Der Kampfsporttrainer der „Hammerbande“: Fahnder fassen gesuchten Linksextremisten in Berlin
Scharfschütze bei den Kurden gegen Islamisten und Kampfausbilder für Linksextremisten um Lina E. in Deutschland: Monatelang war Thomas J. untergetaucht. Nun wurde er in Berlin festgenommen.
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Die Polizei hat einen mutmaßlichen Linksextremisten in Berlin gefasst. Thomas J. wird den von den Ermittlern dem Umfeld der linksextremistischen „Hammerbande“ um die verurteilte Lina E. zugerechnet, die mit brutalen Überfällen auf Neonazis bekannt wurde.
J. sei am Montag in Berlin festgenommen worden, erklärte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe auf Anfrage. Zuvor hatte der „Spiegel“ berichtet. Laut NDR und WDR nahmen Zielfahnder des sächsischen Landeskriminalamtes und des Bundeskriminalamtes den Mann am Nachmittag fest, als dieser gerade mit dem Fahrrad unterwegs war. Nach dem 48-Jährigen war seit Monaten gefahndet worden, im vergangenen Jahr war er untergetaucht. Ende Januar erließ der Bundesgerichtshof den Haftbefehl gegen ihn.
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen J. wegen verschiedener Vorwürfe. Der 48-Jährige steht unter Verdacht, eine kriminelle Vereinigung unterstützt zu haben, hinzu kommen gemeinschaftlich begangene gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung.
So soll J. die Hammerbande von 2018 bis 2020 „gefördert“, sich als Kampfsporttrainer angeboten und auch Kampfsporttrainings für Mitglieder der Gruppe und „gleichgesinnte militant eingestellte Linksextremisten“ veranstaltet haben. Außerdem soll er sich als Logistiker der Gruppe hervorgetan haben. Auch soll der Mann im Oktober 2019 an einem Überfall der Gruppe um Lina E. auf die Kneipe „Bull’s Eye“ im thüringischen Eisenach beteiligt gewesen sein.
Angriff mit Hammer und Axt auf rechte Szenekneipe
Die Angreifer gingen damals mit Hammer, Schlagstöcken und Axt auf die Neonazis los. Die rechte Szenekneipe gehört Leon R., dem Rädelsführer der rechtsextremen Kampfsportverbindung „Knockout 51”. Bei einem weiteren geplanten Überfall soll J. für das Angriffskommando vorgesehen gewesen sein. Er soll sich auch an der Suche nach Rechtsextremisten beteiligt haben, die angegriffen werden sollten.
Thomas J. soll noch am Dienstag einem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt werden. Der muss darüber entscheiden, ob der Haftbefehl in Vollzug gesetzt wird und J. in Untersuchungshaft gehen muss.
J. stammt ursprünglich aus dem brandenburgischen Königs Wusterhausen, südöstlich von Berlin. Vor mehr als einem Jahr war er untergetaucht. Wie NDR und WDR berichten, soll er Anfang Mai 2023 in Brandenburg in eine Verkehrskontrolle der Polizei geraten sein. Als die Beamten seine Personalien überprüften, soll J. mit seinem Auto davongerast und geflohen sein.
Die Sicherheitsbehörden haben zudem Hinweise darauf, dass J. eine Zeit lang in Nordsyrien an Kämpfen gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ teilgenommen hat. Er soll sich den kurdischen „Volksverteidigungseinheiten“ (YPG) angeschlossen haben, wo er als Scharfschütze ausgebildet worden sein soll. Ermittler sollen bei einer Hausdurchsuchung ein „Schießbuch“ zum Scharfschützentraining gefunden haben, das J. zugeordnet wird.
Das Oberlandesgericht Dresden hatte die Studentin Lina E. und drei weitere Personen im Mai 2023 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Linksextremisten Mitglieder einer kriminellen Vereinigung waren, deren Ziel es war, in einem Akt von Selbstjustiz gezielt Angehörige der rechtsextremistischen Szene anzugreifen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
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