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Die U-5 wird verlängert, neue Züge gibt es trotzdem nicht.

© dpa

Berliner Fahrgastverband will neue U-Bahnen: Die BVG kauft trotz gespartem Geld keine neuen Züge

Auch 60 Jahre alte Züge sollen noch fahren, meint die BVG. Der Fahrgastverband hat eine andere Idee: Von den 160 Millionen Euro, die im Prozess mit der Bank JP Morgan gespart wurden, könnten neue Bahnen angeschafft werden.

Die Idee klingt bestechend. Mit dem Geld, das die BVG in einem Gerichtsverfahren gespart hat, soll das Unternehmen umgehend neue U-Bahnen beschaffen, fordert der Fahrgastverbandes Igeb. Neue Züge würden dringend benötigt, erklärte Igeb-Chef Christfried Tschepe am Sonntag. Die ältesten Bahnen sind schon mehr als 40 Jahre alt und sollen noch weitere 20 Jahre halten. Damit bekommt die BVG Fahrzeuge, die fast so betagt sein werden wie einst die S-Bahn-Oldtimer.

Neue U- und Straßenbahnen kosten 2,6 Milliarden Euro

Doch so einfach sei die Rechnung für den Kauf neuer Bahnen nicht, konterte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Nach ihren dubiosen Finanzgeschäften, die zu einer Klage der Bank JP Morgan in London geführt hatten, hat die BVG zwar in der Bilanz 2012 Rückstellungen in Höhe von knapp 160 Millionen Euro gebildet – für den Fall, dass sie den Prozess verliert und zahlen muss.

Weil sich beide Seiten inzwischen auf eine Nichtzahlung geeinigt haben, kann die Rückstellung, die 2012 den Bilanzverlust vergrößert hat, nun aufgelöst werden. Zusätzliches Geld komme damit aber nicht in die Kasse, argumentierte Reetz. Nur der ausgewiesene Verlust verringere sich wieder. Würde die BVG die „virtuelle Summe“ für den Kauf neuer Bahnen ausgeben, müsste man einen Kredit aufnehmen, sagte die Sprecherin. Die BVG sei aber bereits mit rund 800 Millionen Euro verschuldet.

Aus Eigenmitteln kann die BVG daher kaum noch neue Fahrzeuge finanzieren. Nach Tagesspiegel-Informationen haben interne Rechnungen ergeben, dass das Unternehmen bis 2030 für neue U- und Straßenbahnen rund 2,6 Milliarden Euro aufbringen müsste. Für den Kauf neuer Straßenbahnen, die derzeit ausgeliefert werden, hat der Senat ein Budget in Höhe von 439,1 Millionen Euro bewilligt. Das Anschaffen neuer U-Bahnen für die Linien 1 bis 4 bezuschusst das Land mit 158 Millionen Euro. Die Kosten für bestellte 156 Gelenkbusse in Höhe von 50,7 Millionen Euro muss die BVG dagegen selbst finanzieren.

Fast alle U-Bahnlinien sind mangelhaft ausgestattet

Dass vor allem auch weitere U-Bahnen für die Linien 5 bis 9 mit den breiteren Fahrzeugen benötigt werden, ist unstrittig. Das Unternehmen hat den Bestand in den vergangenen Jahren verringert, obwohl die Zahl der Fahrgäste gestiegen ist und Berlin mit einer weiter steigenden Zahl von Einwohnern rechnet. Zudem wächst das Netz mit dem Bau der U 5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor. Außerdem müssen in den nächsten Jahren weiter Fahrzeuge aus dem Betrieb genommen werden, um sie modernisieren zu können. Schon heute fehlten aber Züge, um bei Bauarbeiten der S-Bahn Ersatzverkehre zu übernehmen, kritisiert der Fahrgastverband, der auch einen Vertreter der Fahrgäste im Aufsichtsrat der BVG haben will.

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