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Berlin: Die wollen doch nur spielen

Kalt erwischt: Anstehen für die neue Playstation

Hinterher war alles ganz unspektakulär. Sebastian Stern hatte schnell die Bestätigung zur Vorbestellung in der Hand, die Security ließ ihn als Ersten hinein. Heraus kam er durch den Hintereingang als erster Besitzer einer Playstation 3 in Deutschland. „Jetzt probiere ich erst einmal aus“, sagte er kurz nach Mitternacht und zeigte glücklich die beiden Spiele, die er noch zusätzlich gekauft hatte. Knapp drei Stunden musste er am Donnerstagabend in der Schlange vor dem Style Store im Sony Center am Potsdamer Platz warten, bis er sein Geburtstagsgeld in die 600 Euro teure Spielekonsole umtauschen konnte.

Den bei drei Grad Celsius in der Kälte bibbernden Jugendlichen hatte Sony die Zeit jedoch gut vertrieben. In drei Zelten konnte man schon einmal testen, wie es sich anfühlt, querfeldein mit einer Moto-Cross-Maschine oder als Michael Schumacher durch die Haarnadelkurve zu fahren. Schulter an Schulter standen die jugendlichen Spielefans an Terminals, um auf der Playstation 3 zwei der ersten Titel – „Motorstorm“ und „Formula One“ – auszuprobieren. Die restliche Wartezeit überbrückte Sony dann mit einem Showprogramm, das wohl die meisten der knapp 3000 Besucher angelockt hatte. Hip-Hopper mit tief hängenden Hosen warteten auf den Berliner Rapper Sido, schwarz gekleidete Kajalmonster, die Bill Kaulitz von Tokio Hotel neidisch gemacht hätten, warteten auf die Rocker von Good Charlotte – und in den ersten Reihen vor der großen Bühne warteten schließlich Horden kreischbereiter und mit Plakaten und Liebesschwüren bewaffneter Teenies auf die eigentlichen Stars des Abends: Die Boygroup „US5“.

Wann immer jemand auf der Bühne diesen Namen in sein Mikrofon rief, führte dies zu einem Kreischkonzert der Mädchen. Irgendwann wurde es auch dem Moderatorenduo zu viel, spätestens als eine 13-Jährige ihnen „Ixy ist die geilste Sau, die auf der Erde wandelt!“ ins Mikro schrie. Die Boygroup kam dann auch, wie es sich für Stars gehört, mit einer ordentlichen Verspätung. Und nach vier Songs war auch schon wieder Schluss mit den perfekt gestylten Jungs und ihrer Tanzshow – schließlich nimmt Sony für seinen Promotiongig keinen Eintritt.

Mitunter skurrile Einfälle hatten einige Berliner, um kostenlos an den begehrten Kasten zu kommen. Frei nach dem Motto „Was würdest du tun?“ präsentierten sie sich in Dessous oder legten ein Striptease auf die Bühne. Ein Dritter aß zehn rohe Eier, löffelte Butter und Kaffeepulver – nur um hinterher eine Playstation in den Händen zu halten.

Als um Mitternacht endlich der Countdown für den europaweiten Verkaufsstart losging, hatten sich vor dem Style Store schon knapp 200 Wartende eingefunden, die aufs Objekt der Begierde warteten. 650 Geräte stapelten sich zu Beginn des Mitternachtsverkaufs im Geschäft. Um Punkt 0 Uhr fielen dann tausende „Playstation-Dollars“ vom Himmel, Fotohandys blitzen auf und Jugendliche begannen emsig zu sammeln – mit einem bestimmten Dollar ließ sich immerhin eine der Konsolen gewinnen.

Ein Spielefan wurde jedoch zum Pechvogel des Abends: Ihm wurde seine gerade erworbene PS3 in derselben Nacht von zwei bewaffneten Männern wieder abgenommen. Die Räuber entkamen mit dem Gerät. Bei den restlichen Besuchern blieb jedoch die Partystimmung, und alle hatten es eilig endlich nach Hause zu kommen. „Bei mir zu Hause wird gefeiert“, sagte der Schüler Lennard Heimberg. Das Bier sei schon kaltgestellt. Na, dann Happy Birthday, Playstation.

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