
© Kai-Uwe Heinrich
Rentner aus Pankow: Die Hausbesetzer ziehen um
Der besetzte Seniorentreff aus Pankow hat ein neues Zuhause gefunden. So richtig feiern können die Rentner aber trotzdem nicht.
Stand:
Als das Bezirksamt Pankow beschloss, dass der Seniorentreff in der Stillen Straße geschlossen werden soll, hatte es nicht mit den Rentnern gerechnet. Seit 1998 trafen sie sich hier, zum Schnacken, Englisch lernen oder Knobeln. Damit sollte es nun vorbei sein? Nicht mit ihnen! Mit Matratzen und Campingliegen zogen sie in das Haus, besetzten es kurzerhand. Bis die Volkssolidarität die Trägerschaft übernahm.
Sechs Jahre später treffen sich die Senioren immer noch in der Stillen Straße, der Treff ist immer noch offen. „Die Mitgliederbeiträge von 2 Euro im Monat reichen nicht aus, um hier viel zu machen“, sagt Peter Klotsche, 78-jähriges Vorstandsmitglied und Hausbesetzer. Die Dachbalken sind morsch, ein zweiter Fluchtweg fehlt und barrierefrei ist es hier auch nicht.
Ist die Stille Straße gerettet?
Seit Beginn der Woche gäbe es Grund zum Feiern: Auf einem Grundstück in der nahen Tschaikowskistraße soll ein soziales Wohnprojekt entstehen, mit Platz für die Menschen aus der Stillen Straße. Klaus Mindrup (SPD), Bundestagsabgeordneter für Pankow, setzte sich bei dem damaligem Finanz-Staatssekretär Jens Spahn für das Projekt ein: „Entscheiden war sicherzustellen, dass das Grundstück nicht im Bieterverfahren vergeben wird.“ Das hat geklappt, die Gesobau hat das Grundstück gekauft. Jetzt: planen und dann bauen. Mindrup glaubt, dass die Rentner in zweieinhalb Jahren umziehen können.
Den Rentnern läuft die Zeit davon
Die glauben das nicht. „Die Mühlen mahlen langsam in Berlin“, sagt Klotsche, „Wir rechnen mit einem Umzug in drei Jahren.“ Noch stehen auf dem Grundstück Autos, „Und dann müssen die prüfen, prüfen, prüfen.“ Man kann ihm die Ungeduld nicht verübeln: „Die Leute hier sind alt, viele weit über 80, wir haben alle nicht mehr so viel Zeit.“ Deswegen machen sie es sich weiter in der maroden Villa schön, im Sommer wird renoviert.
„Was wir können, machen wir selbst. Aber Malern ist ja schon als junger Mensch anstrengend“, sagt Klotsche und lacht. Nach einem kurzen Wortwechsel mit einem anderen Rentner, ob dieser das Dach reparieren könne oder nicht, sagt Klotsche zu ihm: „Reg dich nicht auf.“ Der andere stemmt die Hände in die Hüften und grinst: "Doch!" Der Kampfgeist bleibt.
Julia Kopatzki
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: