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Guten Appetit. Auch bei den Basstölpeln auf der Brillenpinguinanlage flanierten beim Tierparkfest Besucher vorbei.

© picture alliance / dpa

Tierparkfest in Berlin: Die große Flatter

Einmal mehr wurde das traditionelle Tierparkfest gefeiert. Und viele fragten sich: Wie geht es nach dem Leitungswechsel weiter?

„Wir gehören zusammen wie der Wind und das Meer, von hier mich zu trennen, wie fällt mir das schwer“, singen Roland Neudert und Petra Kusch-Lück auf der Bühne. An Sonntag beim Tierparkfest wecken die Zeilen angesichts des Weggangs von Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz bei einigen Besuchern fast sentimentale Gefühle. Andere sind erleichtert. Es ist das Ende einer Ära.

Die Ränge im Atrium sind vollbesetzt, die Rentner sitzen eng an eng, auch ein paar junge Leute sind da, sie wollen später Patrick Lindner sehen. Bei den vier Frauen der Formation City Dancer, die zu flotten Schrittfolgen auch noch ihre Oberteile ablegen und dezente schwarze Unterbekleidung zeigen, klicken die Kameras. Unmutsbekundungen gibt es im Publikum hinten, als die Leute vorne neugierig aufstehen und bei der Tierpräsentation den Blick auf Pelikan und Meerkatze versperren. Die Tiere sind die wahren Stars.

So hat das auch Bernhard Blaszkiewitz immer gesehen. Er schüttelt viele Hände, alle kennen ihn, er kennt viele im Publikum. Den Python, „die Schlussnummer der heutigen Vorstellung“, dürfen sich die Kinder sogar umhängen. Dann begrüßt der Zoodirektor die Linke Gesine Lötzsch, „unsere Bundestagsabgeordnete, Sie dürfen ruhig mal applaudieren.“ Lötzsch trage sicher „eine Arbeitsjacke“, scherzt Blaszkiewitz, und so darf sie einen kleinen Wüstenluchs halten.

So kommt der Direktor gut an. Ein kleiner Karakal wischt einem Betreuer eine, das Jungtier auf Blaszkiewitz’ Arm ist sanft und ruhig. Später in der Menge guckt der Chef nicht glücklich, aus seiner Sicht hat man ihm seinen Beruf und seine Berufung gekommen. Doch der Aufsichtsrat hat ihm wegen mangelnder sozialer Kompetenzen und fehlender Aufgeschlossenheit für Modernes den Vertrag gekündigt. Seine Zukunft? Kein Kommentar.

Alles sei nur eine Kampagne der Presse gewesen, sagte er gerade der Tageszeitung taz. „Die Forderung nach Apps und all dem Kokolores! Das kann es ruhig geben, aber ich muss es hier nicht haben. Die Leute sollen die Natur betrachten.“ Das taten Monika und Eberhard Diepgen beim Tierparkfest, der ehemalige Regierende Bürgermeister ist Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung für Zoo und Tierpark. „Blaszkiewitz ist es zu verdanken, dass es den Tierpark überhaupt noch gibt“, sagt Diepgen. „Ich hoffe, dass künftig die Balance gefunden wird zwischen Event und zoologischer Aufklärung.“ Er hätte sich gewünscht, dass während der Debatte um den Chef „die Funktionsträger die Stärken des Tierparks herausgestellt hätten“. Der sei ja groß und grün, aber wirke trist, finden die Zoo-Dauergäste Gerd und Regina Bergemann. „Die kleinen Tierpark-Raubtierkäfige: traurig.“ Dann kommen sie ins Schwärmen. „Wir waren im Zoo Leipzig. Davon können wir hier nur träumen.“ Ob sich dessen Chef jetzt auch für Berlin beworben hat, ist noch offen.

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