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20 Jahre war Ruhe. Auf dem Gelände, das für die Tesa-Ansiedlung vorgesehen ist, hat sich die Natur ungestört entickelt.

© Patrick Pleul/dpa

Neues Tesla-Werk in Brandenburg: Der Naturschutz könnte die Freude trüben

Milliardeninvestition kontra Tiere und Pflanzen? Naturschützer fordern, bei dem Bau des Tesla-Werks in Brandenburg einbezogen zu werden.

Die große Freude in Brandenburg über die Ansiedlung von Tesla in Grünheide (Oder-Spree) könnte durch den Naturschutz getrübt werden. Nahe der Autobahn A10 soll auf einem 300 Hektar großen Gelände gebaut werden. Eine Taskforce hat dazu, wie berichtet, bereits die Arbeit aufgenommen. Bislang stehen auf dem Industriegebiet noch Kiefern.

Naturschützer appellieren bei aller Freude über die Milliardeninvestition an die Verantwortlichen, die Belange der Tier- und Pflanzenwelt ausreichend zu berücksichtigen. „Noch wurden weder Bürger oder Naturschutzverbände in das Projekt einbezogen“, sagte Friedhelm Schmitz-Jersch, Landesvorsitzender des Naturschutzbundes Brandenburg (Nabu).

20 Jahre war Ruhe auf dem künftigen Tesla-Gelände

Gut 20 Jahre lang konnte sich auf dem Areal ungehindert Flora und Fauna entfalten. Welche Pflanzen oder Tiere sich dort ihren Lebensraum erobert haben – möglicherweise auch schützenswerte – sei bislang unbekannt. Tesla muss noch die nötigen Unterlagen einreichen, die derzeit vorbereitet werden. Für die Industrieansiedlung würde Wald abgeholzt, Tesla will laut Brandenburger Landesregierung jedoch die dreifache Menge wieder aufforsten lassen.

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Erfahrungen mit seltenen und unter Schutz stehenden Tieren als „Projekt-Verhinderer“ gibt es bundesweit. So stoppte etwa die Kleine Hufeisennase, eine Fledermausart, in Dresden zeitweise den Bau der Waldschlösschenbrücke. Außerdem stellten sich Zauneidechsen, Juchtenkäfer, Mopsfledermäuse, Wachtelkönige, Großtrappen oder auch Feldhamster Bauvorhaben in den Weg. Für das Milliardenprojekt der Deutschen Bahn, Stuttgart 21, mussten Eidechsen umgesiedelt werden. In Berlin verzögert sich der Bau des Einheitsdenkmals, weil sich in einem historischen Sockel, auf dem das Ganze stehen soll, ebenfalls Fledermäuse leben.

Tesla-Chef Elon Musk hat einen futuristisch aussehenden Elektro-Pickup vorgestellt

© AFP

„Man muss jetzt erfassen, welche schützenswerten Arten dort sind“, sagte Schmitz-Jersch mit Blick auf den Standort Grünheide. „Wir werden uns auch ein eigenes Bild machen.“ Zunächst ist aus seiner Sicht zu klären, ob noch der mittlerweile 20 Jahre alte Bebauungsplan allen naturschutzrechtlichen Anforderungen genügt. Es stelle sich die Frage: „Ist das, was es damals gab, heute noch gültig?“

Nabu erwartet Dialogbereitschaft

Die Rahmenbedingungen haben sich aus Sicht des Nabu-Vorsitzenden entscheidend geändert. „Wir erwarten Offenheit und Dialogbereitschaft“, sagte er, betonte aber gleichzeitig: „Daran habe ich keinen Zweifel.“ Keinesfalls dürfe jetzt Zeitdruck ins Spiel kommen.

Am Freitag war die von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) initiierte Taskforce für die Tesla-Ansiedlung erstmals zusammengekommen. Dort gibt es Ansprechpartner für das Unternehmen und die Beteiligten in der Kommune, dem Landkreis und den Ministerien. Baubeginn für die Fabrik soll im ersten Halbjahr 2020 sein, der Produktionsstart ist für 2021 vorgesehen. In der ersten Ausbaustufe sollen über 3000 Arbeitsplätze entstehen. (Tsp/dpa)

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