Berlin: Der SPD-Kandidat Christoph Schulze trifft mit dem Kampf gegen den Großflughafen in Schönefeld den Nerv der Neu-Bürger
Sie sind politisch besonders wach, stellen deutlich kritischere Fragen als der Durchschnitt und sind überraschend stark heimatverbunden: Die Zuzügler aus den westlichen Berliner Bezirken ins Umland. So hat sie jedenfalls der SPD-Landtagskandidat Christoph Schulze in vielen Diskussionen vor der Wahl erlebt.
Sie sind politisch besonders wach, stellen deutlich kritischere Fragen als der Durchschnitt und sind überraschend stark heimatverbunden: Die Zuzügler aus den westlichen Berliner Bezirken ins Umland. So hat sie jedenfalls der SPD-Landtagskandidat Christoph Schulze in vielen Diskussionen vor der Wahl erlebt. Er glaubt, dass die Neu-Bürger das Wahlergebnis im Umland erheblich beeinflussen werden. Das ergebe sich schon aus ihrer sicher sehr großen Wahlbeteiligung, sagt Schulze. "Sie wollen sich einfach mit ihrer neuen Heimat identifizieren und gehen bestimmt zur Wahl. Bei der Volksabstimmung über die Länderfusion waren schließlich die meisten früheren West-Berliner gegen ein Zusammengehen Brandenburgs mit Berlin." Die hätten mit dem Wegzug aus der Großstadt gewissermaßen auch mit der Politik in Berlin abgeschlossen.
Der 34jährige Arzt aus Blankenfelde gehört zu den wenigen aktuellen Landtagsabgeordneten, die auch außerhalb ihres Wahlkreises bekannt sind. Schulze verdankt diese Aufmerksamkeit vor allem seinem erbitterten Widerstand gegen den geplanten Großflughafen in Schönefeld. Damit kämpft er direkt gegen die Argumente von Ministerpräsident Stolpe, der nach anfänglicher Skepsis nun den stadtnahen Airport verteidigt. "Ich bin da durchaus kein Einzeltänzer, sondern hinter mir steht der mit 600 Mitgliedern sehr einflussreiche SPD-Kreisverband Teltow-Fläming", erklärt Schulze.
Er habe die politisch gewollte Wende vom ursprünglich favorisierten Flughafenstandort Sperenberg nach Schönefeld aus voller Überzeugung nicht vollzogen. Er zählt drei Gründe auf: Ein Großflughafen Schönefeld sei durch die Nähe zu vielen Wohngebieten inhuman, da er Dreck, Lärm und Unsicherheit bringe. Außerdem sei er wirtschaftlich unsinnig, weil ein 24-Stunden-Betrieb nicht genehmigt werde. Schließlich verschlinge er Unmengen an Steuermitteln. Als Arzt könne er besonders die gesundheitlichen Beeinträchtigungen abschätzen.
Mit seinem Kampf gegen den Großflughafen in Schönefeld rennt er bei den meisten Neu-Bürgern im südöstlichen Umland offene Türen ein. Sie haben sich in Blankenfelde, Mahlow und anderen Ort in den vergangenen Jahren ein Haus oder eine Wohnung gekauft, um der Hektik der Großstadt zu entfliehen. Dieses Umzugsmotiv würde durch den Fluglärm fast ins Gegenteil verkehrt. Doch damit ist ein Wahlerfolg Schulzes am Sonntag noch keineswegs sicher. Denn auch CDU-Kandidat Wagner lehnt den Großflughafen in Schönefeld ab. Außerdem geben die Sozialdemokraten doch ein sehr paradoxes Bild ab. Spitzenkandidat Stolpe kämpft für Schönefeld, der Landtagskandidat Schulze mit voller Kraft dagegen.