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Berlin: Die Straßenschlacht in Kreuzberg

Bis kurz vor 20 Uhr sah alles danach aus, als würde es ein ruhiger, sonniger 1. Mai werden. Dann flogen Steine und Autos wurden angezündet

15.54: Die Demo „Revolutionärer 1. Mai“ startet am Oranienplatz. Die Stimmung ist entspannt, die Polizei hält sich zwar im Hintergrund, ist aber nicht zu übersehen. Sie schätzt 3500 Demonstranten.

17.33: Die Demo geht unter dem mehrminütigen Absingen der „Internationalen“ zu Ende. Die Sonne scheint. Es ist absolut friedlich, die meisten Menschen sitzen in den Cafés und warten auf den Abend.

19.05: Die zweite Demonstration startet am RosaLuxemburg-Platz in Mitte. Gut 3000 Leute machen sich auf in Richtung Kreuzberg.

19.30: An der Ecke Reichenberger Straße/Mariannenstraße wird die Polizei zum ersten Mal mit Steinen beworfen, von vermummten, vermutlich türkischen Jugendlichen. Die Lage beruhigt sich aber bald wieder.

20.07: Die zweite Demo überquert die Spree und erreicht Kreuzberg.

20.08: Die Band auf dem Heinrichplatz hört plötzlich auf zu spielen. Die Bühne wird abgebaut, eine unheilvolle Stille entsteht.

20.12: Vermummte Autonomen gehören, zerstören plötzlich und sehr koordiniert die friedliche Stimmung. An der Naunyn- / Ecke Mariannenstraße wird ein Auto umgeworfen.

20.17: Die Vermummten treiben die Polizei die Mariannenstraße hinunter in Richtung Hochbahn. Sie werfen Steine.

20.25: In der Mariannenstraße zwischen Heinrichplatz und Skalitzer Straße eskaliert die Gewalt. Schaufenster gehen zu Bruch, Autos werden angezündet. Besonders schlimm erwischt es das Seat-Autohaus an der Skalitzer Straße. Die Polizei hat sich zur BP-Tankstelle an der Skalitzer Straße zurückgezogen und wird mit Leuchtraketen beschossen.

20.26: Die zweite Demo erreicht ihr Ziel am Lausitzer Platz.

20.28: Die Polizei formiert sich und schlägt über die Ecke Skalitzer Straße/Oranienstraße zu.

20.38: Die Aktionen der Randalierer sind so zielgerichtet und massiv, dass sich die Polizei wieder in Richtung Tankstelle und Mariannenplatz zurückzieht.

20.43: Aus den Hinterhöfen am Heinrichplatz werden Molotow-Cocktails geholt. Für die Punks ist jetzt wohl die Grenze erreicht. Sie schimpfen auf die Autonomen, weil die alles kaputt schlagen.

20.45: Die Polizei interveniert am Autohaus. Etwas spät, inzwischen wurden die Scheiben der oberen Etagen eingeworfen.

20.50: Die Polizei stürmt den Heinrichplatz, setzt Tränengas und Wasserwerfer ein. Die Feuerwehr will die brennenden Autos löschen, erkennt aber die Aussichtslosigkeit und zieht sich zurück.

20.55: Durch Kreuzberg fahren keine U-Bahnen und Busse mehr.

20.59: Die Polizei hat die Mariannenstraße zwischen Heinrichplatz und Skalitzer Straße weiträumig abgeriegelt. Vor lauter Rauch ist nichts mehr zu erkennen. Die Randalierer können sich gut zurückziehen.

21.12: Die Polizei stürmt den Mariannenplatz. Offensichtlich vermutet sie, dass sich die Autonomen dort versteckt haben. Das Konzert auf dem Mariannenplatz, das Jugendliche von der Gewalt fern halten sollte, wird abgebrochen.

21.50: Die Autonomen haben sich aufgeteilt und ziehen randalierend durch Straßen in der Umgebung. Der Schwerpunkt der Krawalle verlagert sich in die Muskauer Straße. Dort werden weitere Autos angezündet, eine Sparkassen-Filiale wird demoliert.

22.00: In der Muskauer Straße 13 steht ein Anwohner im 2. Stock auf dem Balkon. Er versucht, mit einem Gartenschlauch ein brennendes Auto zu löschen.

22.09: Ein Wasserwerfer rückt an, um die brennenden Wagen in der Muskauer Straße zu löschen. Rund 40 Polizisten nähern sich der verwüsteten Sparkasse, trauen sich aber nicht weiter – obwohl die Randalierer längst zum Lausitzer Platz abgezogen sind.

22.17: In der Eisenbahnstraße brennen seit einer Viertelstunde mehrere Autos. Weder Polizei noch Feuerwehr ist in Sicht.

23.04: Die Lage hat sich beruhigt. Die meisten Randalierer setzen sich ab, rund 30 wurden festgenommen. ha/weso/tabu/fan/suz

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