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Berlin: Der große Tag der Maroniten

Libanesische Christen feierten in der Kirchgemeinde St. Clara ihren Patron

Von Sandra Dassler

Definitiv kein Latein, das der Priester da spricht. Außerdem fällt ständig das Wort „Allah“. Und überhaupt scheinen die meisten Besucher Araber zu sein. Hätte sich gestern Mittag jemand in die Katholische Kirchgemeinde St. Clara in der Neuköllner Briesestraße verirrt, er hätte sich zumindest gewundert. Die Besucher des Gottesdienstes aber waren nicht zufällig da. Im Gegenteil: Seit Wochen hatten sich viele Berliner Familien auf diesen Tag vorbereitet: die Maroniten, Libanesen christlichen Glaubens. In der zweiten Februarwoche feiern sie ihren Gründer, den heiligen Maron. Er soll bereits vor Entstehung des Islams, um die Wende des fünften Jahrhunderts, mit seinen Anhängern im heutigen Syrien gelebt haben. Jetzt hängt sein Bild vor dem Altar: ein schwarz gekleideter Mönch, asketisches Gesicht, roter Bart und langer Schal, dessen Enden fast die Erde berühren.

Kann aber auch sein, das Bild zeigt nicht den heiligen Maron, sondern einen der ersten Patriarchen der Maroniten, Johannes Maron. Er hat sein Volk später angesichts muslimischer Bedrohung in die Bergregionen des Libanons geführt. Dort hat es überlebt– bis heute. Die libanesischen Christen stellen fast ein Drittel der Bevölkerung des Libanons. Viele wanderten im Laufe der Jahrhunderte aus. In Deutschland gibt es schätzungsweise 6000, davon einige Hundert in Berlin.

Abgesehen von der arabischen Sprache gibt es nur wenig Unterschiede zu den Messen der römisch-katholischen Kirche, mit der die Maroniten offiziell seit dem 12. Jahrhundert vereinigt sind. Das Wort Allah bedeutet Gott, deshalb fällt es häufig. Und am Abendmahl dürfen alle teilnehmen, die getauft sind. Also auch kleine Kinder oder Protestanten.

Gestern waren einige Nichtmaroniten in der Heiligen Messe. Denn anschließend wurde die Maronitische Christliche Vereinigung Deutschlands (www.maroniten.de) gegründet – als Dachverband für die maronitischen Gemeinden in Hannover, Hamburg, Bremen und Berlin. Moubarak El-Feghali aus Mariendorf und Antoine Khouri, Lehrer in Lichtenberg, wollen damit auch zur Integration ihrer libanesischen Landsleute in Deutschland beitragen. Dafür gab es vom Vertreter der libanesischen Botschaft und auch von den libanesischen Muslimen gute Wünsche. Die Maroniten hoffen auch auf finanzielle Hilfe. Denn bislang gibt es nur einen Priester für alle Gemeinden in Deutschland.

Nach der Messe wurden Kaffee, Kuchen und Sekt gereicht und Moubarak El-Feghali zitierte Verse des wohl bekanntesten libanesischen Maroniten: Khalil Gibran. Von Deutschen, Arabern, Christen und Moslems kam viel Applaus, als Moubarak El-Feghali mit Blick auf sein zerissenes Heimatland sagte: „Wir hoffen, dass es einen Tag geben wird, wo im Libanon die Kirchenglocken läuten, während der Muezzin ruft und sich der Gesang der Vögel mit dem Rauschen der Zedern verbindet.“

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