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Dominosteine: Die Stadt ist wieder geteilt

Für das „Fest der Freiheit“ wurde die Mauer aus Dominosteinen aufgebaut. Es war kein Durchkommen.

Berlin feiert die Befreiung von der Mauer – und baut sie gerade deshalb wieder auf. Aber nur in Form von überdimensionalen Dominosteinen aus Styropor und mit Platz zum Durchgucken zwischendrin.

Am Freitag dominierten Riesenstaus die Innenstadt. Aber ab Sonnabend um 10 Uhr steht die Galerie der Dominosteine zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz für die Flanierenden bereit. Schon am Freitag war die Stadt entlang der Dominoreihe geteilt. Da die Steine in einer Gasse aus Bauzäunen stehen, war es nicht mehr möglich, zwischen ihnen hindurchzugehen. So mancher Tourist wunderte sich, als sich der Weg vom Potsdamer Platz die Ebertstraße entlang als Sackgasse erwies, auch am Brandenburger Tor ist kein Durchkommen mehr. Da half nur der Rückweg. Aber das Sicherheitspersonal, das die Steine in zwei Schichten rund um die Uhr bewacht, gab gerne Auskunft, wie man doch noch an sein Ziel auf der anderen Seite der Mauer gelangt. Einmal machten sie sogar eine Ausnahme und rückten das Gitter für eine ältere Dame, die von Ost nach West wollte, beiseite. Die Wachleute stehen dort nun bei Tag und Nacht, Regen oder Schnee und bleiben dabei ausnehmend freundlich. „Wenn mir das keinen Spaß machen würde, hätte ich mir den Job ja nicht ausgesucht“, erklärte einer der in orangefarbene Westen gekleideten Männer. Er versicherte auch, dass es niemandem gelingen werde, den Steinen zu nahe zu kommen, oder sie gar vorzeitig umzuwerfen. Dorett Auerswald von der gemeinnützigen Landesgesellschaft „Kulturprojekte Berlin“, die das Ereignis organisiert haben, erklärte die hohen Sicherheitsvorkehrungen auch damit, dass es sich bei den Dominosteinen schließlich um eine Ausstellung handelt. „Da ist eine Bewachung ganz normal.“

Die Steine stehen auf am Boden liegenden Stahlplatten und sind an ihnen mit Stiften befestigt. Gestern waren die meisten noch in graues Vlies gehüllt. Im richtigen Winkel und von Weitem betrachtet verstärkte das noch den Eindruck einer abweisenden Mauer.

Aber längst dreht sich am Brandenburger Tor nicht mehr alles um die Dominosteine. Sie sind nur ein Teil des „Fests der Freiheit“ am kommenden Montag. Links und rechts der Domino-Mauer wurden bereits etliche Stände aufgebaut, Kabel ausgerollt, Scheinwerfer installiert, Sanitäranlagen aufgestellt und Bühnen für das Begleitprogramm aufgebaut.

Grundidee des Projekts war, Jugendliche, die den Mauerfall nicht erlebt haben, zur Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen. Dazu wurden Schüler, Auszubildende und Studenten eingeladen, die 2,50 Meter hohen und einen Meter breiten Steine individuell zu gestalten. „Für diese Fläche braucht es wirklich eine Idee“, sagt Auerswald. Das Goethe-Institut und das Auswärtige Amt haben die Steine zudem in die ganze Welt getragen. So arbeiteten Jugendliche in Istanbul, Polen und Paris an der Galerie mit. Es werden knapp 1000 Steine sein, genau hat sie keiner gezählt. Selbst am Freitag noch lieferten Kuriere die letzten Stücke an.

Jana Peters

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