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Berlin: Die Architekten kamen nicht zur Party

Von Klaus Kurpjuweit Hany Azer hatte bis zuletzt gezittert. Erst als am Donnerstag früh um 4.

Von Klaus Kurpjuweit

Hany Azer hatte bis zuletzt gezittert. Erst als am Donnerstag früh um 4.05 Uhr die S-Bahn zum ersten Mal im neuen Lehrter Bahnhof hielt, atmete er auf. Hinter dem Projektleiter lagen zwölf hektische Tage, in denen die Gleise der S-Bahn auf die neue Trasse gelegt worden waren. Als um 11 Uhr der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Bahnchef Hartmut Mehdorn im Bahnhof erschienen, lief der Betrieb schon fast routinemäßig. Wenige Meter entfernt begann bereits der Abriss des alten Lehrter Stadtbahnhofs.

Noch ist der Bahnhof eine riesige Baustelle. Auch die S-Bahn-Fahrgäste müssen sich mit Provisorien begnügen. Dass einige Wagen der Züge im Freien halten, ist dagegen planmäßig. Die derzeitige Lücke zwischen den beiden Teilen des Glasdaches wird erst später geschlossen, wenn dort die Bürogebäude hochgezogen werden, die wie ein Bügel die Gleise überspannen.

Die Architekten des Büros von Gerkan, Marg und Partner waren bei der offiziellen Feier nicht dabei. Sie haben nicht verwunden, dass Bahnchef Mehdorn, der gerne vom modernsten Bahnhof Europas schwärmt, dem Vorzeigestück der Bahn ein kürzeres Dach verpasst hat als vorgesehen war. Statt 451 Meter wird es nur noch 321 Meter lang. Gespart hat die Bahn dadurch nur Bauzeit, denn auch die kurze Variante hat etwa so viel gekostet wie die lange Version. Für die übriggebliebenen Teile sucht die Bahn nun eine andere Verwendung, um die teuren Teile nicht verschrotten zu müssen. Die Architekten wollten ein Kunstwerk schaffen, Mehdorn will aber nur einen Bahnhof haben. Zudem ist er überzeugt, dass die Bahn 2006, wenn in der Halle auch die Fernzüge halten sollen, die Züge kürzer sein werden als heute, so dass die Fahrgäste nicht im Freien ein- und aussteigen müssten.

Etwa 700 Millionen Euro wird der Bahnhof kosten, der, wie Wowereit sagte, zu einer Visitenkarte der Stadt werden soll und in dem auch Staatsgäste empfangen würden. Die Entscheidung, wie der Bahnhof heißen soll, will Mehdorn den Berlinern in einer Abstimmung überlassen. Bahn und Senat sind für Haupt- oder Zentralbahnhof oder auch für Berlin-Mitte. Die S-Bahn fuhr laut ihren Anzeigen in den Zügen gestern noch zum Lehrter Stadtbahnhof. Der Abschied von ihm fällt doch schwer.

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