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Seinen Gegenspieler Gert Fröbe als Goldfinger verdankte Sean Connery als James Bond letztlich dem Schweizer Autor Friedrich Dürrenmatt.

© imago stock&people

100 Jahre Friedrich Dürrenmatt: Der Dichter und sein Henker

Friedrich Dürrenmatt, James Bond und Goldfinger haben nichts gemein? Das weiß Gert Fröbe besser. Eine Glosse

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James-Bond-Filme waren im Berlinale-Programm, wen wundert’s, nur ein einziges Mal vertreten, 2015 mit „Goldfinger“. Der Film von 1964 war frisch restauriert worden, auch wollte man dessen in Berlin geborenen Production Designer Ken Adam ehren. Für Berlinale-erfahrene Bond-Fans gab es einen weiteren Grund, genau diesen 007 zu zeigen: Ohne das Festival wäre Gert Fröbe wohl nie zu seiner titelstiftenden Rolle als Bond-Bösewicht, für viele der beste aller Zeiten, gekommen.

Um diesen Zusammenhang zu ergründen, muss man weit in die Festivalgeschichte zurück – zugegeben, in diesem Jahr der coronabedingten Schrumpf-Berlinale ein schmerzlicher Akt, aber gerade heute, am 100. Geburtstag des Schweizer Autors Friedrich Dürrenmatt, naheliegend. Der war vom Schweizer Produzenten Lazar Wechsler um einen Stoff über Sittlichkeitsverbrechen an Kindern gebeten worden. Aus dem Projekt entstand der Film „Es geschah am helllichten Tag“, der zur Berlinale 1958 Premiere im Zoo-Palast feierte, mit Dürrenmatt und Heinz Rühmann, Darsteller des Kommissar Matthäi, als Stargästen.

Der Schweizer Schriftsteller, Dramatiker und Maler Friedrich Dürrenmatt, hier in den sechziger Jahren, wurde am 5. Januar 1921 geboren.

© imago images/United Archives

Gert Fröbe als Mädchenmörder fehlte, er konnte ja nicht ahnen, dass ihm der Schweizer Krimi zur internationalen Karriere verhelfen sollte. Doch als fünf Jahre später in England die Rolle des Goldfinger zu besetzen war, erinnerte man sich des Mannes, der als düsterer Todesengel über die Berlinale-Leinwand gespukt war.

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Fröbe war nicht die erste Wahl. Orson Welles wollte zu viel Gage, zwei weitere Kandidaten – auf „Goldfinger“-DVDs finden man noch Probeaufnahmen – waren unbrauchbar. Aber dann sahen „Goldfinger“-Produzent Albert R. Broccoli und Regisseur Guy Hamilton den Schweizer, teilweise in Berlin gedrehten Film – und hatten ihren Bösewicht gefunden. Und Sean Connery als James Bond den idealen Gegenspieler.

Tja, solche Geschichten spuken den vom Virus in ihrer Berlinale-Vorfreude gebremsten Filmfreunden nun mal durchs Gehirn, und das wird wohl zunehmen, je näher der obsolet gewordene Festivaltermin und der drohende Glamour-Entzug rücken. Dass es auch den längst überfälligen neuen 007 trifft, macht die Sache nur noch schlimmer. Aber gegen Covid-19 könnte auch Bonds Walther PPK nichts ausrichten.

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