
© Mike Wolff
Keine Bierbikes an Himmelfahrt in Berlin: „Der Umsatzeinbruch ist höher als 100 Prozent“
An diesem langen Himmelfahrtswochenende wird man in Berlin keine Bierbikes sehen. Ein Betreiber erzählt im Interview, wie die Pandemie sein Geschäft schädigt.
Stand:
Frank Büke (47) leitet seit vier Jahren die BierBike Station Berlin. Das Unternehmen vermietet Mehrpersonenfahrräder, bei denen die Kunden während der Fahrt Bier trinken können, während ein Fahrer das Bike steuert.
Herr Büke, Ihre vier Bierbikes müssen an Himmelfahrt, dem so genannten Herrentag, wegen der Corona-Auflagen stehen bleiben. Wie sehr schmerzt das ausgerechnet an diesem Tag?
Das ist normalerweise einer der umsatzstärksten Tage. Da hatte jedes Bike vier Touren von jeweils zwei Stunden. Auf jedem Bike haben 16 Leute Platz.
Eine Stunde kostet am Feiertag 280 Euro pro Stunde plus Getränke.
Ja, da können Sie sich ausrechnen, was das bedeutet. Die Bikes stehen still, aber der Umsatzeinbruch ist sogar höher als 100 Prozent, wenn man alles mitrechnet.
Was kommt denn noch dazu?
Naja, die Platzmiete natürlich, die Bikes müssen ja irgendwo stehen. Außerdem müssen die Fahrräder ja auch weiter gepflegt werden.
Wer sind denn üblicherweise Ihre Kunden?
Rund 60 Prozent sind Touristen, viele kommen aus England. Andere aus Australien, Spanien, ach, was weiß ich, wo die überall herkamen.
Sie haben sieben oder acht Fahrer, jedes Bike hat einen eigenen Chauffeur. Wie viele Fahrer sind normalerweise am Vatertag am Lenkrad?
Mindestens vier, meist mehr. Acht Stunden am Stück zu fahren, ist ja nicht ohne. So ein Bike wiegt zwischen 700 und 900 Kilogramm. Und dann noch dieser ständige Gesang im Ohr.
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Was waren die üblichen Gäste am Vatertag?
Überwiegend Männergruppen.
Ja nun, das ist klar.
Man kann die Leute nicht genauer spezifizieren. Wir hatten von Geschäftsleuten bis zu Proleten alles dabei. Wir hatten auch schon B-Prominente, so Serien-Stars, die man aus dem Fernsehen kennt. Politiker sind auch bei uns gefahren, aber keine aus dem Bundestag. Das waren Regionalpolitiker.
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Sie sind selbstständiger Franchise-Unternehmer, die Platzmiete für die Bikes bezahlt wenigstens der Chef des Bundesunternehmens „Bierbike“.
Ja, wenigstens das. Aber ich habe ja nur Ausgaben, keine Einnahmen. Wenn es so weiter geht, dann war’s das.
Wie lange halten Sie noch durch?
Ich beziehe Arbeitslosengeld I, aber nicht mehr lange. Dann bin ich auf Hartz IV oder ich mache etwas anderes.
Sie leiten seit vier Jahren die Bikebier-Station in Berlin. Was sind Sie eigentlich von Beruf? Was könnten Sie anderes machen?
Ich bin ursprünglich Kampfsportlehrer und Personal-Trainer. Aber da kann ich derzeit ja auch nichts machen. Alles, was mit Kontakt mit mehreren Menschen zu tun hat, ist bekanntlich verboten.
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