
© dpa/Jens Kalaene
Deutscher Wetterdienst warnt: Glatteis auf Berlins Straßen – Hunderte Einsätze für Polizei und Feuerwehr
Glatteis verursacht Chaos auf Berlins Straßen, der Deutsche Wetterdienst spricht eine Warnung aus. Feuerwehr und Polizei sind im Dauereinsatz.
Stand:
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt am Sonnabend vor Glatteis durch Sprühregen im ganzen Berliner Stadtgebiet. Die Warnung gelte bis zum frühen Samstagnachmittag (27. Dezember, ca. 14 Uhr), teilte der DWD mit. Demnach soll sich auch in der Nacht zum Sonntag gebietsweise Glätte bilden.
Die Auswirkungen der Wetterlage sind bei der Berliner Feuerwehr spürbar: Seit Mitternacht kam es zu rund 380 Einsätzen wegen Glätte, sagte ein Sprecher am Vormittag. Das Einsatzaufkommen nehme noch nicht ab, auch wenn das Eis langsam schmelze.
Bei den Einsätzen handele es sich zum überwiegenden Teil um Stürze und Autounfälle. Auch für die Einsatzkräfte selbst bedeutet die Glätte eine Gefahr: Vereinzelt habe es bereits Unfälle mit eigenen Fahrzeugen gegeben, sagte der Feuerwehrsprecher. Bislang sei in Berlin niemand schwer verletzt worden, aber: „Die Menge macht es.“
Nahezu alle verfügbaren Rettungswagen sind im Einsatz. Dadurch ist die sogenannte Hilfsfrist, also die Zeitspanne vom Eingang eines Notrufs in der Leitstelle bis zum Eintreffen der ersten Rettungskräfte, deutlich erhöht. Sämtliche Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr wurden zur Unterstützung einberufen, wie der Sprecher sagte. Zusätzliche Mitarbeiter besetzen die Leitstelle, um alle Notrufe beantworten zu können.
20 Unfälle mit Verletzten
Am frühen Morgen meldete auch die Polizei bereits ein deutlich erhöhtes Unfallaufkommen infolge der Glätte. Seit Freitagnachmittag seien der Einsatzzentrale 665 Verkehrsunfälle gemeldet worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Dabei könne es zu Mehrfachmeldungen desselben Unfalls gekommen sein.
Bei 20 Unfällen seien Menschen verletzt worden, eine Person habe schwere Verletzungen erlitten, hieß es. Zum Vergleich: Einen Tag vorher waren bei der Polizei im gleichen Zeitraum nur 152 Unfälle gemeldet worden. „Man sieht schon, dass die Glätte Auswirkungen auf das Straßenbild hatte“, sagte der Sprecher.
Auf der Märkischen Allee in Berlin ereigneten sich auf einer Brücke binnen kürzester Zeit gleich fünf Unfälle. Diese seien vermutlich auf die Glätte zurückzuführen, sagte der Polizeisprecher. An der Unfallstelle habe es ein leichtes Gefälle gegeben, so sei es zu den Unfällen gekommen.
Spiegelglatte Gehwege in Prenzlauer Berg
Auch für Fußgänger war die Lage stellenweise gefährlich. In Prenzlauer Berg waren die Gehwege teils spiegelglatt. Menschen bewegten sich nur vorsichtig vorwärts, dennoch stürzten vereinzelt Passanten. Ältere Menschen hielten sich auf dem Weg zum Einkaufen teils an den Hauswänden fest.
Das Unfallkrankenhaus Berlin berichtete auf der Plattform X von mehr als 30 Personen, die am Sonnabend in der Rettungsstelle nach Stürzen behandelt werden mussten. Darunter seien „alle Arten von Frakturen an Hand, Arm, Fuß und Platzwunden am Kopf“.
Auch in den Notaufnahmen der Charité stelle man ein „hohes Aufkommen von Glätteunfällen“ fest – „mehr als 15 Patient:innen allein in den letzten zwei Stunden“, teilte Pressesprecher Markus Heggen am Samstagmittag mit. Es handele sich überwiegend um Leichtverletzte. Die Versorgung sei stabil, die Notaufnahmen aber gegebenenfalls sehr voll.
Kein Busverkehr in Potsdam
Auch Brandenburg hat mit der Glätte zu kämpfen: Nach vorläufigen Angaben der Polizei wurden seit Freitagabend, 18 Uhr, rund 120 Verkehrsunfälle registriert. Dabei seien 19 Menschen verletzt worden, sagte ein Sprecher. Die Zahlen seien noch nicht belastbar, eine abschließende Statistik werde erst am folgenden Tag erwartet, teilte die Polizei mit. Bereits jetzt liege das Unfallgeschehen jedoch deutlich über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
„Witterungsbedingt ist der Busverkehr im Stadtgebiet Potsdam aktuell eingestellt. Bitte nutzen Sie die Tramlinien“, teilten die Stadtwerke Potsdam mit.
Die Linien der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) fahren indes planmäßig, ohne Ausfälle aufgrund der Glätte, wie es auf Tagesspiegel-Anfrage aus der Leitstelle hieß. Zwar veröffentlichte das Verkehrsunternehmen eine Meldung für sämtliche Linien, diese diene jedoch ausschließlich dazu, Fahrgäste auf erhöhte Rutschgefahr hinzuweisen.
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) warnte auf der Plattform X ebenfalls vor der Glätte. Der Winterdienst streue alle wichtigen Fahrbahnen einschließlich Radfahrstreifen und Fußgängerüberwege, hieß es. Zudem erinnerte der Betrieb daran, dass bei Glätte die Anlieger für die Gehwege verantwortlich sind.
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Diese müssen dort sowohl Schnee als auch Eis beseitigen. Außerdem muss der Gehwegbereich mit abstumpfenden Mitteln gestreut werden, also zum Beispiel Splitt oder Sand. Verstöße gegen diese Räum- und Streupflicht werden mit Bußgeldern geahndet.
Der DWD erklärte, unter Hochdruckeinfluss gelange mit einer auf West bis Nordwest drehenden Strömung deutlich mildere, zugleich aber feuchte Luft nach Brandenburg und Berlin. Bei Temperaturen bis zu minus fünf Grad komme es dadurch zu Sprühregen und gefährlicher Glätte.
Das Glätte-Chaos könnte sich in den kommenden Tagen fortsetzen. In der Nacht zum Sonntag soll in der Hauptstadtregion laut DWD Glätte durch überfrierende Nässe entstehen, im Süden Brandenburgs soll Sprühregen Glatteis verursachen. Die Nacht zum Montag bleibt voraussichtlich niederschlagsfrei, doch in der Nacht zum Dienstag könnten sich abermals Schneeregen oder Schneefall bilden.
Die Berliner Feuerwehr rief zur Vorsicht auf: Nicht notwendige Aufenthalte im Freien sollten, wenn möglich, vermieden werden. Zudem werde eine Anpassung der Fahrweise empfohlen. (mit dpa)
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