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Schmährufe auf Multikulti und "Schwulisierung": Bärgida-Demo am Hauptbahnhof

© Bartholomäus von Laffert

Bärgida-Aufmarsch in Berlin: Die letzten 100 - ein Ortstermin

Noch immer marschiert Bärgida. Der Chef begrüßt sein "Volk" - jeden Montag am Hauptbahnhof. Eindrücke vom Aufzug.

Ein normaler Montagabend, 18.30 Uhr, auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof. Wie immer ist der Platz weiträumig mit Absperrgittern verbarrikadiert, müde Polizisten lotsen die Touristen durch die Sperrzone. Vor dem Meiniger-Hotel wehen einige Fahnen: schwarz-weiß-rote Reichsflaggen, gelbe mit dem schwarzen Zeichen der europäischen Identitäten, Preußenfahnen. Die Erkennungszeichen der Bärgida. 100 Teilnehmer haben sich der Kundgebung angeschlossen. Seit einem halben Jahr geht das hier so, jeden Montag.

Jugendliche mit kurzen Haaren, ein paar Fans von Hertha BSC und dem 1. FC Union – zu erkennen an ihren Vereinstattoos und Shirts mit Fanklubnamen – und traurig dreinblickende ältere Männer und Frauen. Initiator Karl Schmitt stellt sich auf das improvisierte Rednerpult und grüßt sein „Volk“: „Wir sind weder rassistisch noch faschistisch, wir tragen nur Sorge um das deutsche Volk“, verkündet er, bevor er plötzlich „Nazis raus“ skandiert – was prompt von der anderen Seite des Absperrzauns erwidert wird, wo sich eine Handvoll Antifaaktivisten positioniert hat.

Japaner machen Selfies mit den Demonstranten

Im Fünf-Minuten-Takt schieben sich Spontanredner ans Pult und hetzen abwechselnd gegen den Islam, linke Nichtintellektuelle, gegen die Islamisierung Israels, Amerikanismus, die „Schwulisierung“ und Döner an Schulen. Anschließend spaziert der Trupp langsam gen Brandenburger Tor, während aus den Kehlen immer gleiche Schmähgesänge auf Multikulti, Lügenpresse und Salafisten schallen. Dort trägt der Münchener Gastredner, Bagida-Chef Michael Stürzenberger, seine Verschwörungstheorien vor. Auf der Ostseite des Brandenburger Tors hält die Antifa dagegen: „Say it loud, say it clear, Refugees are welcome here!“

Um die Bärgidisten hat sich eine Touristentraube gesammelt. Eine Gruppe Japaner schießt aufgeregt Selfies mit den Demonstranten. Einer raunt: „Is this a Nazi march?“

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