schutt über eine Bahn aus Brettern. Im Garten steht ein zimmergroßer Container, der bereits zur Hälfte gefüllt ist. Offiziell sind Vorarbeiter Morton Henze und seine acht Kollegen von der Lichtenberger Firma "Wunderlich" nur mit Aufräumen, dem Entfernen der Fußböden und Sicherungsarbeiten am Fundament beauftragt. Aber die Pankower sind froh, dass der jahrelange Stillstand vorbei ist und in der Villa endlich gearbeitet wird.

Aufgeräumt und gesichert wurde im Kavalierhaus schon einmal. Im Januar 1990 hatten Mitglieder des Pankower Kunstvereins damit begonnen, das Haus in Ordnung zu bringen. Ziel war es, das eingeschossige Landhaus aus dem 18. Jahrhundert zu einem Zentrum für Kultur und Kunst zu machen. Dies erschien naheliegend, da Pankow bis zur Wende Wohnort von 500 Künstlern war. 1991 ergriff gar der Landeskonservator die Initiative. Darauf ließ die Bauverwaltung das Dach neu decken, das Mauerwerk trockenlegen und neue Schornsteine mauern. Doch aus den Plänen wurde nichts. Die Nachfahren der ehemaligen Eigentümer hatten sich beim Landesamt für offene Vermögensfragen gemeldet, im April 1996 setzten sie sich mit ihrem Anspruch durch. Der Plan vom Kulturzentrum wanderte in die Schublade.

Dabei hatte das Kavalierhaus (das angeblich für Kavaliere am Hofe Friedrichs II. errichtet worden war) den unterschiedlichsten Zwecken gedient. Ein Berliner Schokoladenfabrikant und Konditor namens Richard Hildebrand kaufte das Haus 1866 und machte es zum Wohnhaus für seine Familie. Hildebrands Nachkommen wohnten bis 1938 an der Breiten Straße und so kam es, dass sich damals in Pankow der Name "Hildebrandsche Villa" einbürgerte. Von 1953 bis 1989 war das Haus Schulhort der 7. Oberschule Pankow.

Vor zwei Jahren hat die Caritas das Haus gekauft und damit wieder Bewegung in die Geschichte der Villa gebracht. Caritas-Geschäftsführer Helmut Vollmar will zwar den Kaufpreis nicht nennen, aber er spricht über die Pläne: Im Erdgeschoss soll eine Bibliothek für die Patienten der Caristas-Kliniken in der Nachbarschaft eingerichtet werden, daneben ein Raum für Kulturveranstaltungen. Ins Dachgeschoss bauen die Architekten vom Berliner Büro Römeth und Hastenteufel zwei Büros ein. Vollmar will die Büros vermieten, um den Kredit zu tilgen, den die Caritas für Hauskauf und Restaurierung aufgenommen hat. Im August sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Für die zwei Millionen Mark, die im Etat stehen, wird nicht nur das Haus nach den Vorgaben der Denkmalschützer renoviert, sondern auch der Garten um die marode Villa herum. Genehmigt ist noch nichts. Doch die Experten aus dem Bauamt im Rathaus Pankow wollen der neue Nutzung keine Steine in den Weg legen.

Michael Brunner

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