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Berlin: Der Botschafter vom Bismarck-Archipel

Isaac Brian Lupari vertritt Papua-Neuguinea in Berlin – eine Verbindung mit Geschichte: Vor 120 Jahren gründete das Deutsche Reich dort eine Kolonie

Er eröffnete den Reigen der neuen Botschafter, die am Montag Bundespräsident Horst Köhler ihr Beglaubigungsschreiben übergaben. Noch vor den Amtskollegen aus Indonesien, Sri Lanka, Island und Marokko hatte er um 10 Uhr im Gästehaus an der Pacelliallee seinen großen Auftritt. Isaac Brian Lupari ist seit gestern der neue Botschafter von Papua-Neuguinea in Deutschland.

Allerdings wird er für gleich acht europäische Länder zuständig sein und deshalb hat er sein Büro nicht in Berlin, sondern in Brüssel. Umgekehrt ist auch die Bundesrepublik seit 1999 nicht mehr mit einer Botschaft in Port Moresby, der Hauptstadt Papua-Neuguineas, vertreten. Den diplomatischen Dienst nimmt die Botschaft in der australischen Hauptstadt Canberra wahr. Die Beziehungen haben also in den letzten Jahren etwas nachgelassen. Das, so hofft der neue Botschafter, wird jetzt anders.

Es war schon einmal anders, vor mehr als hundert Jahren. Zwischen 1884 und 1914 gehörte Neuguinea zum kleinen deutschen Kolonialreich. Der nordöstliche Teil der zweitgrößten Insel der Welt hieß Kaiser-Wilhelms-Land, der vorgelagerte Inselarchipel trägt noch heute den Namen des damaligen Reichskanzlers Bismarck. Darüber hinaus sind die geografischen Namen aus deutscher Zeit aber fast vergessen. Städte wie Friedrich-Wilhelmshafen oder Herbertshöhe finden sich auf keiner Landkarte mehr. Neupommern heißt heute New Britain, Neumecklenburg New Ireland.

Es waren diese beiden Inseln in der Bismarcksee, auf denen die gemeinsame Geschichte begann. Am 3. November 1884 hisste Kapitän Rudolf Schering, der mit seiner Fregatte Elisabeth über eine Monate dauernde Fahrt in Neupommern anlegte, die erste Flagge des Deutschen Reiches auf dem Archipel und nahm ihn so für das Reich in Besitz. Nach Schering, Sohn des älteren Bruders vom Firmengründer der Berliner Schering AG, ist bis heute eine kleine Halbinsel in Papua-Neuguinea benannt. Im Firmenarchiv der Schering AG findet sich sogar eine eigene Akte über den Kapitän.

Es sind aber bei weitem nicht die einzigen Hinweise auf die gemeinsame Geschichte beider Länder, die es in Berlin gibt. Ungleich berühmter sind die Kunstgegenstände aus Neuguinea, die in der Südseeabteilung des Ethnologischen Museums in Dahlem verwahrt werden. Opulent geschmückte Masken, Instrumente wie Trommeln, ein Auslegerboot und zwei reich verzierte Häusergiebel gehören zu den wichtigsten und größten Exponaten des Museums.

Der Kustos der Sammlung, Markus Schindlbeck, erinnert sich an den Besuch des ehemaligen Premierministers von Papua-Neuguinea, Michael Somare, in dem Museum – vor knapp 20 Jahren. „Er freute sich zu sehen, wie gut die Kunstschätze bei uns aufgehoben sind“, sagt Schindlbeck. Niemand hat die Schätze je zurückgefordert. In Schindlbecks Stolz auf die Ausstellung mischt sich aber auch ein bisschen Wehmut. „Seit Jahren können wir nichts Neues ankaufen, weil die Staatlichen Museen kein Geld mehr dafür haben“, sagt er.

Vielleicht können da die neuen diplomatischen Kontakte etwas bewirken. Es gibt genug zu tun für Isaac Brian Lupari.

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