zum Hauptinhalt
Yeeeaaah! Gastgeberin Liz Mohn winkte auf dem roten Teppich. Später trat Tom Jones als Stargast auf. Neulich hatte der „Tiger“ für die Queen gesungen (Foto oben), in Berlin durfte er nicht abgelichtet werden.

© REUTERS

Berlin: Der Tiger hatte einen langen Atem

Beim Rosenball begeisterte Tom Jones als Sexbombe mit selbstironischen Lachfalten.

Selbstironie konnte er seit jeher, das ist vielleicht der Grund, warum Tom Jones mit 72 Jahren immer noch eine Sexbombe ist. Da braucht er sich nicht mal die berühmten Brusthaare zu färben. Zwei Tage nach seinem Geburtstag drehte der Tiger in der Nacht zum Sonntag beim Rosenball im Interconti richtig auf. „Ich lebe noch, ich atme noch“, rief er seinen Fans zu, um dann zu zeigen, dass er auch noch singt – inzwischen freilich gekleidet wie ein Grandseigneur im grauen Anzug mit hochgeschlossenem schwarzem Hemd.

„Ein toller Sänger“, schwärmte Vicky Leandros schon vorab und erzählte, dass sie mal eine Weile bei derselben Plattenfirma unter Vertrag waren. „Sexbomb ist einer meiner Lieblingstitel“, verriet Jette Joop. Und sie musste nicht lange warten. Im Ballsaal nachts um halb eins sang er seine alte Hymne mit solcher Wucht, dass sogar Rita Süssmuth vergnügt dazu im Takt wippte. Alt-68er konnten bei „Delilah“ und „What’s new Pussycat“ in nostalgische Verzückung geraten, denn es war tatsächlich ihr Jahr, in dem beide Songs auf Platz eins der deutschen Hitliste landeten. Wie sehr es funkte zwischen Sänger und Publikum, zeigte auch die Tatsache, dass er sich erst um 2 Uhr morgens verabschiedete. Nicht das „Green green grass of home“ konnte ihn lösen und auch nicht „I wanna go home“. Stattdessen legte er Ohrwürmer wie „You can leave your hat on“ nach.

So aufwendig wie in der Nacht zum Sonntag ist der Ballsaal im Interconti sonst wohl nie ausgestattet. An großen Flachbildschirmen waren im Verlauf des Abends auch immer wieder spannende Fußballszenen in die Moderation eingespielt worden. Und die freundlichen Lachfalten des Sängers konnte man so auch aus dem letzten Winkel des Raumes sehen, der mit 16 die hübsche Melinda heiratete und bis heute mit ihr zusammenblieb. Neben Lang Lang war Tom Jones der zweite Teilnehmer des Balles, der Anfang der Woche beim Jubiläum der Queen aufgetreten war. „Von Liz zu Liz“, kommentierte jemand aus dem Veranstaltungsteam trocken. Liz Mohn war es tatsächlich gelungen, auch Fußballfans wie Günther Jauch oder Nicolas Berggruen zu diesem ganz anderen Ball zu locken. Der einzige Ort, an dem ein Fernseher das ganze Spiel am Stück übertrug, war ein kleines Pressezentrum, das einige der männlichen Gäste, die zuvor eher nicht als Journalisten aufgefallen waren, immer mal wieder magisch anzog.

Der Abend hat sich aber gelohnt. Immerhin bekamen Liz Mohn und ihre ebenfalls in der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe engagierte Tochter Brigitte so 250 000 Euro für ihre Arbeit zusammen. Ihnen ging es vor allem darum, betroffenen Kindern zu helfen.

Supermodel Karolina Kurková spielte bei der mitternächtlichen Tombola die Glücksfee mit viel Geschick und Geschichtsbewusstsein. Ausgerechnet der französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne, der gerade die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des deutschfranzösischen Freundschaftvertrages vorbereitet, darf demnächst in einem 46 000 Euro teuren blauen BMW-Cabrio zu Feierlichkeiten fahren. Stifter Hans-Reiner Schröder freute sich richtig über diese gute Wahl.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sah deutlich weniger glücklich aus. Obwohl sonst weit partyabstinenter als sein Ruf, blieb er diesmal, bis Tom Jones auftrat. Von dem Parteitag hatte er sich abgelenkt, indem er mit Karolina Kurková, Nicolas Berggruen, Lang Lang und Florian Langenscheidt plauderte, auch alte Freunde wie Sabine Christiansen und Udo Walz waren da, aber so ganz schien der Rausch einer opulent gestalteten Ballnacht dann doch nicht auszureichen, um seine psychische Temperatur auf „heiter“ zu stellen. Elisabeth Binder

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false