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Berlin: Die Licht-Klang-Installation des Künstlers Götz Lemberg erlaubt völlig neue Einblicke in die Architektur

Götz Lemberg ist zu beneiden. Der 36-jährige Künstler hat zurzeit einen der schönsten Arbeitsplätze der Stadt: den Französischen Dom.

Götz Lemberg ist zu beneiden. Der 36-jährige Künstler hat zurzeit einen der schönsten Arbeitsplätze der Stadt: den Französischen Dom. Unter seiner Regie verwandelt sich Bauwerk zum Schauplatz einer Licht-Klang-Installation. "Ein Ort, an dem die Leute die Zeit vergessen können", beschreibt Götz Lemberg sein Projekt "Ex-Animo" (aus der Seele kommend).

Ein leises Wispern, dunkle Cellotöne, Glockenspiele und Wasserklänge - wer den Französischen Dom ab morgen betritt, der erlebt in dem spiralförmigen Treppenhaus nicht nur sein blaues Wunder. Das Farbspektrum des Lichts reicht von Rot im Eingang am Fuß der Treppe, über Orange und Blau bis hin zu Violett unter der Kuppel. Aus 200 Halogenflutern strahlen die Farben durch die offenen Fensterbögen. Und mit jedem Stockwerk wird nicht nur eine neue Farbe, sondern auch eine neue Klangkomposition durchwandert. Bis dahin muss der Besucher zwar 254 Stufen erklimmen. Doch die Mühe des Aufstiegs lohnt sich allemal.

Mit dem begehbaren Licht-Klang-Raum im Dom soll das Eintauchen in eine andere Welt ermöglicht werden. Die bekannte Perspektive des Raumes löst sich für den Wanderer endgültig durch ein weiteres, dem Gebäude gänzlich fremdes Element auf: dem Wasser. Zwei Wasserbecken, eines im Untergeschoss und eines im ersten Stock, verwandeln den Turm in eine sich widerspiegelnde Säule von über 100 Metern. Farben und Klänge sowie das Wasser verfremden dabei das Vertraute, die Sinne für das Unerwartete werden geweckt.

Aber dem Besucher wird keine Vorgabe darüber gemacht, was er sehen, hören oder fühlen soll. "Jeder darf und soll das empfinden, was und wie er möchte", sagt der Künstler. Ob das nun einfach nur der Eindruck "alles so schön bunt hier" sei oder ob der Wandel der Farben und Klänge auch einen Wechsel der Gedanken und Gefühle mit sich bringt - alles ist möglich.

Nach dem Studium der Germanistik und Amerikanistik an der Freien Universität hatte es Götz Lemberg an die Hochschule für Musik "Hanns Eisler" gezogen. Dort erwarb er sich Kenntnisse im Bereich des Kulturmanagements, wirkte nach Studium bei zahlreichen Projekten mit, wie bei der Musiktheaterproduktion "The Cave" des Hebbel-Theaters. Erst seit vier Jahren konzentriert sich der gebürtige Frankfurter auf Klang-, Raum- und Lichtinstallationen. Mit Arbeiten für die 300-Jahr-Feier der Akademie der Künste und in der Neuköllner Philipp-Melanchton-Kirche machte Lemberg von sich reden. Für die ungleich teurere Installation im Dom gewann der Designer rasch Förderer. Sowohl der Senat als auch "Partner für Berlin", die Initative Neue Musik e.V. sowie mehrere Sponsoren sagten zu.

Denn als Zeichen seines "inneren Wandels" wird der Dom für die Dauer der Austellung auch von außen mit einer weithin sichtbaren Lichthülle überzogen und damit zum Anziehungsmagneten, bestimmt nicht nur für Touristen.Licht-Klang-Installation "Ex-Animo", Französischer Dom, 16. Oktober 1999 bis 16. Januar 2000, Freitag bis Montag und Mittwoch von 16 bis 22 Uhr, Donnerstag von 10 bis 22 Uhr, Dienstag geschlossen. Eintritt zehn, ermäßigt acht Mark.

Sabrina Born

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