zum Hauptinhalt
Pulli, Top, Jacke. Daniel Craig, sonst als James Bond aktiv, und Regisseur David Fincher (r.) werben hochgeschlossen für die Stieg-Larsson-Verfilmung „Verblendung“. Hauptdarstellerin Rooney Mara hat dagegen Hitze. Kinostart ist am 12. Januar. Foto: Clemens Bilan/dapd

© dapd

Filmpremiere: Der Anruf des Präsidenten

Daniel Craig, Rooney Mara und David Fincher feierten Filmpremiere in Berlin Nach „Verblendung“ denkt man schon über die nächste Stieg-Larsson-Film nach.

Wulff, immer wieder dieser Wulff – selbst hier im Adlon! Kein Fall für James Bond, um den es diesmal ja auch nicht geht. Aber Mikael Blomkvist, investigativer Journalist in der Stieg-Larsson-Verfilmung „Verblendung“ und die Rolle von Daniel Craig, wüsste mit dem Fall sicher einiges anzufangen. Ja, auch Craig hat von Wulff in den Nachrichten gehört, von seinem Ausbruch am Telefon, und er hat dadurch sogar grundsätzlich noch etwas über die deutsche Politik gelernt: „Ich wusste vorher nicht, dass es hier überhaupt einen Präsidenten gibt. Ich dachte, es gäbe nur einen Kanzler.“ Allgemeines Lachen in der kleinen Journalistenrunde, erkennbare Dankbarkeit für diesen hübschen kleinen Gag.

Und noch in etwas besteht Einigkeit, als die knappe Viertelstunde mit dem Star bilanziert wird: Die laufenden, derzeit nur kurz unterbrochenen Dreharbeiten zum neuen James Bond bekommen Craig gut. Muskulöser, sehniger ist er wieder geworden, erkennbar fitter als vor einigen Monaten, als er hier Premiere von „Cowboys & Aliens“ feierte, und damals war die Six-Pack-Figur ja auch schon ok.

Erneut also der rote Teppich. Im Sony-Center klebten am Donnerstagvormittag noch die Hinweise, die zur „Jonas“-Filmparty vom Vorabend wiesen, diesmal nun diente der gar nicht erst eingerollte rote Teppich eben dem Larsson-Thriller, nur den Hintergrund für die Fotos musste man austauschen. Die bereits zweite Kinoadaption des Stoffes feierte deutsche Premiere, aber das Wort Remake wollen Craig, seine Filmpartnerin Rooney Mara und Regisseur David Fincher nicht hören. Sie habe den schwedischen Film zwar gesehen, für ihre Rolle aber nicht genutzt, versichert die von ihren Filmpiercings und -tattoos wieder befreite Mara, Craig hat ihn gar nicht gesehen, und Fincher sieht in beiden zwei gleichberechtigte Interpretationen des Romans, die nicht aufeinander aufbauen. Ob er auch die beiden anderen Larsson-Romane verfilmen wolle? Gern, aber das liege derzeit nicht an ihm.

Klar, dass früher oder später im Gespräch mit Craig auch die Rede auf Bond kommt, auf den unvermeidbaren Umstand, dass die Zuschauer, wenn sie ihn sehen, zunächst einmal an seine berühmteste Rolle denken, aber das hat ihn nie gestört. Er denke nicht darüber nach, könne die Leute ja auch gar nicht daran hindern zu vergleichen. Die Rolle des Blomkvist empfand er vor allem wegen ihrer „Komplexität“ als Herausforderung: Ein Journalist mit Idealen, investigativ, aber gescheitert, und seine Karriere scheint durch einen Fehler, eine Verurteilung sogar, zuende. Dazu ein Womanizer, Trinker, Raucher – „viel Stoff, um daran zu arbeiten“.

Ohnehin haben solche Presseleute Craigs vollen Respekt, es müsste mehr davon geben. Und schon ist er bei den vom Tode bedrohten Journalisten in Russland, die ihr Leben riskieren, schwenkt über zu der Frage der Moralität, ob es also zulässig sei, sich in den Computer eines kriminellen Menschen einzuhacken, um dessen Verbrechen aufzudecken. Und irgendwie kommt er dann im assoziativen Salto mortale zu Wulff, dem Telefonanruf des Präsidenten, von dessen Amt er gar nichts wusste. Ob er selbst sich zum Journalisten berufen fühle, wird er später gefragt. Die Antwort ist ein eindeutiges Nein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false